Eine Hebamme spricht: "Am ehesten fallen die Machos um"
Kurs zur Geburtsvorbereitung? Unsinn! Bei Milchstau Quark auf die Brust? Bröckelt!Luise Kaller weiß alles übers Kinderkriegen – mehr als 10 000 hat sie schon geholt
Frau Kaller, was tun Sie denn da? Schalten Sie Ihr Handy aus?
Ich stelle es auf Vibrationsalarm. Bei einer meiner Frauen kann es jeden Augenblick losgehen – da will ich erreichbar sein.
Angenommen, der Anruf käme mitten in der Nacht. Haben Sie einen todsicheren Wachmach-Trick?
Duschen. Doch ganz oft müssen die Frauen mich auch ungeschminkt und fern der Heimat ertragen: Wenn es heißt „Muttermund bei fünf Zentimetern“, bin ich mit dem Auto von Halensee aus in sieben Minuten im Virchow-Klinikum. Den Polizeipräsidenten habe ich schon reich gemacht.
Seit 45 Jahren holen Sie Babys auf die Welt. Ist das für Sie anstrengender geworden, weil die Frauen sich heute mehr über die Geburt informieren als früher?
Ja. Die Schwangeren lesen viele Bücher und besuchen Kurse. Das Problem dabei ist, niemand kann sich wirklich auf eine Geburt vorbereiten. Die meisten Frauen unterschätzen, was diese Schmerzen mit einem machen. In der Wehe könnte man die Welt verraten.
In einem Geburtsvorbereitungskurs vermitteln erfahrene Kräfte den werdenden Eltern Gebärpositionen und Atemtechniken. Das ist doch sinnvoll.
Eine Hochschwangere bekommt durch einen solchen Kurs den Eindruck, sie hätte irgendeinen Einfluss auf den Vorgang Geburt. Das ist ein Irrtum. Es gibt keine andere Situation im Leben einer Frau, in der sie auch nur annähernd so fremdbestimmt ist. Oft wird den Paaren dort auch eingetrichtert, sie sollten auf eine PDA …
… eine Periduralanästhesie, also Teilnarkose …
… verzichten. Am Ende steht der Mann heldenhaft neben seiner vor Schmerzen schreienden Frau und sagt: „Nicht wahr, Schatz, wir haben uns gegen eine PDA entschieden. Wir wollen den Urschmerz erleben.“
Ist Halbwissen nicht hilfreicher als gar kein Wissen?
Eben nicht. Manchmal fragen mich die Frauen: „In welcher Phase bin ich denn?“ Dann sage ich, gut, die Eröffnungsphase ist zu Ende, aber selbst ich kann nach mehr als 10 000 Geburten nicht wissen, ob das Kind in einer Viertelstunde kommt oder erst in zwei Stunden. Da ist der Muttermund vollständig offen – nur: Wann schiebt sich das Kind durch? Oft ist es so, dass man den Frauen sagt, durchhalten, es kommt jetzt gleich. Doch schließlich dauert es vier lange Stunden.
Von Ihnen stammt der Satz: „Ein Ungeborenes hat keine Facebook-Seite.“ Was meinen Sie damit?
Das Ungeborene hat etwas Geheimnisvolles. Es besitzt seinen eigenen, nur begrenzt vorhersehbaren Rhythmus. Manche Frauen denken, wenn sie vom Glukose-Toleranztest bis zur Fruchtwasseruntersuchung das ganze Programm vorschriftsmäßig absolviert haben, läuft auch die Geburt nach Plan. Am Ende sind sie bitter enttäuscht, wenn sie es nicht schaffen und zum Beispiel ein Kaiserschnitt gemacht werden muss.
Warum sie zur Feindiagnostik rät
Geht der Zauber einer Schwangerschaft durch die Ultraschalltechnik verloren?
Teilweise schon. Die Eltern erfahren das Geschlecht und können dem Kind ins Gesicht gucken. Doch natürlich rate ich unbedingt zur Feindiagnostik in der 21. Schwangerschaftswoche. Es gibt viele Fehlbildungen, bei denen man ganz sicher keinen Abbruch vornehmen lassen wird, aber es besser ist zu wissen, was auf einen zukommt – ob’s jetzt eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist oder das Kind Klumpfüße hat.
