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Nichts läuft. Die meisten Studios sind dicht.
© imago stock&people

Fitnessstudios Hard Candy in Berlin: Jetzt melden die Eigentümer selbst Insolvenz an

Die Hängepartie für Kunden und Beschäftigte der Fitnessstudios von Hard Candy geht weiter. Alle Clubs werden jetzt auf den Prüfstand gestellt, nur die rentablen sollen weiter machen.

„Vorübergehend geschlossen“, steht auf dem Schild vor dem Hard Candy-Fitnessstudio auf der Truman Plaza in Zehlendorf. Immer noch. Dabei wollten die Betreiber der Fitnesskette, die Brüder Jürgen und Ralf Jopp, eigentlich in dieser Woche alle neun Berliner Hard Candy- und vier Fitnesswomen-Studios, die zu ihrer Jopp AG gehören, wieder öffnen. Das hatten die Unternehmer zumindest vor einer Woche im Tagesspiegel-Interview angekündigt.

Doch jetzt ist es anders gekommen. Nach Tagesspiegel-Informationen haben die Brüder sowohl für den Konzern als auch für die Studios, die in separaten Untergesellschaften organisiert sind, selbst Insolvenz beantragt.

Seit gut drei Wochen sind die meisten Studios dicht

Damit geht die Hängepartie für die Mitglieder, die Gläubiger und die Arbeitnehmer weiter. Seit gut drei Wochen sind fast alle Studios geschlossen, weil Vattenfall den Strom abgestellt hat. Auf einen sechsstelligen Betrag türmen sich die Stromschulden der Fitnessunternehmer beim Berliner Versorger. „Bezahlt hat die Jopp AG davon bislang nichts“, heißt es bei Vattenfall. Dagegen haben die sechs Gläubiger, die kurz nach der Schließung der Studios Insolvenzanträge gestellt haben, ihr Geld inzwischen bekommen. „Wir haben alle Gläubiger, die Anträge gestellt hatten, ausbezahlt“, sagte Jürgen Jopp dem Tagesspiegel.

Damit könnte das vorläufige Insolvenzverfahren eigentlich ein Ende finden. Doch nun gehen die Unternehmer selbst in die Offensive und haben ihrerseits Insolvenzanträge gestellt. „Wir streben den Erhalt des Unternehmens an", sagten die Brüder dem Tagesspiegel. Jedes Studio wird nun auf den Prüfstand gestellt und darauf hin geprüft, ob es kostendeckend weiter geführt werden kann.

Immer noch: Eigentlich sollten die Studios inzwischen wieder geöffnet sein.
Immer noch: Eigentlich sollten die Studios inzwischen wieder geöffnet sein.
© Heike Jahberg

Alle Filialen werden überprüft

Nicht alle Filialen dürften diesen Prozess überstehen. Gut möglich ist auch, dass sich die Brüder von dem Hard Candy-Konzept und seiner Erfinderin Madonna lösen. Der Popstar hat zwar mit dem Betrieb der Clubs nichts zu tun, kassiert aber Lizenzgebühren – obwohl Madonna nur einmal in einem der Berliner Studios zu sehen war, nämlich bei der Eröffnung des ersten Hard Candy-Clubs in Zehlendorf. Jürgen Jopp hatte vor dem Aufbau der Hard Candy-Kette im Jahr 2013 erfolgreich Frauenfitnessstudios unter eigenem Namen betrieben, die Clubs dann aber an Fitness First verkauft.

Wo man derzeit trainieren kann

Hard Candy- und Superwomen-Mitglieder können derzeit im Hard Candy-Studio im Europa-Center trainieren, Frauen steht zudem das Hard Candy-Studio an der Bergmannstraße in Kreuzberg offen. Allerdings werden dort an diesem Wochenende die Duschen renoviert. Geöffnet sind zudem die Superwomen-Clubs am Tauentzien und im Clou am Kurt-Schumacher-Platz.

Bis die anderen Studios oder zumindest ein Teil wieder öffnen, kann noch einige Zeit vergehen. Der Auswahlprozess könnte sich bis Anfang August hinziehen. Wenn Studios wieder aufmachen, sollen die Kunden das volle Programm geboten bekommen, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Torsten Martini dem Tagesspiegel, also etwa auch die Trainingskurse.

Das Problem: Viele Trainer sind verärgert, weil sie seit Monaten auf ihr Geld warten. „Die gehen jetzt zu anderen Studios“, sagt Christine. Sie hat freiberuflich für Hard Candy gearbeitet und wartet noch auf 624 Euro. Sie kenne aber Kollegen, die offene Honorare von 2500 Euro oder 5000 Euro hätten. „Wir sind immer wieder vertröstet worden“, ärgert sich die Trainerin. Im Tagesspiegel-Interview hatte Ralf Jopp erklärt, alle Trainer seien inzwischen bezahlt. Nun räumt das Unternehmen ein, dass doch nicht alle ihr Geld bekommen haben. Jürgen Jopp will nun Kontakt mit den Betroffenen aufnehmen.

Was sollen die Kunden tun?

Doch nicht nur die Trainer, auch viele Mitglieder machen sich Sorgen. „Die Nachfrage von Hard Candy-Kunden hält an“, sagt Jana Brockfeld von der Verbraucherzentrale Berlin. Nach Meinung der Verbraucherschützerin können die Mitglieder den Vertrag kündigen, sollten dazu allerdings vorher eine zweiwöchige Frist setzen und die Jopp AG auffordern, das Studio, bei dem man unter Vertrag ist, wieder zu öffnen. Mehr als ein Drittel der Kunden haben ihre Verträge jedoch im voraus bezahlt. Zwar können auch sie nach einer Kündigung die anteilige Rückerstattung verlangen, doch angesichts der finanziellen Probleme des Unternehmens sei das schwierig, sagt Brockfeld.

Hinzu kommt, dass viele Mitglieder eigentlich bei Hard Candy bleiben wollen. Die Studios sind gut ausgestattet, viele haben Pools und Wellness, gemessen daran sind die Beiträge vergleichsweise günstig. Zumindest so lange, wie ein Training möglich ist.

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