Flüge immer teurer: Kunden weichen auf Bahn und Bus aus
Seit dem Aus von Air Berlin schießen die Flugpreise in die Höhe. Die Reisenden reagieren: Sie steigen auf billigere Alternativen um.
Angesichts der exorbitant gestiegenen Flugpreise steigen immer mehr Kunden bei Reisen innerhalb Deutschlands auf die Bahn um. „Aktuell verzeichnen wir einen sehr positiven Buchungsverlauf für die nächsten Monate von mehr als zehn Prozent“, sagte ein Bahnsprecher dem Tagesspiegel. „Wir erwarten auch für dieses Jahr erneut einen neuen Fahrgastrekord im Fernverkehr“.
Flüge sind bis zu 50 Prozent teurer geworden
Nach dem Aus von Air Berlin Ende Oktober sind die Preise für innerdeutsche Flüge teils drastisch gestiegen. Privatleute müssen an Werktagen bis zu 26 Prozent mehr, an Wochenenden sogar fast 40 Prozent mehr für ihre Tickets zahlen, hat das Internetportal „Mydealz“ herausgefunden. Für Geschäftskunden ist es teilweise noch teurer geworden. Der Verband Deutsches Reisemanagement spricht von Preiserhöhungen bis zu 50 Prozent. Besonders betroffen: Strecken aus Berlin und Düsseldorf, auf denen Air Berlin der einzige Konkurrent der Lufthansa war.
Doch immer mehr Reisende machen den Preispoker nicht mehr mit und suchen sich eine andere Reisegelegenheit. Davon profitiert vor allem die Bahn. Wer frühzeitig bucht, reist hier deutlich billiger als mit dem Flieger. Hinzu kommt, dass die ICEs mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember teilweise schneller werden. Seit dem Start des Vorverkaufs für die neuen Verbindungen haben die Buchungen spürbar angezogen. Die Bahn stellt das für alle relevanten Fernverkehrsverbindungen fest, besonders aber für die einstigen Strecken von Air Berlin.
Auf den Verbindungen von Berlin nach München und Köln/Düsseldorf sowie zwischen München und Köln/Düsseldorf haben sich die Ticketverkäufe „deutlich“ erhöht, heißt es bei der Bahn. „Daher gehen wir davon aus, dass ein Teil der bisherigen Air-Berlin-Fluggäste, insbesondere Geschäftsreisende, zukünftig auf die Züge der Deutschen Bahn wechseln wird.“ Für Dienstreisende dürfte besonders der neue Sprinter interessant sein, der München von Berlin aus in weniger als vier Stunden erreicht.
Fünf mal so viele Sitzplätze wie in den Fliegern
Die Lufthansa hatte die Preisexplosionen damit begründet, dass nach dem Wegfall von Air Berlin Kapazitäten fehlen. Bei der Bahn scheint man solche Engpässe auf den einstigen Air-Berlin-Strecken nicht zu haben. Weil die ICEs stündlich fahren, gebe es auf der Schiene fünfmal so viele Sitzplätze wie im Flugverkehr, heißt es bei der Bahn. Im vergangenen Jahr lag die Auslastung der Fernverkehrszüge bei 53 Prozent, für 2017 rechnet man mit 55 Prozent.
Konkurrenz bekommt die Bahn von Flixbus. Der größte deutsche Fernbusanbieter kann darauf hoffen, sich ebenfalls ein größeres Stück vom Kuchen abzuschneiden. „In der Vergangenheit hat Flixbus immer wieder Anstiege verzeichnet, wenn beispielsweise andere Verkehrsmittel durch Bauarbeiten, Streiks oder durch die Folgen von Stürmen oder Unwettern ausgefallen sind“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. So habe man seinerzeit beim Pilotenstreik der Lufthansa auf der Verbindung Berlin-München die Buchungen um bis zu zehn Prozent steigern können.
Auch der Hamburg-Köln-Express fährt Weihnachten wieder
Flixbus bietet nicht nur Busverbindungen, das Unternehmen verkauft auch Tickets für die Bahn-Konkurrenten Locomore und – für eine begrenzte Zeit – den Hamburg-Köln-Express (HKX). Locomore ist auf der Strecke Berlin-Stuttgart unterwegs, HKX fährt von Köln über das Ruhrgebiet nach Hamburg. Das Unternehmen, das mit Billigpreisen von 18 Euro für die Strecke wirbt, hatte seinen Zugbetrieb Anfang Oktober vorübergehend eingestellt, fährt aber im Dezember wieder. Tickets für Fahrten zwischen dem 22. Dezember und dem 2. Januar werden über Flixbus verkauft.