Durch die Feindiagnostik müssen Sie Müttern viel seltener Babys mit extremen Fehlbildungen zum Sterben auf die Brust legen.
Ja, früher gab es das öfter. Das hat mich jedes Mal lange beschäftigt.
Im Virchow gibt es einen speziellen Raum, wo Kinder, die tot zur Welt gekommen oder unmittelbar nach der Geburt gestorben sind, aufgebahrt werden.
Ich finde diesen Raum gut, damit Eltern sich verabschieden können. Nur sollte man nicht übertreiben. Wer einen Abbruch wegen Fehlbildungen hatte, kann den Anblick vielleicht gar nicht gut ertragen, ganz zu schweigen davon, das Kleine auf den Arm zu nehmen. Manche Kolleginnen sind da ja sehr alternativ und bedrängen die Eltern geradezu, ihr Kind das letzte Stück des Weges zu begleiten. Doch wenn es nicht gewünscht wird, muss man das akzeptieren. Wir machen Bilder, für den Fall, dass sich jemand später anders entscheidet. Früher, in der DDR, gab es so etwas nicht.
Frau Kaller, wissen Sie eigentlich, was heute vor 24 Jahren war?
Hm. Heute vor 24 Jahren, warten Sie mal …
Sie sind aus der DDR ausgereist.
Mensch, stimmt!
Weshalb hatten Sie die Ausreise beantragt?
Mein Leben in Kamenz war die letzten Jahre nicht einfach. Mein Mann war Oberarzt an einer Klinik, wir hatten uns drei Jahre vorher scheiden lassen. Wegen des Wohnungsmangels auf dem Land musste ich mit ihm, seiner neuen Frau und unseren beiden Kindern unter einem Dach leben. Das war schon die Hölle. Ich habe mit Anfang 40 mit zwei Kindern an der Backe im Westen noch mal bei null angefangen. Es soll nicht eingebildet klingen, aber da habe ich schon was geschafft, oder?
Im September 1989 konnten Sie im heutigen Klinikum Westend anfangen, nur neun Wochen später …
… ich hatte gerade Spätschicht, da kam der Nachtdienst rein und meinte: „Du, die Mauer ist offen.“ Ich habe geheult, vor Wut. Bin nach Hause und hab’ den Fernseher nicht eingeschaltet.
Eine Geburt wird in der DDR ähnlich abgelaufen sein wie im Westen.
Ich bin erst mal überhaupt nicht klargekommen, weil ganz einfach die Medikamente anders hießen. Da bin ich abends nach Hause und hab’ mich bei meinen Kindern ausgeweint.
Ab 1972 waren Schwangerschaftsabbrüche in der DDR legal. Sie arbeiteten damals in Bautzen – haben Sie die Gesetzesänderung zu spüren bekommen?
Es gab einen ziemlichen Ansturm. Wir mussten eine von zwei Entbindungsstationen für Abtreibungsfrauen umfunktionieren, obwohl es damals schon die Pille gab. Doch viele dachten, prima, muss ich die nicht nehmen, wenn was passiert, lasse ich eben abtreiben. Das war natürlich falsch gedacht.
Erinnern Sie sich noch an Ihre allererste Entbindung?
Ja sicher, das war Zufall. Ich war Schülerin und sollte eine Frau in den Kreißsaal bringen. Im Aufzug fing sie plötzlich an zu pressen, und ich musste das Kind dort holen. Meine erste offizielle Geburt war eine Dreizehntgebärende. Die hat mir erklärt, was ich machen soll. Meine Kolleginnen waren ja damals so alt wie ich jetzt, und sowieso schon angesäuert, weil sie keine Hausgeburten mehr machen durften – in der DDR war das ungern gesehen, zu privat. Die haben mich sehr oft ins Messer laufen lassen. Besonders eine, 1,80 groß, ein Riesenvorbau, Anfang 70. War insgesamt eine gute Lehre.
Sie machen doch auch keine Hausgeburten.
Hausgeburten gehen hundertmal gut, aber einmal eben nicht. Ich mache das nur im äußersten Notfall, etwas zum Abbinden gibt es überall, zur Not nimmt man einen Schnürsenkel. Einmal hab’ ich eine Frau zu Hause entbunden, da hab’ ich schon im Treppenhaus gehört: Das sind Presswehen. Die Frau atmete ganz anders und drückte. Der Mann stand nervös in der Tür: „Soll ich Ihnen heißes Wasser machen?“ – „Wozu?“ – „Sterile Handschuhe?“ – „Keine Zeit, das Kind ist gleich da.“
Manche Frauen fürchten sich davor, es im Berliner Stadtverkehr nicht mehr rechtzeitig in die Klinik zu schaffen.
