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Opel-Chef Michael Lohscheller bei der Präsentation des Corsa-e in Rüsselsheim.
© Reuters/Ralph Orlowski

Präsentation des Corsa-e: Kann Opel mit E-Autos die Beschäftigung sichern?

Auch Opel startet nun ins elektrische Zeitalter: In Rüsselsheim stellt der Konzern den ersten Corsa-e vor. Was das für die Beschäftigten heißt, bleibt offen.

Zu spät? Opel-Chef Michael Lohscheller schüttelt den Kopf. „Ich denke, der Zeitpunkt ist genau richtig. In der Gesellschaft tut sich eine ganze Menge: Schauen sie, welche Themen gerade bei jungen Menschen diskutiert werden - da geht es um Klimaschutz“. Deshalb komme der erste vollelektrische Opel Corsa genau zur richtigen Zeit, sagt der Manager am Dienstag in der ehemaligen Produktionshalle K 48 im Opel-Stammwerk in Rüsselsheim.

Geräuschlos rollt der rote Kleinwagen mit schwarzem Dach in die Halle und Lohscheller kommt ins Schwärmen. „Wir schlagen 120 Jahre nach unserer Gründung ein neues Kapitel auf. Opel wird elektrisch.“ Und das, wie Lohscheller glaubt, zu einem Preis, der Elektromobilität für breite Schichten erschwinglich macht. 29.900 Euro kostet der Corsa-e in der Basisversion mit 136 PS und einer Reichweite von bis zu 330 Kilometern bei durchaus umfangreicher Ausstattung.

Wer das Top-Modell will, muss 32.900 Euro auf den Tisch legen. Dass andere Hersteller mit elektrischen Kleinwagen schon auf dem Markt sind dämpft Lohschellers Zuversicht nicht. Elektrisch Autofahren werde zur Massen-Mobilität. Und da will Opel mit einfachen und erschwinglichen Konzepten vorne mitfahren.

Bestellen kann man ab sofort, die Autos gibt's in einem Jahr

Bestellt werden kann der Corsa-e sofort, die Produktion soll im Januar im spanischen Opel-Werk in Saragossa starten, die ersten Autos sollen im zweiten Quartal 2020 bei den Käufern stehen. Zeitgleich bietet Opel auch das Modell Grand X als Plug-in-Hybrid an. Er wird im Werk in Eisenach gebaut, wo derzeit noch der Opel Adam produziert wird. Der wird allerdings zum Jahresende eingestellt.

Die Rüsselsheimer wollen Käufer ihrer elektrischen Modelle mit zusätzlichen Angeboten locken - etwa der Installation von Ladeboxen zu Hause, mit einer App, die alle öffentlichen Ladesäulen auflistet und einem Routenplaner, der sich an vorhandenen Lademöglichkeiten orientiert und die jeweiligen Strompreise nennt. Rüsselsheim will das Unternehmen zusammen mit der Stadt zu einem Modell für eine elektrische Stadt ausbauen. Bis 2020 soll es für die 63.000 Einwohner rund 1.300 Ladesäulen geben.

Ob Opel mit den elektrischen Modellen - 2020 kommen zwei weitere hinzu, bis 2024 soll für alle Modelle auch eine elektrische Version verfügbar sein - die Beschäftigung langfristig sichern kann, lässt Lohscheller offen. Das könnte auch davon abhängen, ob die eigene Batteriefertigung kommt, für die sich das Unternehmen bei der EU um Subventionen beworben hat. Lohscheller hüllt sich auch in Schweigen darüber, mit welchen Absatzzahlen Opel für den Corsa-e im kommenden Jahr rechnet. „Natürlich stehen wir vor einer großen Transformation von Motoren und Getrieben hin zur Elektromobilität und zu Batterien.“

Positive Zulassungszahlen

Es gelte aber die Beschäftigungssicherung bis Mitte 2023, „so können wir diese Transformation managen“, so der Manager. Ende 2018 zählte Opel in den deutschen Werken in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern noch insgesamt rund 16.500 Beschäftigte.

Vor allem das Stammwerk in Rüsselsheim gilt als derzeit schwach ausgelastet. Dort läuft das Top-Modell Insignia vom Band. Bald soll ein Nachfolger für den Zafira dazukommen. Spätestens bis Herbst will Opel Details nennen. In Motoren- und Getriebewerk in Kaiserslautern mit seinen rund 1.700 Beschäftigten könnten in Zukunft auch Batterien gefertigt werden.

Nachdem Opel im vergangenen Jahr mit knapp 860 Millionen Euro erstmals seit fast 20 Jahren wieder einen Betriebsgewinn erwirtschaftet hat, läuft es auch in diesem Jahr in einem schwierigen Automarkt in Deutschland nicht schlecht. Im Mai lagen die Neuzulassungen mit gut 21.600 von Opel nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes um mehr als 15 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Für die ersten fünf Monate 2019 wurden in Deutschland knapp 97.000 Opel neu zugelassen, 6,4 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2018.

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