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Skyline der Wirtschaftsmetropole Auckland im Norden der Nordinsel Neuseelands.
© imago/Westend61

Kampf gegen Spekulanten: In Neuseeland dürfen nur noch Einheimische Immobilien kaufen

Ausländern ist es in Neuseeland fast unmöglich, bestehende Immobilen zu kaufen. Die regierenden Sozialdemokraten lösen damit ein Wahlkampfversprechen ein.

Ausländer dürfen in Neuseeland künftig keine Immobilien mehr kaufen. Die neuseeländische Regierung hat den Verkauf unterbunden, nachdem immer mehr Ausländer in den Inselstaat im Pazifik strömten und die Immobilienpreise für Einheimische unerschwinglich wurden. Neuseeländer hätten es satt, Mieter in ihrem eigenen Land zu sein, sagte David Parker in einer Rede vor dem Parlament. Der Politiker, der in der Regierung für Wirtschaftsentwicklung, Umwelt, Handel und Exportwachstum zuständig ist, hofft, dass das Verbot den überhitzten Immobilienmarkt entspannen wird.

Denn momentan besitzt nur noch ein Viertel der Erwachsenen in Neuseeland ein eigenes Haus, während es Anfang der 1990er noch etwa die Hälfte war. Die durchschnittlichen Preise in Neuseelands größter Stadt Auckland hatten sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, landesweit waren die Preise um 60 Prozent angestiegen. Eine Untersuchung des „Economist“ aus dem Jahr 2017 ergab, dass Neuseeland die teuersten Immobilienpreise der Welt hat. Außerdem waren in den vergangenen fünf Jahren die Obdachlosenzahlen gestiegen.

Vor diesem Hintergrund waren die Sozialdemokraten, die eine Koalitionsregierung führen, bereits im Wahlkampf mit der Parole angetreten, dass sie das Wohnen für Einheimische wieder erschwinglicher machen und den Immobilienverkauf an Ausländer unterbinden wollten. (Lesen Sie hier ein Porträt der neuen Regierungschefin Jacina Ardern).

Jetzt setzte das Parlament dieses Wahlkampfversprechen um. Das Verbot gilt für alle Nationalitäten, mit Ausnahme von Käufern aus Singapur und Australien. Eine weitere Ausnahme sind Neubauwohnungen – diese dürfen ebenfalls weiterhin auch von Ausländern erworben werden.

Der Immobilienmarkt kühlt sich bereits ab

Das aktuelle Verbot fügt sich in eine Reihe anderer Maßnahmen der Regierung ein, den Immobilienmarkt für Einheimische zu entspannen. So sollen in den kommenden Jahren 100.000 neue Häuser gebaut und mehr Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt werden. Eine erste Abkühlung des Marktes macht sich inzwischen auch schon bemerkbar. Im vergangenen Quartal waren die durchschnittlichen Immobilienpreise in den größeren Städten wie Auckland, Tauranga und in der Hauptstadt Wellington gefallen.

Die Immobiliensituation in Neuseeland machte 2017 weltweite Schlagzeilen, nachdem bekannt wurde, dass der deutschstämmige PayPal-Gründer und Tech-Milliardär Peter Thiel einen neuseeländischen Pass und Immobilien in Neuseeland erworben hatte. Thiel war allen Anschein nach wie auch andere Ausländer einem Trend gefolgt, Neuseeland als „Rettungsinsel“ im Falle einer Apokalypse zu sehen, sprich im Falle einer Wirtschaftskrise oder einer Kriegssituation in den USA. Diese „superreichen Flüchtlinge“ sehen den kleinen Pazifikstaat mit seinen weniger als fünf Millionen Einwohnern als einen der wenigen sicheren Orte, um ein solches apokalyptisches Szenario zu überleben, wie das Magazin „New Yorker“ damals berichtete. (Hier auch ein englischsprachiger Bericht dazu im britischen "Guardian")

So bewarben sich allein in den ersten sieben Tagen nach der Wahl Donald Trumps Recherchen des „New Zealand Herald“ zufolge über 13.000 Amerikaner bei der neuseeländischen Einwanderungsbehörde, 17 Mal mehr als normal. Zudem wurden in den ersten zehn Monaten 2016 vier Mal soviel Land und Immobilien von Ausländern aufgekauft wie noch im Jahr zuvor. Derzeit hat sich aber auch diese Situation wieder entspannt: Im Juni wurden nur drei Prozent aller Immobiliengeschäfte von Ausländern getätigt.

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