zum Hauptinhalt
Tim Höttges soll ab 2014 die Geschicke der Telekom lenken.
© dpa

Internet-Drosselung: Künftiger Telekom-Chef deutet höheres Datenvolumen an

Die Telekom entschärft nach heftiger Kritik ihre Pläne für die Tempo-Drosselung im Festnetz immer weiter. Vor allem mit der Kritik der Politik hatte der Konzern offenbar nicht gerechnet.

Im Streit um die Tempo-Bremse beim Festnetz-Internet rudert die Deutsche Telekom weiter zurück. Der künftige Konzernchef Tim Höttges versprach in einem Interview, die kürzlich festgelegten Daten-Obergrenzen in den Tarifen anzuheben, wenn Durchschnittsnutzer sie überschritten.

„Wenn die neuen Regeln ab 2016 in Kraft treten, schauen wir uns genau an, welche Kunden was wollen und nutzen“, sagte Höttges der „Rheinischen Post“. „Wenn der Durchschnittsnutzer dann wegen des Videobooms viel mehr Datenvolumen benötigt als aktuell, wird das Inklusiv-Volumen eben erhöht.“

Die Telekom hatte am 2. Mai für Neukunden im Festnetz Daten-Obergrenzen eingeführt, bei deren Überschreiten die Geschwindigkeit der Internet-Verbindung gedrosseln werden kann. Die Tempo-Bremse soll allerdings nicht vor 2016 greifen.

Die Pläne lösten heftige Kritik von Nutzern und Mahnungen aus der Politik aus. Die Telekom stellte danach klar, dass es auch weiterhin „echte“ Flatrates mit unbegrenztem Datenvolumen geben werde, voraussichtlich für zehn bis 20 Euro mehr. Vergangene Woche wurde zudem die Geschwindigkeit, auf die gedrosselt werden soll, von 384 Kilobit pro Sekunde auf zwei Megabit pro Sekunde erhöht - das ist immerhin das doppelte Tempo der einfachsten DSL-Leitung.

Die Telekom hatte auch bisher in Aussicht gestellt, dass die Eckwerte zum Jahr 2016 an die Nutzungs-Gegebenheiten angepasst werden. Die Zusage von Höttges, das Inklusiv-Volumen werden dann „eben erhöht“, geht aber noch weiter.

Außerdem rechnet Höttges mit einer veränderten Lage durch den Trend zu Verbindungen mit höherer Geschwindigkeit: „Künftig werden deutlich mehr Kunden schnellere Anschlüsse mit 50 oder 100 Megabit/Sekunde buchen - und die erhalten ja dann sowieso höhere Datenvolumen inklusive.“

Auch der derzeitige Vorstandschef René Obermann rechtfertigte in dem Interview das umstrittene Vorgehen der Telekom: „Dass die Netzgemeinde sensibel ist, das wissen wir. Deren Reaktion haben wir erwartet.“ Nicht erwartet haben die Telekom die „widersprüchlich populistische Reaktion mancher Politiker“. Sie ignorierten, dass die Milliarden-Investitionen der Telekom zurückverdient werden müssen.„Sie fördern lieber Google und Co. statt die heimischen Netzbetreiber.“

Zur künftigen Zusammenarbeit mit Anbietern von Internet-Inhalten sagten Höttges und Obermann, dass die Telekom vor allem „Kooperationen gerade mit kleinen und innovativen Unternehmen“ anstrebe: „Start-ups und ihre Ideen machen unser Angebot attraktiv“, sagte Obermann. Großkundenrabatte für Internetgiganten wie Google oder Youtube werde es hingegen „ganz sicher nicht“ geben.

Höttges und Obermann reagierten damit auf die Kritik, dass der hauseigene Fernsehdienst Entertain bevorzugt und nicht am Inklusiv-Volumen zehren werde - im Gegensatz zu Videodiensten anderer Anbieter. Die Telekom verweist darauf, dass Entertain ein gesondert reguliertes und bezahltes Fernsehangebot sei. (dpa)

Zur Startseite