Skimming: Kriminelle manipulieren Berliner Geldautomaten
Um Kontodaten abzugreifen, manipulieren Kriminelle verstärkt Geldautomaten – vor allem in Berlin. Dabei können sie mit den Daten kaum noch etwas anfangen.
Sie kleben falsche Tastaturen auf oder bringen manipulierte Kartenschlitze an. Um an Kontodaten zu gelangen, machen sich Kriminelle derzeit wieder verstärkt an Geldautomaten zu schaffen – vor allem in Berlin. Zwar wurden bundesweit im ersten Halbjahr nur 94 Bankautomaten manipuliert: Allerdings steht ein Drittel davon in der Hauptstadt. An 62 Berliner Geldautomaten versuchten Kriminelle demnach ihr Glück, um mit den gestohlenen Daten Geld abzuheben. Das zeigt eine aktuelle Statistik von „Euro Kartensysteme“, einem Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Banken, das sich bundesweit um die Sicherheit der Geldkarten kümmert.
Der Trick, über moderne Technik Kontodaten abzugreifen, ist an sich nicht neu. Bereits seit Jahren warnen Experten vor dem sogenannten Skimming. Kriminelle greifen mithilfe von gefälschten Tastaturen, Kartenschlitzen und Kameras die Kontodaten und die PIN-Nummern der Kunden ab. Später versuchen sie, mit kopierten Karten Geld abzuheben. Den Kunden fällt das erst auf, wenn sie das nächste Mal ihren Kontostand prüfen.
Für Datendiebe wird es schwieriger
„Kriminelle versuchen mit allen Mitteln, an Kartendaten zu kommen“, sagt Margit Schneider von Euro Kartensysteme. Allerdings sei es für die Diebe in den letzten Jahren sehr viel schwieriger geworden, die Daten auch zu nutzen. So seien mittlerweile fast alle deutschen Girokarten mit EMV-Chips versehen. Durch sie werden die Daten verschlüsselt, außerdem kann der Automat die Karte so auf ihre Echtheit überprüfen.
Der Schaden, der durch Skimming entsteht, geht deshalb zurück. Im ersten Halbjahr lag er bundesweit bei 840.000 Euro. Dass er trotz aller Sicherheitsvorkehrungen nicht bei null liegt, hat damit zu tun, dass längst nicht alle Länder auf die EMV-Technik setzen. So können Kriminelle mit den geklauten Daten weiterhin im Ausland Geld abheben: etwa in den USA, in Indonesien, Nepal oder Indien. Zumal die meisten Datendiebe keine Einzelgänger sind. Meist handle es sich „um organisiert vorgehende ausländische Gruppen“, heißt es bei der Polizei. Kriminelle, die hierzulande Daten abgreifen, verkaufen sie entweder weiter oder haben Komplizen im Ausland. Die Banken reagieren darauf zunehmend, indem sie auf Geoblocking setzen: Sie sperren die Konten grundsätzlich für Abhebungen im Ausland. Wer verreisen und seine Karte nutzen will, muss sie sich bei der Bank dann erst freischalten lassen.
Durch Kartendiebstahl entsteht ein Millionenschaden
Ganz vermeiden können die Institute den Betrug trotz allem nicht. So entsteht der größte Schaden immer noch dadurch, dass Kriminelle nicht nur die Daten, sondern gleich das ganze Portemonnaie stehlen. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres ist durch geklaute Geldkarten bundesweit ein Schaden von sieben Millionen Euro entstanden, zeigt die Statistik. Schneider sagt: „Die Kunden gehen zu unvorsichtig mit ihren PIN-Daten um.“ Zu viele Verbraucher würden die Nummer notieren, statt sie auswendig zu lernen.
Hinzu kommt, dass neue Technologien neue Risiken bergen. Das Bundeskriminalamt rechnet mit „technisch verfeinerten und teilweise gänzlich neuen Angriffsszenarien“. So ist unklar, wie schnell Diebe Wege finden, um die neue NFCTechnologie zu knacken. Mit dieser Funktechnik in der Karte oder im Smartphone können Kunden zahlen, indem sie nur kurz ihre Karte oder ihr Handy ans Lesegerät halten – sie brauchen weder unterschreiben noch die PIN eingeben. Gerade Schwachstellen bei der NFC-Technologie seien noch „weitgehend unerforschtes Gebiet“, heißt es beim BKA. mit dpa
Carla Neuhaus
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