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Die Babyflüsterin. Hebammen sind nicht nur für die Geburt zuständig, sondern auch für die Nachsorge von Mutter und Kind.
© dpa-tmn

Beruf: Hebamme: In sicheren Händen

Freiberufliche Hebammen müssen ihre Haftpflichtversicherung selber zahlen. Das ist teuer. Doch wer sich in Berlin für den Beruf entscheidet, hat sehr gute Chancen auf einen Job.

Es ist neues Leben, dem Ladina Gehrmann in ihrem Beruf Tag für Tag ins Gesicht blicken wird.

Zum Teil macht die werdende Hebamme das schon jetzt. Denn in ihrem Studium gehört es dazu, praktische Erfahrung zu sammeln im Hinblick auf Schwangerschaft, Geburt und die Nachsorge von Mutter und Baby.

Gleich welchen Weg in den Beruf man wählt: Praktische Erfahrungen spielen sowohl im Rahmen der klassischen Ausbildung an einer Hebammenschule als auch im Studium an einer Hochschule eine ganz entscheidende Rolle.

Nach wie vor werden zwar die meisten Hebammen an Schulen ausgebildet. Den Studiengang Hebammenkunde gibt es erst seit einigen Jahren. Doch das Lehrsystem befindet sich im Umbruch. „Die Ausbildung wird in Zukunft akademisiert werden“, ist sich die Vorsitzende des Hebammenverbandes Berlin, Susanna Rinne-Wolf, sicher. Ladina Gehrmann hat sich schon jetzt für die Hochschule entschieden.

Nicht nur die Ausbildung, auch die Arbeitswelt einer Hebamme kann ganz unterschiedlich aussehen, sagt Maren Borgerding vom Deutschen Hebammenverband. Die einen sind etwa in Krankenhäusern, die anderen in Geburtshäusern beschäftigt. Die Kernaufgaben, die sie bewältigen, sind aber sehr ähnlich. Sie begleiten Schwangere, die kurz vor der Entbindung stehen, bei der Geburt und kümmern sich dann um Frau und Baby.

Die meisten Hebammen in Berlin sind freiberuflich tätig, sagt Susanna Rinne-Wolf. So haben sie die Möglichkeit, ein breiteres Spektrum an Aufgaben zu übernehmen. Während angestellte Hebammen in der Regel nur für die Geburt zuständig sind, begleiten freie Hebammen Schwangere meist schon Monate davor und können sie auch bei Hausgeburten betreuen. So genannte Beleghebammen unter ihnen sind in bestimmten Kliniken für die Geburt zuständig. „Der Draht zu den Frauen ist bei den freien Hebammen meist enger, da sie nicht nur die Geburt betreuen, sondern die ganze Schwangerschaft“, erklärt Borgerding. Und auch eine Nachsorge und Stillberatung bieten sie an.

Derzeit gibt es bundesweit etwa 21 000 Hebammen. Auch Männer können den Beruf erlernen. Das ist aber eher eine Ausnahme: Momentan gibt es schätzungsweise ein halbes Dutzend „Entbindungspfleger“ in Deutschland.

Wer Hebammenkunde an der Hochschule wählt, entscheidet sich für ein sehr praktisch orientiertes Studium. Ladina Gehrmann wurde an der Hochschule in Fulda angenommen. Reine Theorie gibt es bei ihr nur im ersten und im achten Semester. Ab dem zweiten Semester sammeln Studenten in einer Kooperationsklinik in der Umgebung der Hochschule Praxiserfahrung.

In Berlin kann man an der Evangelischen Hochschule Hebammenkunde studieren, die mit dem St. Josefkrankenhaus Tempelhof kooperiert.

Vier Jahre dauert das Studium der Hebammenkunde in Fulda. Nach dem siebten Semester macht Ladina Gehrmann das Staatsexamen, nach dem achten Fachsemester hat sie die Bachelorarbeit abgeschlossen. Die Berufserlaubnis bekommen Studenten bereits, wenn sie das Staatsexamen bestehen. Während der Bachelorarbeit können sie dann nebenbei in einer Klinik arbeiten. Neben klassischer Ausbildung und Studium sind manchmal auch Kombinationen möglich.

In den ersten praktischen Wochen in der Klinik ging es erst einmal darum, den Stationsalltag kennenzulernen, erinnert sich Gehrmann. Danach hat sie begonnen, Frauen zu beraten und etwa Blutungen zu kontrollieren. „Jeder Student wird von einer Hebamme oder Krankenschwester betreut, die einschätzen, welche Aufgaben man schon übernehmen kann“, erzählt sie.

Wer sich für die klassische Ausbildung entscheidet, lernt drei Jahre an einer Hebammenschule. Hier ist der Theorieunterricht in der Schule ebenfalls mit Praxisphasen kombiniert. Ein Vorteil der Ausbildung ist, dass die Azubis eine Vergütung erhalten. Wird nach Tarif bezahlt, liegt sie im ersten Ausbildungsjahr bei rund 970 Euro, kann sonst aber geringer sein. Voraussetzung für die Ausbildung ist derzeit die mittlere Reife.

Die Chancen, nach der Ausbildung Arbeit zu finden, sind sehr gut. „In Berlin steigt die Geburtenzahl weiter an. Die Stadt wächst. Da gibt es für Hebammen viel zu tun“, sagt Rinne-Wolf vom Berliner Hebammenverband. Viele Kolleginnen hätten so viel zu tun, dass sie Schwangere auch schon mal ablehnen müssten.

Das Einstiegsgehalt bei einer Festanstellung in einer Klinik kann zwischen 1300 und 1900 Euro brutto liegen. Wer freiberuflich arbeitet, rechnet pro Geburt ab. Der Nachteil: Freiberufler müssen die Kosten für die Haftpflichtversicherung selber aufbringen. Derzeit liegt der Beitrag bei 6274 Euro pro Jahr. In der Vergangenheit wurde er immer wieder erhöht. „Diese Entwicklung besorgt uns sehr“, sagt Borgerding. Für viele freie Hebammen werde es immer schwieriger, mit dem Einkommen ihre Kosten zu decken, auch wenn es Ausgleichszahlungen für die Prämiensteigerungen gibt.

Darüber macht sich Ladina Gehrmann jetzt noch keine Sorgen. Schon früh hat sie gewusst, dass sie unbedingt Hebamme werden will. „Keine Geburt ist gleich“, sagt sie. „Jedes Mal schaue ich in ein anderes kleines Gesicht, das gerade das Licht der Welt erblickt.“ dpa/Tsp

Nikolas Golsch

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