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Geldabheben wird zukünftig teurer
© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Gebühren fürs Geldabheben: Kreativität der Banken beim Kundenschröpfen

Statt die Digitalisierung voranzutreiben und Überkapazitäten abzubauen, bitten die deutschen Banken und Sparkassen lieber ihre Kunden mit immer neuen Gebühren zur Kasse. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Til Knipper

Schuld ist immer die Europäische Zentralbank, wenn man den Vertretern der deutschen Finanzindustrie glaubt. Sie verhindert mit ihrer Niedrigzinspolitik, dass die Geldhäuser hierzulande überhaupt noch Geld verdienen können. Was liegt da näher, als die Gebühren für die eigene Kundschaft zu erhöhen? Ausgerechnet an dieser Stelle demonstriert die Branche ein Ausmaß an Eifer und Kreativität, das sie anderswo häufig schmerzlich vermissen lässt: Kostenlose Girokonten findet man kaum noch, Überweisungsgebühren werden jetzt sogar beim Online-Banking fällig, und der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes Michael Kemmer verkündet gleich mal das Ende der bisherigen Kostenloskultur.

Der neueste Schrei beim Kundenschröpfen ist die Gebühr fürs Geldabheben am Automaten. Das praktizieren seit kurzem zahlreiche Sparkassen und Volksbanken. Mag es bei bestimmten Dienstleistungen gute Argumente für Gebühren geben, ist das zahlungspflichtige Abheben einfach nur absurd, weil es in dieser Beziehung das Verhältnis der Bank zum Kunden auf den Kopf stellt. Der Kunde soll seine eigene Bank dafür bezahlen, dass sie ihm das Geld zurückgibt, das er ihr vorher geliehen hat, damit sie damit arbeiten kann. Zinsen hat der Kunde dafür noch nicht mal erhalten - hier verweisen die Banker gerne auf die Niedrigzinspolitik der EZB.

Wenn die Banken dann auch noch die Höhe der Gebühr an der Nachfrage ausrichten, teurer am Feierabend und in der Mittagspause, kann man das nur noch als unverschämt bezeichnen. Die Rückzahlung des geliehenen Gelds an den eigenen Kunden muss auch in Zukunft unentgeltlich bleiben. Für die Aufbewahrung hat er schon mit seiner Kontogebühr gezahlt.

Zu viele überflüssige Filialen

Hinzu kommt, dass die deutschen Banken an anderer Stelle bedenkenlos Geld verschwenden. Bei der Digitalisierung hinken sie hoffnungslos hinterher. Viele von ihnen verfügen noch nicht einmal über moderne und sichere IT-Systeme. Dabei bietet gerade die Digitalisierung die Möglichkeit, Kosten zu senken, weil Prozesse automatisiert und somit effizienter gestaltet werden können.

Auch die Konsolidierung der Branche treibt keiner der Beteiligten voran, obwohl es unstrittig ist, dass es in Deutschland viel zu viele Geldhäuser mit tausenden überflüssigen Filialen gibt.

Dass am Ende doch nicht die EZB allein für dahinschmelzenden Margen der deutschen Banken verantwortlich ist, räumte beim Bankentag Anfang April sogar Kemmer ein. Die Frage, ob die neuen Gebühren bei einer Zinswende der EZB wieder abgeschafft würden, verneinte er: „Ich glaube, dass das dauerhaft sein wird bei allen Banken." Immerhin, so viel Ehrlichkeit ist auch nicht branchenüblich.

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