Portoerhöhung zum 1. April: Kostet der Standardbrief bald 80 Cent?
Die Beschwerden über die Post haben sich verdoppelt. Vor allem mit der Briefzustellung sind die Menschen unzufrieden. Nun soll das Porto steigen.
Helgoland ist ein beliebtes Ausflugsziel. Bis zu 15.000 Menschen besuchen die Nordseeinsel am Tag. Aber wehe dem, der seinen Liebsten von der Reise eine Ansichtskarte schicken möchte und keine Marke zur Hand hat. Seit vergangenem September ist die einzige Postagentur dauerhaft geschlossen, und der mobile Postservice ist mit dem massenhaften Verkauf von Briefmarken überfordert.
Zehn Cent mehr für den Standardbrief?
Nachzulesen ist das im aktuellen Schreiben der Bundesnetzagentur an ihren politischen Beirat. Der Bericht, der dem Tagesspiegel vorliegt, listet aber nicht nur Mängel und Probleme der Deutschen Post auf, er gibt auch einen Hinweis darauf, wann die Kunden für den schlechter werdenden Service ein höheres Briefporto zahlen müssen. Post-Chef Frank Appel fordert schon seit langem eine Preiserhöhung, war aber zunächst bei der Aufsichtsbehörde abgeblitzt. Nun steht eine Erhöhung des Briefportos zum 1. April im Raum. Erwartet wird eine Steigerung von 70 auf 80 Cent für den Standardbrief. Die letzte Erhöhung für das Massenprodukt liegt drei Jahre zurück. Damals hatte die Post das Porto von 62 Cent auf 70 verteuert.
Bundesnetzagentur legt Spielraum für Erhöhungen fest
Damit das Unternehmen seine Preise erhöhen darf, muss es ein kompliziertes Verfahren durchlaufen. Die Bundesnetzagentur – Aufsichtsbehörde für die Post – genehmigt keine einzelnen Porti, sondern gibt einen Spielraum für Preisanpassungen vor. Wie groß dieser ist, richtet sich unter anderem nach der Inflation, den Briefmengen und der Kostenentwicklung der Post. Ihre Rahmenentscheidung hat die Behörde der Post jetzt mitgeteilt. Danach beabsichtigt die Behörde, der Post einen Preiserhöhungsspielraum von 4,8 Prozent einzuräumen. Die endgültige Entscheidung wird bis Mitte März erwartet. Zuvor hat der Konzern noch die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. „Sollte dies die finale Entscheidung sein, wäre der Preiserhöhungsspielraum für die Laufzeit niedriger als erwartet“, hieß es am Dienstag bei der Post. Wie die Post den Spielraum nutzt, also ob nur der Standardbrief teurer wird oder auch der Maxi-Brief oder die Postkarte, ist dem Unternehmen selbst überlassen. Bis zum endgültigen Beschluss im März werde man sich dazu nicht äußern, sagte ein Post-Sprecher auf Anfrage.
Die Menschen schreiben weniger Briefe
Post-Chef Appel kämpft mit Problemen im Brief- und Paketgeschäft. Zwar wächst der Umsatz im Paketbereich dank des Onlinehandels rasant, doch die Kosten legen noch schneller zu als die Erlöse. Das Briefgeschäft ist noch schwieriger. Im Internetzeitalter geht die Zahl der Briefe zurück, zuletzt waren es vier Prozent weniger Umsatz. Daher pocht die Post schon seit längerem auf eine Erhöhung des Portos. Die Bundesnetzagentur will aber zunächst prüfen, welche Auswirkungen die von Appel geplanten Sanierungen und Kostensenkungen haben werden.
Beschwerden über die Post haben sich verdoppelt
In der Bevölkerung nimmt der Ärger über die Post unterdessen ständig zu – nicht nur auf Helgoland. Im vergangenen Jahr sind bei der Bundesnetzagentur 12<ET>615 Beschwerden über die Post eingegangen – rund doppelt so viele wie im Vorjahr. Dabei ist der Verdruss über verspätet oder gar nicht zugestellte Briefe größer als die Probleme im Paketbereich. Mehr als die Hälfte der Beschwerden entfallen auf den Briefbereich, gut ein Drittel auf die Paketbeförderung. Der Rest bezieht sich auf Briefkästen, Filialen oder sonstige Probleme.