Studie zu Diversität: Je unterschiedlicher die Mitarbeiter, desto besser
Eine Studie zeigt: Diversität im Unternehmen nützt nicht nur den Mitarbeitern. Sie verstärkt außerdem Innovationen und den wirtschaftlichen Erfolg.
Arbeiten Menschen zusammen, die allesamt ähnlich aussehen, ähnlich denken und leben, ergibt sich ein enormes Problem. „Ihre Perspektive ist wahrscheinlich sehr einseitig“, bemängelt Ajay Banga, der den Konzern Mastercard leitet. „Und dann laufen Sie Gefahr, wichtige Trends, Entwicklungen und Chancen zu übersehen.“
In Zeiten, in denen sich so viel verändert wie im Moment, ist das fatal. Firmen müssen sich fundamental erneuern – und als Schlüssel dazu werden häufig Teams gesehen, die durch ihre Andersartigkeit zu neuen Ideen kommen. Statt das Wohlbekannte fortzuführen. Die Unternehmensberatung Accenture, die Banga in einer neuen Studie zitiert, meint sogar: „Mit der Innovationsbereitschaft und -fähigkeit von Menschen steht und fällt die Zukunft von Unternehmen und Gesellschaften in der digitalen Welt.“ Nötig seien kluge Köpfe. Und die richtige Kultur.
Welche das sein soll? Eine Kultur der Gleichstellung, glaubt Accenture. Damit ist nicht nur Geschlechterparität gemeint, sondern ein Umfeld, in dem sich jeder einbringen und Karriere machen kann. Ganz gleich wo er her komme, welche Bildungsmöglichkeiten er hatte, wie sie denkt, woran sie glaubt. Die vier Autorinnen und Autoren wollen in der Studie „Getting to Equal 2019“ sogar einen linearen Zusammenhang nachgewiesen haben: je mehr Vielfalt desto mehr Innovationsgeist. Einer Hochrechnung zufolge könnte das globale Bruttoinlandsprodukt in den kommenden zehn Jahren um bis zu 7,1 Billionen Euro steigen, würde die Veränderungskraft in allen Ländern um zehn Prozent zunehmen. Für die Studie wurden online 18.200 Fachkräfte in 27 Ländern befragt – sowie 152 Top-Führungskräfte aus acht Ländern am Telefon.
Der Wille ist auf beiden Seiten da
Fast alle Führungskräfte in Deutschland und der Schweiz sehen Innovation demnach als entscheidend für ihre Wettbewerbsfähigkeit und den Fortbestand des Unternehmens an. 93 Prozent der Mitarbeitenden in Deutschland möchten innovativ sein. Der Wille ist also da. Doch während drei von vier Führungskräften im deutschsprachigen Raum angeben, dass sie ihre Mitarbeitende in die Lage versetzen, innovativ zu sein, sind nur vier von zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland (Schweiz: 36 Prozent) derselben Meinung.
Scheinbar nehmen viele leitende Angestellte an, dass sie Erneuerungen stärker fördern als sie es tatsächlich tun. Die Berater glauben: Sie überschätzen womöglich finanzielle Anreize und unterschätzen motivierende Faktoren wie die Sinnhaftigkeit eines Jobs oder die Frage, inwieweit sie der Daseinszweck ihres Unternehmens stolz macht. Ein Fehler aus Sicht von Accenture. In Deutschland sei die Innovationsbereitschaft von Mitarbeitern in Unternehmen mit einer starken Gleichstellungskultur immerhin fast fünfmal höher als in Unternehmen mit einer geringen.
Eine förderliche Kultur zeichne sich außerdem dadurch aus, „dass die Menschen für ihre Unterschiede geschätzt werden“, heißt es in der Studie. „Sie sind nicht nur da, um Aufgaben zu erledigen, sondern werden befähigt, einen wertvollen Beitrag zu leisten.“ Eine solche Art des Arbeitens würde die Innovationskraft einer Firma ebenfalls mehr steigern als eine Gehaltserhöhung.
Die Art der Kultur beginnt an der Spitze
Wozu das Autorenteam noch rät? Frauen werden gefördert. Es gibt Weiterbildungsangebote, flexible Arbeitsregelungen – auch für das Familienleben – sowie ein gewisses Maß an Autonomie. In diesem Bereich bestünden die stärksten Hebel: Ein solches Umfeld erwirke in Deutschland 80 Prozent der Zuwächse bei kreativen Beschäftigten. Die Mitarbeitenden sollten außerdem wissen, wofür ihr Unternehmen steht und wie ihre Tätigkeit damit zusammenhängt.
Wie eine gute Unternehmenskultur beschaffen sei, müsse außerdem schon an der Führungsspitze sichtbar sein. Zu den wichtigsten Schritten gehöre es, Diversitätsziele aufzustellen und zu kommunizieren. Führungskräfte müssten ihre Mitarbeiter weiterentwickeln und ihnen die notwendigen Ressourcen an die Hand geben, damit sie Innovationen überhaupt hervorbringen können. Bei ihren Versuchen sollten sie zudem scheitern dürfen. Gerade in Deutschland und der Schweiz sei die Angst vor Fehlern ziemlich hoch. „Machen Sie den Mitarbeitenden immer wieder bewusst, dass sie die Freiheit haben, Dinge auszuprobieren und aus ihren Fehlern zu lernen“, heißt es.
Schließlich seien diskriminierungsfreie Strukturen wichtig. Gemeint ist damit, dass es keine vorurteilsbehafteten Einstellungskriterien gibt. Und dass Mütter wie auch Väter ermutigt werden, in Elternzeit zu gehen.