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Hand in Hand. Partnervermittlungen können bei der Suche nach einem Lebensgefährten hilfreich sein.
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Das Geschäft mit Partnervermittlungen: Liebe auf den ersten Klick

Millionen Deutsche suchen im Internet einen Partner fürs Leben. Welche Angebot es gibt – und welche Fallstricke.

Die Deutschen sind nicht gerne alleine – zumindest nicht auf lange Sicht. Ab einem Alter von etwa 30 Jahren begeben sich besonders viele Menschen auf die Suche nach einem festen Lebenspartner. Ob aus Zeitnot oder aus Angst vor der eigenen Courage: Viele wollen diese Herzensangelegenheit nicht dem Zufall überlassen und setzen auf professionelle Unterstützung. Dabei ist die Partnersuche mittlerweile vor allem für Online-Vermittler wie Parship, eDarling oder Heartbooker ein lohnendes Geschäft: Rund 8,4 Millionen Nutzer pro Monat sind derzeit laut dem Unternehmen singleboersen-vergleich.de auf den Seiten von deutschsprachigen Singleportalen im Internet unterwegs. Allein im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Branche hierzulande einen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro – ein Plus von vier Prozent. Für weniger netzaffine Menschen bieten klassische Partnervermittlungen eine Alternative (siehe Kasten). Wir haben Angebote und Preise verglichen.

Parship ist Marktführer Online

Vier Online-Anbieter dominieren den Partnervermittlungsmarkt in Deutschland. Auf deren Portalen kann man nach Zahlung einer Mitgliedsgebühr Kontakte im deutschsprachigen Raum, aber auch im Ausland knüpfen. Der Marktführer ist das in Hamburg ansässige Unternehmen Parship, das vor wenigen Wochen zusammen mit dem Konkurrenten Elitepartner vom Medienkonzern ProSiebenSat1 übernommen wurde. Das Portal, das sich an Singles zwischen 25 und 59 Jahren richtet, zählt nach eigenen Angaben derzeit rund vier Millionen registrierte Nutzer in Deutschland und ist somit hierzulande Marktführer. Die Agentur Elitepartner zielt speziell auf bindungswillige Akademiker zwischen Ende 20 und Mitte 50. Dabei wird nicht jeder, der sich bei dem Portal als Mitglied bewirbt, tatsächlich auch in den Kundenstamm aufgenommen: Rund ein Viertel der Bewerber wird laut einer Unternehmenssprecherin abgelehnt, weil die Persönlichkeitsprofile nicht zur Marke passen.

Von Berlin aus agiert seit Herbst 2009 die Partnervermittlung eDarling. Das Unternehmen verfolgt einen globalen Ansatz und stellt Kontakt zu Singles in der ganzen Welt her. Mehr als 13 Millionen Menschen nutzen den Service der Onlineagentur nach eigenen Angaben mittlerweile weltweit. „Jeder Mensch hat Anspruch auf eine glückliche Partnerschaft“, heißt es auf der Homepage der Berliner Plattform Heartbooker. Der Onlinevermittler zielt auf eine in Deutschland ansässige Klientel ab 30 Jahren. Das Unternehmen zählt derzeit mehr als 1,4 Millionen Mitglieder und überprüft jede Kontaktanzeige auf Echtheit.

So funktioniert das "Matching“

Alle vier Portale funktionieren nach demselben Prinzip: Nutzer erstellen auf den Homepages der Vermittler mehr oder weniger umfangreiche Persönlichkeitsprofile, für die eine Reihe von Fragen beantwortet müssen. Auch ein aktuelles Porträtfoto kann auf den Seiten hochgeladen werden. Nicht alle Daten, die der Kunde von sich preisgibt, sind dabei später für Dritte sichtbar. Die Online-Vermittler vergleichen die einzelnen Informationen mithilfe von Algorithmen miteinander und machen den Nutzern anhand der Übereinstimmungen konkrete Kontaktvorschläge. Diese entscheiden am Ende natürlich selbst, mit welchen Personen sie in Verbindung treten und welche Informationen sie für Dritte freigeben möchten.

