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Mailand mit Mundschutz: Der Norden Italiens ist vom Virus am stärksten betroffen.
© dpa

Angst vor Coronavirus: Kann ich meine Italien-Reise stornieren?

Italien ist eines der Lieblingsreiseziele der Bundesbürger. Doch das Coronavirus macht vielen Sorge. Wie die Reiseveranstalter darauf reagieren.

Eigentlich lieben die Bundesbürger Italien. Nach Spanien ist das Land der Pizza, des Parmesans und des Prosecco das zweitliebste Ziel für einen längeren Auslandsurlaub. 5,7 Millionen Reisen von Deutschen nach Italien zählt der Deutsche Reiseverband im Jahr. Doch in Zeiten des Corona-Virus kühlt die Liebe ab. Viele Menschen, die bereits für den Sommer eine Reise nach Venedig oder Verona gebucht haben, fragen sich, ob sie ihre Buchung zurücknehmen können, ohne auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Das ist verständlich. Denn kein europäisches Land ist so stark vom Virus betroffen wie Italien. In vielen Gegenden Norditaliens steht das öffentliche Leben praktisch still. Mehrere Orte in der Lombardei und Venetien sind Sperrzonen, die lokalen Behörden haben Ein- und Ausreiseverbote verhängt.

Traurige Gesichter: In Venedig ist der Karneval abgesagt worden.
Traurige Gesichter: In Venedig ist der Karneval abgesagt worden.
© dpa

Sämtliche Großveranstaltungen in diesen Regionen wurden abgesagt. Schulen, Universitäten und Museen bleiben geschlossen. In Venedig wurde selbst der weltberühmte Karneval abgesagt. Hunderte Menschen sind infiziert, die Krankheit hat auch bereits Todesopfer gefordert.

Es gibt keine Reisewarnung für Italien

Doch anders als für China gibt es keine Reisewarnung des Auswärtigen Amts. Doch die wäre nötig, damit Reisende, die vor einer Urlaubsreise stehen, ihre Reise kostenfrei stornieren können.

„Erst wenn das Auswärtige Amt eine offizielle Reisewarnung bekannt gibt, hat der Pauschalreisende eine hundertprozentige Sicherheit, dass bei einem Rücktritt vom Reisevertrag der Veranstalter eine Stornogebühr nicht in Rechnung stellen darf“, sagt der Berliner Reiserechtsanwalt Roosbeh Karimi. Zwar sei eine offizielle Reisewarnung keine gesetzliche Voraussetzung für ein kostenfreies Storno, doch ohne eine solche behördliche Warnung drohe Storno-Streit mit dem Reiseveranstalter.

Schlechte Nachricht für Einzelreisende: Wer keine Pauschalreise, sondern Unterkunft und Flug auf eigene Faust gebucht hat, kann weder kostenlos stornieren noch umbuchen, selbst dann nicht, wenn das Reiseziel direkt vom Coronavirus betroffen ist, warnt Karimi.

Sperrzone. "Nur vier Personen gleichzeitig im Laden» steht auf dem Schild vor der Bäckerei. In der Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi - die südlich der Millionenmetropole Mailand liegt - zu Sperrzonen erklärt.
Sperrzone. "Nur vier Personen gleichzeitig im Laden» steht auf dem Schild vor der Bäckerei. In der Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi - die südlich der Millionenmetropole Mailand liegt - zu Sperrzonen erklärt.
© dpa

Da Italien vor allem ein Sommerreiseziel ist, ist die Lage bei den Reiseveranstaltern derzeit noch entspannt. In den betroffenen Regionen habe man derzeit keine Gäste, heißt es bei Deutschlands größtem Reiseveranstalter Tui. Auch bei FTI gibt es keine Kunden in den Sperrzonen.

Die Rewe-Touristiktochter DER Touristik bietet Mailand-Urlaubern, die bis einschließlich Freitag in die norditalienische Metropole reisen wollten, die Möglichkeit, kostenlos umzubuchen oder zu stornieren.

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Noch geprüft wird, ob Urlauber, die in Venedig Karneval feiern wollten, wegen der abgesagten Feiern ihren Reisepreis mindern können. „Ansonsten sind alle Regionen Italiens problemlos zu bereisen“, betont eine Unternehmenssprecherin. Einen Trip nach Rom kann man also nicht deshalb kostenfrei stornieren, weil im Norden das Virus um sich greift. Zumindest derzeit nicht.

Der Anfang des Übels: die chinesische Stadt Wuhan.
Der Anfang des Übels: die chinesische Stadt Wuhan.
© Reuters

Für Reisen nach China, wo die Krankheit ihren Ursprung hat, sieht es dagegen anders aus. Das Auswärtige Amt hat eine offizielle Reisewarnung für die Provinz Hubei ausgesprochen. Zudem rät das Außenamt von allen nicht notwendigen Reisen in das übrige Staatsgebiet ab mit Ausnahme von Hongkong und Macao.

Die Reiseveranstalter haben darauf reagiert. Tui bieten allen Kunden, die bis zum 31. März nach China reisen wollten, eine kostenlose Umbuchung oder Stornierung an. „Für Neubuchungen gilt zudem ein Buchungsstopp, und das Rundreiseprogramm wird ebenfalls vorläufig ausgesetzt“, berichtet Tui-Sprecherin Anja Braun.

FTI und DER Touristik haben Reisen nach China abgesagt

FTI hat alle Reisen, die China betreffen, bis zum 30. April abgesagt. Das betrifft sowohl Rundreisen als auch Ausflüge auf das chinesische Festland. Auch DER Touristik hat alle Reisen nach China bis zum 30. April gecancelt. Wer in dieser Zeit nach Hongkong wollte, kann gratis umbuchen oder stornieren. Ähnliches könnte auch für Reisen gelten, die Kunden der DER Touristik-Marken Dertour, ITS, Jahn Reisen, Meiers Weltreisen und ADAC Reisen in der Zeit zwischen dem 1. Februar und 31. März nach China, Indonesien, Japan, Malaysia, Myanmar, Thailand und Vietnam gebucht haben oder noch buchen werden.

Auch Reisen nach Thailand sind betroffen

Falls sich das Virus weiter verbreitet und auch diese Länder erfasst, sollen die Kunden für Reisen zwischen dem 1. April bis zum 30. August ein Sonderkündigungs- und Umbuchungsrecht bekommen. Die Frist soll 15 Werktage vor Abflug betragen. „Die Verbraucher sind unsicher, ob sie einen Urlaub in Südostasien buchen können, weil sie nicht wissen, wie sich die Situation entwickeln wird“, betont Mark Tantz, Geschäftsführer DER Touristik Deutschland. Mit dem Sonderkündigungs- und Umbuchungsrecht hätten sie die Gewissheit, dass sie von der Reise zurücktreten können, falls sich die Lage nach der Buchung zuspitzen sollte.

Alle Reiseveranstalter halten Kontakt zum Robert-Koch-Institut, dem Auswärtigen Amt und der Weltgesundheitsorganisation. Sollten von dieser Seite Reiseeinschränkungen empfohlen oder gar Reisewarnungen ausgesprochen werden, setze man die entsprechenden Vorgaben unverzüglich zum Schutz der Reisegäste um, heißt es bei DER Touristik.

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