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An vielen Kliniken werden Schutzkleidung und Masken zur Mangelware.
© Daniel Reinhardt/dpa
Update

Mangelware bei Corona-Behandlung: Konzerne spenden Atemmasken und Schutzkleidung an Kliniken

Viele Firmen haben für die eigene Produktion Vorräte, während sie in den Krankenhäusern fehlen. Daimler stellt nun 110.000 Masken, VW will ebenfalls spenden.

Viele Firmen haben erhebliche Vorräte an Schutzmasken – sowohl für die Produktion als auch zum gesundheitlichen Schutz von Mitarbeitern. Nach Tagesspiegel-Recherchen wollen nun einige Konzerne Masken zur Verfügung stellen. Als Antwort auf eine Anfrage vom frühen Vormittag erklärte ein Sprecher von Daimler, der Automobilhersteller stelle „der Landesregierung Baden-Württemberg rund 110.000 Atemschutzmasken für Kliniken und Arztpraxen als Spende zur Verfügung“. Die Firma besäße weitere Atemschutzmasken für den Eigenbedarf, zum Beispiel für den Werksärztlichen Dienst. Wie viele Masken der Konzern insgesamt bevorratet, hat ließ der Sprecher offen.

„Heute Vormittag hat Daimler sich gemeldet“, bestätigt der Sprecher des Gesundheitsministeriums Baden-Württemberg. Nun würden Wege gesucht, „dass man das organisatorisch schnell abwickelt“. Andere Firmen hätten sich auch schon in letzter Zeit bereiterklärt, etwa ihre Produktlinien umzustellen, um vermehr Atemgeräte herzustellen. „Da kommen ganz viele und bieten Hilfe an.“ So auch Studenten, die Medizin oder auch andere Fächer studieren und nachfragen, wie sie helfen können. „Viele melden sich da.“

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„Wir werden spenden – und zwar in signifikanter Höhe“, erklärt ein Sprecher von VW gegenüber dem Tagesspiegel. Unklar sei, wie viele Masken zur Verfügung gestellt werden. Es handele sich um Schutzmasken mit speziellen Filtereigenschaften – überwiegend um sogenannte FFP3-Masken, teils auch um FFP2-Masken. „Wir reden noch, wir werden das demnächst auch mitteilen.“ Laut dem VW-Sprecher ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an Konzernchef Herbert Diess herangetreten.

Siemens braucht seine Masken selbst

Anders sieht es bei Siemens aus. Der Konzern „braucht Atemschutzmasken, um den Not-Betrieb gerade in infrastruktur-kritischen Bereichen aufrechtzuerhalten und dabei die Sicherheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewährleisten“, erklärt ein Sprecher. Siemens liefere beispielsweise Produkte und Lösungen für die Nahrungsmittelindustrie, für Energie- und Wasserversorger und für das Gesundheitswesen. Zur Anzahl der Masken könne er keine Auskunft geben, sagt der Sprecher: „Aber die klare Aussage: Siemens hortet keine Atemschutzmasken!“

Der Bundesverband der Deutschen Industrie „hält für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Atemschutzmasken vorrätig“, erklärte ein Verbandssprecher. Weiter Fragen zur Anzahl der gelagerten Masken und zu den Zwecken, zu denen sie benötigt werden, ließ er offen. „Diese sind, was Anzahl und Gebrauch betrifft, für die eigene Belegschaft bestimmt“, erklärte er lediglich.

Wie viele Firmen und Organisationen arbeitet auch der BDI derzeit zu einem großen Teil im Homeoffice. Ein Abteilungsleiter des Verbands hatte es in den sozialen Medien begrüßt, dass Deutschland Masken nach Italien schickt. „In Zeiten der Krise müssen die Europäer enger zusammenstehen“, schrieb er.

Maskenmangel in der Charite

Anfragen bei anderen Firmen und Verbänden blieben zunächst offen. Der Verband der Chemischen Industrie erklärte, dass der Verband selbst „weder Masken für seine Mitarbeiter eingekauft, noch in irgendeiner Form bevorratet“ habe. Er vertritt nach Eigenangaben die Interessen von über 90 Prozent der deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen ausländischer Konzerne.

Für viele Arztpraxen und Kliniken sind die Schutzmasken derzeit essenziell: Aufgrund der Corona-Pandemie sind sie weltweit in den meisten Ländern Mangelware. Viele niedergelassene Ärzte behandeln Patienten mit Atemwegserkrankungen kaum noch, damit sie sich selbst sowie das Praxispersonal sich nicht infizieren – da sie sich nicht ausreichend schützen können. Die Uniklinik Essen ist dazu übergegangen, Atemschutzmasken auch selbst zu nähen.

Tagtäglich würden sie „Kopfstände machen, um wenigstens für das medizinischen Personal genügend Mund-Nasenschütze und andere Masken  zu bekommen“, erklärte Petra Gastmeier von der Berliner Charité gegenüber dem Tagesspiegel. Sie ist Direktorin des dortigen Instituts für Hygiene und Umweltmedizin.

Hinnerk Feldwisch-Drentrup

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