Kosten: Schnell mehr als 400 Euro im Jahr

Die Anmeldung ist bei den meisten Partnervermittlungen im Internet kostenlos. Allerdings hat der Kunde davon keinen unmittelbaren Nutzen – den gibt es erst, wenn die Dienstleistung abonniert wird. Am teuersten ist die Mitgliedschaft bei Parship: Die Partnersuche kostet hier zwischen 449,90 (sechs Monate) und 837,60 Euro (24 Monate). Günstiger wird es bei Elitepartner: Hier zahlen Mitglieder zwischen 179,40 Euro (sechs Monate) und 717,60 Euro (24 Monate). Zusätzlich zu den Standardpreisen gewährt das Unternehmen zu saisonalen Anlässen wie Weihnachten oder Großereignissen wie den Olympischen Spielen Rabatte auf die Mitgliedsbeiträge. Neben dem Halbjahresvertrag (299,40 Euro) und der Mitgliedschaft für ein Jahr (418,80 Euro) bietet eDarling auch ein Abo für drei Monate zum Preis von 209,70 Euro an. Bei Heartbooker zahlen Mitglieder für einen Monat 59,90 Euro, für drei Monate 119,40 Euro und für ein halbes Jahr 176,40 Euro. Bei der sechsmonatigen Mitgliedschaft erhalten die Kunden eine „Kontaktgarantie“: Sollte innerhalb von sechs Monaten kein gegenseitiger Kontakt zu mindestens fünf Mitgliedern entstanden sein, verlängert das Unternehmen die Mitgliedschaft kostenfrei um weitere sechs Monate.

Nutzer sollten vom Widerruf gebrauch machen

Wird ein Vertrag übers Internet geschlossen, steht Verbrauchern ein 14-tägiges Widerrufsrecht zu – egal, ob die Dienstleistung bereits in Anspruch genommen wurde oder nicht. In der Praxis scheint das einige Unternehmen allerdings nicht zu interessieren: Die Verbraucherzentrale Hamburg hat mehrere Partnervermittlungen im Internet abgemahnt, weil sie versucht haben, ihren Kunden das Widerrufsrecht abzusprechen. Dieses erlischt laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) aber nur dann vorzeitig, wenn ein Unternehmen auf den ausdrücklichen Wunsch des Kunden mit der Ausführung der Dienstleistung begonnen hat und diese vor Ablauf der Widerrufsfrist vollständig erbracht hat. Das vorzeitige Erlöschen des Widerrufsrechts kommt daher bei Verträgen, bei denen der Verbraucher zum Beispiel ein Single-Portal ein Jahr nutzen kann, gar nicht in Betracht. Denn in diesem Fall hat ein Unternehmen erst mit Ablauf der Vertragslaufzeit seine Leistung vollständig erbracht.

Formal korrekt kündigen

Wer Mitglied eines Online-Vermittlers geworden ist und nach einiger Zeit aus dem Vertrag aussteigen möchte, sollte rechtzeitig kündigen. Obwohl die Anmeldung bei Singleportalen problemlos im Internet möglich ist, schreiben einige Anbieter für eine Kündigung die Schriftform per Brief vor. Eine solche Klausel ist nach Auffassung der Verbraucherzentrale Hamburg unwirksam. Wer auf der sicheren Seite sein möchte, sollte seine Kündigung dennoch per Einschreiben an die Partnervermittlung schicken. Die vorgeschriebenen Kündigungsfristen unterscheiden sich je nach Unternehmen: Bei Parship beispielsweise muss die Kündigung drei Monate vor Ablauf der vereinbarten Mitgliedschaft vorliegen. Ob die Kunden von Partnervermittlungen im Internet darüber hinaus ein Recht zur fristlosen Kündigung haben, ist umstritten. Laut Verbraucherzentrale Hamburg handelt es sich bei der Partnervermittlung im Netz nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch um „Dienste höherer Art“, die jederzeit kündbar sind.

Was mit den Daten passiert

Online-Partnervermittler speichern Millionen von besonders sensiblen Kundendaten. Parship und andere Wettbewerber versichern, die Informationen ausschließlich für die Partnervermittlung zu nutzen und sie nicht an Dritte weiterzugeben. Das entspricht den Vorschriften, denn die Weitergabe von personenbezogenen Daten ist ohne Einwilligung des Nutzers nicht zulässig. Es gibt aber Ausnahmen. Listenmäßig zusammengefasste Informationen dürfen beispielsweise für die Eigenwerbung des Unternehmens genutzt werden. Auch hier kann der Kunde allerdings widersprechen. Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), in denen sich der Anbieter eine uneingeschränkte Nutzung der Kundendaten sichert, sind unwirksam. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte bereits bei der Datenerhebung einen Nutzungswiderspruch einlegen. Die Firma eDarling gibt Kundeninformationen in anonymisierter Form zu wissenschaftlichen Zwecken weiter. Prinzipiell ist das zulässig. Bevor man einer entsprechenden Vereinbarung zustimmt, sollte man sich allerdings erkundigen, wie weit die Anonymisierung reicht. Sie ist laut Verbraucherschützern nur dann gegeben, wenn die zur Verfügung gestellten Informationen nicht mit einer bestimmten Person in Verbindung gebracht werden können.

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