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EY - Bilanzprüfer bei Wirecard.
© imago images/Hannelore Förster

Wirecard-Untersuchungsausschuss: Keine Bundesaufträge mehr für EY?

Bilanzprüfer der Firma EY wollen im Untersuchungsausschuss zu Wirecard nicht aussagen. Die Abgeordneten wollen das nicht akzeptieren

Folgt nach der Nullnummer mit dem Spitzenmanager nun die nächste mit den Bilanzprüfern? Im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestages sollen an diesem Donnerstag vier Mitarbeiter des Wirtschaftsprüfungsunternehmens EY (Ernst & Young) als Zeugen angehört werden. Doch sie wollen nicht. So wie der frühere Wirecard-Chef Markus Braun in der vorigen Woche. Wie dieser berufen sich die EY-Leute auf das Recht der Aussageverweigerung, wenn man sich selbst belasten könnte, und auf eine Verschwiegenheitspflicht. Allerdings hatte der Insolvenzverwalter bei Wirecard, Michael Jaffe, die Geladenen davon befreit. Doch EY reicht das nicht, wie das Unternehmen mitgeteilt hat.
Der Ausschuss baut nun Druck auf. „Wir können keine öffentlichen Aufträge an ein Unternehmen vergeben, dass der Öffentlichkeit die Aufklärung verwehrt“, sagte die SPD-Abgeordnete Cansel Kiziltepe dem Tagesspiegel. Die Position unterstützt auch der CSU-Wirtschaftspolitiker Hans Michelbach, der stellvertretender Ausschussvorsitzender ist. Der hatte ebenfalls angedeutet, EY könnte bei einer Blockade des Ausschusses als Geschäftspartner für die Bundesregierung nicht mehr in Frage kommen.

"Scheingeld testiert"

„EY will scheinbar nicht zur Aufklärung des Wirecard-Skandals beitragen. Doch warum mauern, wenn man meint, nichts falsch gemacht zu haben“, fragt Kiziltepe. Man wolle wissen, „warum EY jahrelang Scheingeld von bis zu 1,9 Milliarden Euro testiert hat“. Das sei ungefähr der komplette Umsatz von EY Germany.

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Der Hinweis deutet an, wie hoch das Prozessrisiko des Unternehmens ist, das von Anlegeranwälten als Ziel für Verfahren ausgemacht wurde. Sowohl die Commerzbank als auch die Fondsfirma DWS, die zur Deutschen Bank gehört, haben schon Verträge mit EY gekündigt. Offiziell hält die Regierung noch daran fest, mit EY zusammenzuarbeiten. Doch ermittelt die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas. Apas-Mitarbeiter sollen im Untersuchungsausschuss in der kommenden Woche angehört werden.

Ausschuss erwägt Ordnungsgeld

Kiziltepe hält der Firma vor, „dass die dubiosen Treuhänderkonten in Asien auf Empfehlung von EY eingerichtet wurden. Statt zu prüfen, hat EY wohl beraten. EY muss sich dazu äußern.“ Es gebe zudem ausreichend Themen, die weder vom Aussageverweigerungsrecht noch von der Verschwiegenheitspflicht abgedeckt seien. Im Ausschuss wird erwogen, bei einer Aussageverweigerung wegen Verschwiegenheitspflicht ein Ordnungsgeld gegen die EY-Mitarbeiter zu verhängen. Dagegen müsste EY vor dem Bundesgerichtshof vorgehen.

Albert Funk

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