Also, nur keine Angst. Wenn Sie alleine auf einer Insel sind, machen Sie automatisch das Richtige! Heute ist es leider so: Selbst wenn man das Gefühl hat, ich würde es jetzt so oder so machen, man guckt doch immer erst mal nach. Google entscheidet, ob’s auch wirklich so ist, ob man es so machen darf. Das finde ich schade. Auf das Bauchgefühl verlässt man sich oft gar nicht.
Eine Geburt im Garten?
Es gibt Frauen, die gehen zum Gebären in den Garten.
Ja, es gibt vieles zwischen Himmel und Erde. Welche aus der Sado-Maso-Szene habe ich auch schon gehabt. Die sind in einer ganz bestimmten Art schmerzempfindlich, unterscheiden zwischen stumpfem und spitzem Schmerz. Eine PDA hatten sie dann trotzdem, nur beim Nähen hieß es: Machen Sie das noch mal!
Andere erleben angeblich unter der Geburt einen Orgasmus. Haben Sie das schon mal mitbekommen?
Davon hat mir bis jetzt keine berichtet. Der neue Trend ist ja Hypnobirthing, Geburt unter Hypnose. Eine meiner Frauen war in Amerika, um das zu lernen, weil ihre erste Geburt so traumatisch war. Ich sagte, gut, ich hab’ nix dagegen, wenn es ihr hilft. Doch auch sie hatte eine PDA nach drei Stunden.
Sie wollen keine alternativen Techniken lernen?
Nein!
Sie moxen nicht, halten also keine Kerzen an bestimmte Punkte, damit sich das Baby dreht. Sie akupunktieren nicht, Sie massieren nicht mal müde Füße. Stattdessen schicken Sie die Frauen rechtzeitig vor der Geburt zur Pediküre.
Ich möchte, dass die Frau sich wohlfühlt, dann geht es dem Kind auch gut. Heute sind die Frauen zum Glück viel gepflegter als vor 40 Jahren. Damals haben wir denen manchmal weiße Schlauchbinden über die Füße gezogen, weil wir dachten: Auf das Bett hier mit diesen Füßen? Nee …
Vergeht Ihnen das Lachen manchmal, wenn eine Frau den Wellness-Gedanken übertreibt und sich in der Klinik erst noch die Haare waschen will?
Soll sie ruhig. Besteht aber die Gefahr, dass sie den Waschvorgang abbrechen muss. Da fällt mir ein, neulich hatte ich eine Frau, die war auf den letzten Drücker in Paris und hat es zur Entbindung nicht mehr nach Hause geschafft. Sie bekam ihr Kind also in einer französischen Klinik. Als alles vorbei war, legte ihr die Schwester statt des Babys ihre Kosmetiktasche auf die Brust. Erst das Make-up, dann das Kind! Diese Franzosen!
Als Nachsorge-Hebamme betreuen Sie die Frauen auch im Wochenbett. Sie müssen ziemlich viele chaotische Wohnungen gesehen haben.
Ja. Weil ich predige: Lasst die Wohnung Wohnung sein! Ein Mann fragte mich ernsthaft: „Was kann ich Gutes tun für meine Frau?“ Ich sagte dem: „Besorgen Sie eine Putzfrau!“ Sie war fix und fertig, schlief nie, wenn das Kind schlief, und immer wenn ich kam, standen überall Putzeimer herum.
Das Risiko, im Wochenbett komplett zu verlottern, ist eben groß.
Wie oft schicke ich Frauen nach der Entbindung an die frische Luft! Die waren tagelang überhaupt nicht draußen! Ich sage dann: „Komm, ich pack’ Ihnen das Kind ein, es ist gerade schönes Wetter.“ Meistens schaffe ich die runter auf die Straße. Hinterher sagen sie, bloß gut, dass Sie das gesagt haben, ich hätte es von mir aus nicht gemacht. Sie kriegen schon das Zeichen, wann es gut ist.
