Zwangsversteigerungen: Weniger Schnäppchen
Die Zahl der Zwangsversteigerungen ist erneut rückläufig.
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland rund 26 000 Immobilien unter den Hammer gekommen. Hintergrund der Zwangsversteigerungen seien zunehmend festgefahrene Streitigkeiten zwischen Erben oder geschiedenen Eheleuten, bei denen mindestens eine der Parteien nicht ausziehen wolle, sagt Axel Mohr, Geschäftsführer des Fachverlags Argetra aus Ratingen bei Düsseldorf. Unter dem Strich sei die Zahl der Zwangsversteigerungen jedoch auch im vergangenen Jahr mit einem Minus von 16,7 Prozent wieder deutlich gesunken. Im Durchschnitt kamen so 63 Zwangsversteigerungen auf 100 000 Haushalte. Im Vorjahr waren es noch 75 Fälle.
Erfasst wurden die geplanten Versteigerungstermine an über 500 bundesdeutschen Amtsgerichten.
Nach Mohrs Einschätzung verhindert die anhaltende Niedrigzinsphase derzeit viele Verfahren, weil die Nachfrage nach Betongold weiterhin sehr groß ist. Mit steigenden Immobilienpreisen übernehmen die Banken wieder höhere Anteile am Finanzbedarf des Kunden, als das vor Jahren der Fall war, so der Argetra-Geschäftsführer. Damit entstehen Blankoanteile, die für Banken Kreditrisiken darstellen.
Alle Bundesländer bis auf Hamburg (minus 7,6 Prozent) hatten zweistellige Rückgänge. Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsreichstes Land hat 25 Prozent Anteil am Gesamtmarkt und seit Jahren die Marktführerrolle. In Hamburg wurden die höchsten Verkehrswerte mit durchschnittlich über 420 000 Euro je Immobilie aufgerufen, ließ Mohr mitteilen. Thüringen bildet das Schlusslicht mit Durchschnittswerten von 73 000 Euro. Der Bundesdurchschnitt lag bei 164 000 Euro. In Hamburg und den neuen Ländern sind die durchschnittlichen Verkehrswerte rückläufig, während in den alten Ländern höhere Werte festgesetzt wurden.
Bei den vierzig Städten mit den meisten Terminen führen wie 2016 Chemnitz, gefolgt von Leipzig, Berlin und Zwickau.
Die Zahlen für Berlin und Brandenburg
Für Berlin und Brandenburg ergab sich im vergangenen Jahr folgendes Bild: In der Hauptstadt ging die Zahl der angesetzten Versteigerungstermine um 13,2 Prozent zurück (bundesweit: minus 16,7 Prozent). Er gab in Berlin 2017 insgesamt 455 angesetzte Termine gegenüber 524 Veranstaltungen dieser Art im Jahr 2016. Die Summe der verhandelten Verkehrswerte ging um 15,8 Prozent zurück (bundesweit: minus 12,7 Prozent).
Im Flächenland Brandenburg gab es 2017 etwas mehr doppelt so viele Termine wie in Berlin: 1048 Zwangsversteigerungsfälle sollten verhandelt werden, gegenüber 1162 Verfahren im Vorjahr 2016. Dies entspricht einem Minus von 9,8 Prozent. Die Summe der Verkehrswerte ging dort nach Angaben von Argetra deutlich zurück: um 25,5 Prozent.
Zwangsversteigert werden zu zirka 70 Prozent Wohnimmobilien mit dem Löwenanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern gefolgt von Eigentumswohnungen.
(mit dpa)
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