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Mehr Frauen als Männer haben einen Minijob.
© picture alliance / dpa

Minijobs: Jeder Achte ohne Mindestlohn

Viele Minijobber bekommen nicht das Geld, das ihnen zusteht. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert mehr Kontrollen und eine soziale Absicherung.

Mehr als sieben Millionen Menschen in Deutschland haben einen Minijob. Das ist rund jeder sechste Erwerbstätige. Mit maximal 450 Euro im Monat verdienen sie aber nicht nur wenig. Jeder Achte bekommt entgegen den Vorschriften auch weniger als den gesetzlichen Mindestlohn.

Einer Studie des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge erhalten viele Minijobber auch kein Geld, wenn sie im Urlaub oder krank sind – obwohl ihnen beides zusteht. So nahmen 29Prozent der Befragten im vergangenen Jahr keine Lohnfortzahlung bei Krankheit in Anspruch. 2012 lag die Quote bei zehn Prozent. 40 Prozent sagten, dass die Arbeitgeber ihnen kein Entgelt an Feiertagen zahlen würden. Das Recht auf bezahlten Urlaub nutzte weniger als die Hälfte, 2012 waren es 19 Prozent.

Kontrollen und soziale Absicherung

Zwar haben sich die Arbeitsbedingungen in den vergangenen Jahren etwas verbessert. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert dennoch Reformen. „Für rund fünf Millionen Menschen ist der Minijob die einzige Erwerbsquelle“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Die schwarz-rote Koalition hatte angekündigt, die Übergänge der Betroffenen in reguläre Jobs zu erleichtern und Minijobber besser über ihre Rechte zu informieren. „Passiert ist wenig“, sagte sie. Dabei seien Minijobs kein Randphänomen, sondern die am weitesten verbreitete Form prekärer Beschäftigung.

Arbeitgeber müssten effektiver kontrolliert, Minijobber sozial abgesichert werden. „Jede Art von Beschäftigung gehört in den Schutz der Sozialversicherungen“, sagte Buntenbach.

Vor allem Frauen sind betroffen

Der Handelsverband hält den Vorschlag für falsch, weil er einer Abschaffung der Minijobs gleichkommen würde. Vor allem der Einzelhandel sei aber auf 450-Euro-Kräfte angewiesen. Bei der Vorstellung der Studie hieß es zuvor, der Handel und die Gastronomie müssten künftig besonders stark überprüft werden. Für die Studie wurden 25000 Minijobber und 10000 Arbeitgeber aus Nordrhein-Westfalen befragt. Dem RWI zufolge seien die Ergebnisse aber auf das gesamte Bundesgebiet übertragbar.

Unabhängig vom Ort sind Frauen besonders betroffen. Zwei von drei Minijobbern sind weiblich. Brigitte Pothmer, Grünen-Sprecherin für Arbeitsmarktpolitik kritisierte: „Für sie ist die geringfügige Beschäftigung oft berufliche Sackgasse und Armutsrisiko. Gerecht ist das nicht.“ Zu den Motiven heißt es in der Studie: 65Prozent haben einen Minijob, um sich etwas hinzuzuverdienen – etwa Studierende. 14 Prozent sagten, keinen anderen Job gefunden zu haben. Flexibel zu arbeiten und Zeit für die Familie zu haben, spielte für jeweils mehr als jeden Zehnten die wichtigste Rolle.

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