Milchstau – auch eine Gefahr in den ersten Wochen nach der Geburt. Viele Hebammen raten dazu, Kohlblätter auf den Busen zu legen oder gar Quark darauf zu verteilen. Muss das wirklich sein?
Kohl? Stinkt. Quark? Bröckelt. Mein Tipp: In eine Wegwerfwindel Wasser laufen lassen, einfrieren, auflegen. So kriegen Sie eine angenehme Kälte hin.
Bloß nicht zu warm einpacken!
Der größte Fehler, den frischgebackene Mütter machen?
Da gibt es nicht nur einen! Das Baby zu warm einpacken, zum Beispiel. Viele wundern sich, dass es im Tragetuch schreit – tja, würden Sie auch, wenn Sie im Sommer mit Mütze und fünf Schichten rausgehen müssten. Ein Neugeborenes hat nun mal immer kalte Hände. Das bedeutet nicht, dass es friert. Mein Großer ist bei minus 20 Grad geboren, der stand oft draußen! Auch falsch: einen Sterilisator und Plüschtiere anschaffen. Mit Keimen klarzukommen muss das Baby lernen, Plüschtiere gehören wegen der Gefahr des plötzlichen Kindstodes nicht ins Bettchen. Besonders fatal ist es, wenn Mütter meinen, es läuft alles irgendwie so weiter wie bisher.
Ein frommer Wunsch.
Die glauben, das Kind schläft vier Stunden, dann habe ich Zeit. Nach wenigen Tagen sind sie vollkommen erschossen und fragen sich, was sie eigentlich den ganzen Tag gemacht haben.
Eine Frage, die auch Männer ihren Frauen in Elternzeit gerne stellen.
Ja, die gehen nach ihren 14 Tagen Babyurlaub wieder ins Büro, kommen abends heim und sagen: „Du bist den ganzen Tag nur mit dem Kind zu Hause, warum hast du die Spülmaschine nicht ausgeräumt?“
Ein Mann nähert sich seiner Frau, die gerade schlimme Wehen hat, mit einem Igelball und will damit ihr Kreuzbein massieren. Was sagt die Frau?
Acht von zehn Frauen schreien: „Nimm deine Finger weg, fass mich nicht an!“
Dabei können Männer im Kreißsaal auch eine Stütze sein.
Ich würde nie einen Mann zwingen, mit in die Geburt zu kommen. Der große Teil der Männer sagt: „Frau Kaller, ich möchte da hinten am Kopfende stehen.“ Wenn ich dann merke, dass die Frau zumacht, setze ich den Kerl weiter weg und mache das Laken so, dass er nicht reingucken kann.
Gibt es tatsächlich Väter, die alles filmen?
Ja. Hab ich mir angeschaut. Ich fand’s interessant, mich selber arbeiten zu sehen. Man sieht ja sonst nicht, wie man den Dammschutz macht oder das Kind rausholt. Aber mal ehrlich: Will man dem Kind in 16 Jahren diesen Film zeigen?
Welche ist Ihre bevorzugte Gebärposition?
Es gibt nichts, was am besten ist. So wie die afrikanischen Frauen? Die halten sich an einem Baum fest, wenn die Wehen kommen, doch zum Gebären legen sie sich auf die Seite. Meistens sind die ja auch alleine. Was sehr wichtig ist, dass man versucht, den Damm zu halten, das kann man bei vielen nur in der Rückenlage machen. Früher lagen die Frauen ganz flach, jetzt haben wir Betten, deren Rücken man hochstellen kann.
Verschiedene Nationalitäten …
… haben andere Schmerzempfindungen, das ist wirklich so. Afrikanerinnen, Thailänderinnen und Japanerinnen leiden vor sich hin, in sich rein, eher still. Russinnen und Italienerinnen sind laut und gestikulieren. Deutsche Frauen können auch sehr laut sein. So laut, dass die Männer ganz blass werden. Wenn ich merke, denen wird flau, sage ich, sie sollen sich hinsetzen. So viele Männer sind auch noch nicht umgefallen. Am ehesten Machos.
Geben die später zu, dass sie weich geworden sind?
Die behaupten gern, sie hätten nichts gegessen.
Wann man aus dem Kinderland auftauchen sollte
Sie sind acht Wochen nach der Geburt Ihres ersten Kindes wieder arbeiten gegangen. Heute haben Mütter ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihr Kind mit einem Jahr in die Kita geben. Verstehen Sie das?
