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Eine Frau arbeitet in einem Homeoffice.
© dpa

Arbeitswelt: Job und eigene Ansprüche sorgen für Stress

Fehlzeiten im Büro wegen psychischer Erkrankungen sind um 90 Prozent angestiegen. Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich gestresst. Hauptgrund ist der Job.

In den vergangenen 15 Jahren sind Fehlzeiten im Büro wegen psychischer Erkrankungen um 90 Prozent angestiegen. Alle übrigen Beschwerden sind in ihrer Häufigkeit konstant geblieben. Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich gestresst, findet ihr Leben anstrengender als vor drei Jahren. Fast die Hälfte fühlt sich „abgearbeitet und verbraucht“. Hauptgrund ist der Job. All das sind Ergebnisse der Stressstudie 2016, die am Mittwoch von der Techniker-Krankenkasse vorgestellt wurde.

Welt dreht sich immer schneller

Was die Befragten während der Arbeit vor allem belastet, sind ein zu hohes Pensum (64 Prozent), der Termindruck (59 Prozent), Unterbrechungen (52 Prozent) und die Menge an E-Mails (39 Prozent). Obwohl die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in den letzten Jahrzehnten in Deutschland gesunken ist und die Technik das Leben vereinfacht, haben die Menschen laut TK-Chef Jens Baas „das Gefühl, dass sich die Welt immer schneller dreht.“

Weitere Stressfaktoren sind laut der Studie hohe Ansprüche an sich selbst (43 Prozent), zu viele Termine in der Freizeit (33 Prozent) und die Erwartung von ständiger Erreichbarkeit (34 Prozent). Dies sei bei drei von zehn Beschäftigten der Fall. Sie klagen besonders über Stress und haben Probleme damit, abends und am Wochenende abzuschalten. Als Ursachen für die veränderte Arbeitswelt nannte Baas neben der Digitalisierung „den Anspruch der Kunden, rund um die Uhr alles erledigen zu können.“

Eine neue Unternehmenskultur

Damit sich der Trend von zunehmendem Stress nicht weiter fortsetzt, fordert Baas eine neue Unternehmenskultur. Die Betriebe müssten die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben wieder mehr respektieren, die Vereinbarkeit von Karriere und Familie erleichtern – und die Mitarbeiter mehr wertschätzen. Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich derzeit nicht genügend anerkannt. Dabei würden Mitarbeiter, die gerne zu Arbeit gingen, Stress eher als Ansporn und weniger als Belastung empfinden. Wollen die Betriebe also keine erschöpften und unmotivierte Mitarbeiter haben, müssen sie umdenken. „Staatliche Regulierungen“ lehnt Baas hingegen ab. Seit einigen Jahren steht zum Beispiel eine Anti-Stress-Verordnung zur Debatte.

Generell haben sieben von zehn Befragten Spaß an ihrer Arbeit. Von den überarbeiteten Befragten sagt das nur ein Drittel. Sie haben oft Verspannungen, fühlen sich ausgebrannt, schlafen schlecht und sind gereizt. Knapp ein Viertel sieht den Job nur als Broterwerb an. Für fünf Prozent ist der Beruf reiner Frust. Einen Ausgleich finden viele in einem Hobby (71 Prozent), im Faulenzen (68 Prozent) und in ihrem sozialen Umfeld (67 Prozent). Außerdem versucht fast die Hälfte, in seiner freien Zeit möglichst viel offline zu sein. Das Handy mit all seinem Ablenkungspotenzial ganz bewusst weg zu legen.

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