Unzufriedenheit unter Anteilseignern: Investoren wollen Macht von Facebook-Chef Zuckerberg begrenzen
Mark Zuckerberg soll nach dem Willen von vier staatlichen Fonds den Vorsitz im Facebook-Verwaltungsrat abgeben. Der Vorstoß ist allerdings chancenlos.
Vier große staatliche US-Investoren fordern nach Facebooks Datenskandalen und anderen Kontroversen um das weltgrößte Online-Netzwerk, den Einfluss von Gründer Mark Zuckerberg zu begrenzen. Der Firmenchef solle den zusätzlich gehaltenen Vorsitz im übergeordneten Verwaltungsrat abgeben, verlangen sie. Der Vorstoß hat allerdings kaum mehr als symbolischen Charakter, da Facebook-Gründer Zuckerberg quasi die absolute Kontrolle im Unternehmen hat und gegen seinen Willen nicht abgesetzt werden kann.
Dafür sorgen besondere Aktien mit zehn Mal mehr Stimmrechten als bei herkömmlichen Investoren, die bei Entscheidungen nur eine Stimme pro Anteilsschein bekommen. Frühere Versuche von Anlegern, etwas gegen den Willen der Facebook-Führung durchzusetzen, waren bereits entsprechend aussichtslos gewesen.
Zeichen für wachsende Unzufriedenheit unter Investoren
Dennoch ist das jüngste Aufbäumen ein Zeichen für die wachsende Unzufriedenheit im Kreis der Anteilseigner, die ihr Investment durch immer neue Krisen bedroht sehen. In diesem Jahr hatten die Anleger keine Freude an der Facebook-Aktie. Der Kurs schnellte zwar erst zur Jahresmitte von 181 auf 217 Dollar hoch - doch dann kam der Absturz nach einem enttäuschenden Quartalsbericht. Zuletzt notierte das Papier nur noch bei 159 Dollar.
Zuckerberg müsse in dem Aufsichtsgremium durch einen unabhängigen Vorsitzenden ersetzt werden, verlangte der Chef des Rechnungshofs von New York, Scott Stringer. Die Stadt hält Mittel aus ihrem Rentenfonds in Facebook-Aktien, die Beteiligung sei aktuell rund 745 Millionen Dollar wert, berichtete das „Wall Street Journal“. Das Online-Netzwerk spiele gesellschaftlich eine überdimensionale Rolle und habe hohe Verantwortung, deshalb seien Unabhängigkeit und Verlässlichkeit in dem Gremium nötig, argumentierte Stringer. Nur so könne Facebook das Vertrauen wiedergewinnen.
Vier US-Bundesstaaten fordern Zuckerbergs Teilentmachtung
Neben ihm stellten sich auch die Investmentfonds der Bundesstaaten Illinois, Pennsylvania und Rhode Island hinter einen bereits im Sommer eingereichten Vorschlag des Hedgefonds Trillium Asset Management, Zuckerberg als Chef des Verwaltungsrates abzusetzen.
Facebook steht nach dem Cambridge-Analytica-Skandal und anderen Datenpannen sowie durch den Missbrauch der Plattform für politische Propaganda und Falschmeldungen unter massiver Kritik. Zudem schlugen die Auswirkungen der EU-Datenschutzgrundverordnung auf die Werbeeinnahmen.
Bericht: Zahl der Video-Abrufe aufgebläht
Unterdessen berichtet "Heise Online'", dass Facebook die Statistiken der Video-Abrufe auf seiner Plattform aufgebläht und den Fehler dann lange geheim gehalten hat. Bereits 2016 habe Facebook demnach einräumen müssen, dass die Abrufstatistiken zu seinen Videos fehlerhaft waren: Die durchschnittliche Zeit, die Nutzer Videos auf Facebook schauten, sei wahrscheinlich um 60 bis 80 Prozent überschätzt worden, erklärte das Unternehmen einigen Werbetreibenden damals und entschuldigte sich für die überzogenen Zahlen. Nun stellt sich heraus, dass Facebook den Fehler bereits im Januar 2015 - und damit über ein Jahr früher - entdeckt haben soll.
Eine Gruppe von Werbetreibenden hatte deshalb 2016 Klage gegen Facebook beim kalifornischen Bundesgericht eingereicht. Die Statistiken hatten dazu geführt, dass Medienhäuser ihren Schwerpunkt auf Facebook-Videos setzten und Geld investierten, das dann an anderer Stelle fehlte. Bei dem Prozess stellte sich nun nach Angabe der Kläger heraus: Statt um 60 bis 80 Prozent seien die durchschnittlichen Zuschauerzahlen sogar um 150 bis 900 Prozent zu hoch ausgewiesen worden. Facebook bestreitet die Vorwürfe: Man habe den Fehler erst 2016 entdeckt und die Werbekunden sofort informiert. Mittlerweile arbeitet Facebook mit externen Messunternehmen zusammen, um die Statistiken zu erheben. (mit dpa)