Ja klar, die Zeiten haben sich geändert. Spätestens nach einem Jahr sollte man aus dem Kinderland auftauchen. Sonst ist man nur beim Babyschwimmen, bei der Babymassage und beim Pekip …
…dem „Prager Eltern-Kind-Programm“.
Das alles wurde für Mütter erfunden, die andere Mütter kennenlernen wollen. Kinderärzte meinen, Pekip-Kurse seien wegen der überhitzten Räume ideale Brutstätten für Infekte aller Art.
Auf dem „Time“-Magazin war 2012 eine 26-jährige Frau abgebildet, die ihrem dreijährigen Jungen die Brust gibt. Langzeitstillen – ja oder nein?
Ich bin wirklich sehr fürs Stillen, nur in diesem Fall ist es wohl Partnerersatz. Als Frau will man doch irgendwann seinen Körper endlich wieder für sich haben.
Es gibt permanent neue Empfehlungen, ab wann Eltern Brei zufüttern sollen. Aktuell heißt es: nach vier Monaten.
Manche Frauen rufen mich nach fünf Monaten an und klagen, dass ihr Baby jede Stunde angelegt werden will. Ich hätte da das Gefühl: Das Kind hat Hunger, also gebe ich ihm jetzt Brei. Logisch, oder?
Welches Geschenk bekommen Sie häufig aus Dankbarkeit für Ihre Hilfe?
Ich besitze eine ansehnliche Kollektion von Hermès-Tüchern.
Hebammen unterliegen leider der Schweigepflicht. Sonst könnten Sie uns jetzt alles über Ihre prominenten Schwangeren erzählen.
Tja, Ihr Pech.
Was sie bei der Tarantino-Premiere erlebte
Sie standen, wie Ihrem Buch zu entnehmen ist, unter anderem Bundesfamilienministerin Kristina Schröder zur Seite …
… und einmal wurde ich extra nach Florida geflogen. Ja, wenn ich abends zur Entspannung den Fernseher einschalte, denke ich ziemlich oft: Ups, dich hab ich auch schon mal anders gesehen.
Eine kleine Anekdote, die Sie berichten können?
Über einen der Hauptdarsteller habe ich Premierenkarten für „Inglourious Basterds“ bekommen. Ich also rein in die Stilettos. Doch auf dem roten Teppich klingelt mein Handy: Blasensprung bei einer meiner Frauen, dauert aber noch. Also gut. Doch am Kinoeingang soll ich mein Telefon abgeben, wegen der Raubkopien! Da bin ich umgedreht. Das lasse ich mir nicht nachsagen – dass ich ins Kino gehe, während meine Frau ihr Kind bei einer Kollegin bekommt.
Prominente Frauen würden gern per Kaiserschnitt entbinden, heißt es, weil sie sich zu fein zum Pressen seien. „Too posh to push“, nennen das die Engländer.
Also meine haben fast alle spontan entbunden. Das Lustige ist ja: Gerade Schauspielerinnen, Musikerinnen und Tänzerinnen müssten mit ihrem Körper gut umgehen können, weil es Teil ihres Berufs ist. Trotzdem stellen sie sich nicht anders an als andere Frauen. Die meisten wollen nach einiger Zeit auch eine PDA haben.
Anna Netrebko erklärte uns im Interview, wie sie bei der Geburt gesungen hat.
Dass eine Opernsängerin im Kreißsaal losschmettert, habe ich noch nicht erlebt. Ich hatte aber mal eine Frau, die unbedingt zu Wagners „Walküre“ entbinden wollte. Wenn’s hilft.
Sie haben mal gesagt, wenn Sie in der Waldbühne sitzen und sich umgucken, dann könnten die Hälfte Ihre Kinder sein. Ist der erste Schrei eines Neugeborenen für Sie immer noch ein Ereignis?
Ja. Auch nach all den Jahren ist eine Geburt für mich eine extreme Situation. Ich bin froh, wenn alles gut gegangen ist. Es ist für mich jedes einzelne Mal ein Wunder, wenn wirklich alle Finger und Zehen dran sind.
Frau Kaller, wir haben uns jetzt fast drei Stunden unterhalten, ohne dass Ihr Telefon vibriert hat. Erstaunlich.
Mal sehen. Oh: drei Anrufe!
Esther Kogelboom, Nana Heymann
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