Landesbank Berlin: Institut macht Millionenverlust
Der Umbau der Landesbank Berlin zu einer reinen Sparkasse kostet viel Geld. So viel, dass das Institut 191 Millionen Euro Verlust macht.
Johannes Evers versucht am Donnerstag erst gar nicht, die Zahlen schön zu reden. 191 Millionen Euro Verlust hat sein Institut, die Landesbank Berlin, im vergangenen Jahr gemacht. Schuld ist der radikale Umbau des Hauses. „Jetzt liegt die Wahrheit auf dem Tisch“, sagt Evers. „Es ist kein erfreuliches Ergebnis, aber wir machen uns damit den Weg frei für die Zukunft.“ Es ist eine Zukunft, in der Berlin keine Landesbank mehr hat. Das Institut schrumpft derzeit zur reinen Sparkasse.
Der Name „Landesbank Berlin“ ist bereits Geschichte, den Schriftzug hat das Institut Mitte Januar von der Fassade abmontiert und gegen den der Sparkasse ersetzt. Entsprechend war es am Donnerstag auch das letzte Mal, dass Evers eine Bilanz für die Landesbank vorgelegt hat. Der Bankchef spricht von einem „historischen Ereignis“. „Dies ist die letzte Veranstaltung der Landesbank Berlin“, sagt er. Evers dürfte froh sein, dass das Abenteuer Landesbank bald abgeschlossen ist. Denn damit geht eine Geschichte zu Ende, an die viele Berliner nicht nur gute Erinnerungen haben.
Ende der 90er Jahre geriet das Vorgängerinstitut, die Bankgesellschaft Berlin, durch Immobilienspekulationen in Schwierigkeiten, musste hohe Wertberichtigungen in den Büchern vornehmen. Das Land Berlin sprang ein und steckte Milliarden in die Rettung des Instituts. Die EU-Kommission ließ das zu – stellt allerdings die Auflage, dass das Land die Bank verkauft. Es begann ein Bieterverfahren. Gleich mehrere Institute zeigten Interesse, die Landesbank zu erwerben – unter anderem die Commerzbank. Das Problem: Hätte sie den Zuschlag bekommen, hätte sie mit der Bankgesellschaft auch die Berliner Sparkasse bekommen. Eine Sparkasse, die der Commerzbank gehört? Das wollten die übrigen Sparkassen um jeden Preis verhindern und kauften das Bankhaus selbst – für den überhöhten Preis von 5,5 Milliarden Euro.
Die Folgen dieser überteuerten Übernahme spüren die Sparkassen bis heute. Über die Jahre mussten sie den Wert der Landesbank in ihren Bücher immer wieder abschreiben – und beschlossen deshalb das Haus effizienter zu machen. In den letzten Monaten ist das Institut deshalb in seine Bestandteile zerlegt worden – bis am Ende von der Landesbank nur die Berliner Sparkasse übrig blieb.
Was auf die Berliner Sparkasse noch zukommt
Auch wenn der Name „Landesbank Berlin“ mittlerweile Geschichte ist – abgeschlossen ist der Umbau des Hauses damit noch lange nicht. Über 1000 Einzelmaßnahmen muss das Institut insgesamt umsetzen, bis aus der Landesbank eine reine Sparkasse wird – lediglich 230 dieser Einzelaufgaben haben die Banker bereits abgehakt. So haben sie das Kapitalmarktgeschäft samt der Landesbank-Tochter LBB-Invest an die Dekabank in Frankfurt am Main verkauft und den Immobilienfinanzierer Berlin Hyp aus dem Konzern herausgelöst. Nach diesen großen Schritten stehen aber noch viele kleine an. Und es dauert, bis die abgearbeitet sind. „Der Umbau wird uns in den nächsten drei Jahren noch maßgeblich beschäftigen“, sagt Evers. Als nächstes soll zum Beispiel die Niederlassung in Luxemburg geschlossen werden. Durch die Umbaumaßnahmen und das Erbe der Landesbank wird die Berliner Sparkasse voraussichtlich auch in diesem Jahr einen Verlust machen. 2016 will Evers wieder einen Gewinn verkünden können. „Der Umbau ist eine große Aufgabe“, sagte er, „aber wir haben einen Plan.“ Dieser Plan sieht unter anderem vor, dass die Bank bis 2017 rund 1000 Arbeitsplätze abbaut. Den Mitarbeitern würden derzeit Angebote für Abfindungen und Frühverrentungen gemacht, sagt Evers. 500 hätten bereits Interesse gezeigt, ein solches Angebot anzunehmen.
In Zukunft will sich das Institut – wie für eine Sparkasse üblich – auf den regionalen Markt konzentrieren. „Wir wollen am Wachstum der Stadt teilhaben“, sagt Evers. Die Sparkasse wolle künftig mindestens jeden zweiten Neu-Berliner für sich gewinnen. Auf diese Weise soll die Zahl der Kunden bis 2020 um 75.000 steigen. Besonders stark wachsen will die Sparkasse im Segment der „vermögenden und hochvermögenden Privatkunden“. Zunächst wird die Banker aber ein ganz anderes Thema beschäftigen. Derzeit hat die Sparkasse Besuch von 30 Sonderprüfern, die das Haus einem Stresstest für die Europäische Zentralbank unterzieht. Die Notenbank wird im Herbst die Aufsicht der größten und systemrelvanten Banken übernehmen, zu denen auch die Berliner Sparkasse gehört. „Wir sind das kleinstes systemrelevante Institut“, sagt Evers. Er glaubt, dass sein Haus den Test bestehen wird. Allerdings bedeute die Prüfung eine zusätzliche Belastung. Derzeit seien 30 bis 40 Mitarbeiter allein damit beschäftigt, die Unterlagen für die Prüfer aufzubereiten.
Carla Neuhaus
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