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Wer am Strand und in der ersten Meereslinie keinen Platz findet, sollte sich ins Inselinnere vorwagen.
© dpa/Stephanie Schuster

Ferienimmobilien auf Mallorca: Suchende wie Sand am Meer

Die Balearen-Insel ist auch in diesem Jahr ein begehrter Zweitwohnsitz-Hotspot – mit steigenden Preisen.

Calle Major 21 in Colònia de Sant Jordi. Im „Cassai Beach House“ geht es zu wie im Sommer: Nach dem Sonnenuntergang sind alle Plätze schnell belegt. Es liegt ja auch direkt am Strand. Die Lage könnte kaum besser sein. Doch der Küstenort in der Gemeinde Ses Salines im Süden Mallorcas ist anders als das Restaurant im März nicht durchgehend geöffnet: Die meisten Fensterläden sind heruntergelassen, die Tankstelle ist geschlossen. Zu hören ist allein das Meer. Vielleicht ist dies die schönste Zeit des Jahres. Doch wie lange noch? „Better in winter“ lautet der neue Werbeslogan.

Die Balearen-Insel Mallorca ist weiter im Aufwind. Nun bietet auch noch Europas größter Billigflieger Ryanair ab diesem Sommer mehr Verbindungen von Deutschland nach Mallorca an. Erstmals fliegt die Airline dann auch ab Berlin-Tegel und Düsseldorf, wie die irische Fluggesellschaft kürzlich bekannt gab. Zur Hochsaison in den Monaten Juni bis Ende August stationiert die Fluggesellschaft dafür zwei neue Flieger in Palma de Mallorca. Schließlich soll es auch ab Köln und Dortmund mehr Flüge nach Mallorca geben.

Mit den Flugverbindungen kann Mallorca einmal mehr punkten: Die Insel ist gut und schnell von vielen Destinationen Europas aus zu erreichen, bietet zudem Sonne und Tapas satt. So mancher hat sich hier schon verliebt. In die Insel und in die Idee, Grundeigentum zu erwerben.

Dirk Meimberg zum Beispiel. Er fuhr 2014 mit Freunden in den Urlaub, die sich nördlich von Artà ein 40-Quadratmeter-Häuschen gekauft hatten. Meimbergs nahmen sich ein Hotel, die Freundschaft sollte nicht unter Enge leiden. „Herrlich“, sagt der Steuerberater, „mit Blick auf die Berge und dahinter gleich ein Naturschutzgebiet mit tollen Badebuchten“. Hier wollte auch er heimisch werden.

Der Massentourismus sorgt für Proteste der Einheimischen

Der in Kiel ansässige Münsteraner kaufte mit anderen Freunden eine Doppelhaushälfte in Betlem, am Ende einer Sackgasse. „Man muss tolerant sein“, sagt er zum gemeinsamen Projekt. Kostenpunkt: 290 000 Euro, drei Schlafzimmer, großes Wohnzimmer, unterkellert, zirka 12 Jahre alt. Es stand zehn Jahre lang leer, infolge der Bankenkrise, sagt Meimberg. Eine Finca auf dem Land wäre ihm viel zu einsam gewesen. „Wir sind nun zwei- bis dreimal im Jahr dort. Man hat einen Fluchtpunkt. Die schnelle Erreichbarkeit ist ein Vorteil, der Tourismus ein Nachteil.“ Auf dem Markt des Feriendorfes treffe man nur noch Deutsche. Lästig.

Der Massentourismus sorgt inzwischen für Proteste der Einheimischen. Auf Mallorca, der Lieblingsinsel der Bundesbürger, gingen im Sommer 2017 Tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Auswüchse des Reisebooms zu protestieren. „Besonders die feierfreudigen Engländer haben sie auf dem Kieker“, sagt Meimberg. Seit 2016 müssen Urlauber auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln eine Nachhaltigkeitsabgabe bezahlen. Sie soll Projekten zugute- kommen, die den sozialen Frieden wahren. Die Kurtaxe hat den Reiseansturm bislang nicht gebremst. Deshalb soll die angebliche Ökosteuer („Ecotasa“) nun verdoppelt werden.

Die wachsende Zahl von Urlaubern – und der allgemeine Konjunkturaufschwung in Spanien – verstärkt noch die hohe Immobiliennachfrage auf Mallorca. Die Preise sind im Inseldurchschnitt um 12 Prozent gestiegen, ermittelte das STI Center for Real Estate Studies (CRES) im Auftrag des Immobilienunternehmens Porta Mallorquina Real Estate in einer unabhängigen Marktstudie. Für die jährlich erscheinende Erhebung werten die Wissenschaftler seit 2015 jährlich rund 4500 Ferienimmobilien-Angebote der fünf größten Makler der Insel aus.

Am günstigsten ist der Traum vom Haus am Meer im Nordosten zu erfüllen, hier kostet auch die erste Meereslinie nur rund ein Fünftel mehr als vergleichbare Immobilien ohne Blick.

Hotspots Son Vida und Genova werden immer teurer

Luxuriöse 400-qm-Villen kosten auf Mallorca um die zwei Millionen Euro, 15 000 Quadratmeter Land inklusive.
Luxuriöse 400-qm-Villen kosten auf Mallorca um die zwei Millionen Euro, 15 000 Quadratmeter Land inklusive.
© Reinhart Bünger

Dennoch rechtfertigen sich die Mehrkosten für Meerblick oder erste Meereslinie häufig, sagen die Makler: „Wer seine Ferienimmobilie als Kapitalanlage sieht und in die Ferienvermietung geben möchte, kann mit Meerblick in der Regel höhere Übernachtungspreise erzielen und mit einer höheren Auslastung rechnen“, erzählt Ralf Spielvogel beim Abendessen im Cassai Beach House. Er ist als Geschäftsführer von Porta Mallorquina Real Estate und der Ferienvermietungsgesellschaft Porta Holiday mit beiden Geschäftszweigen bestens vertraut.

Der Ferienimmobilienmarkt ist auf Mallorca traditionell von überdurchschnittlich gut ausgestatteten Objekten geprägt. Vor allem der Südwesten, der Südosten sowie die Hauptstadt Palma mit ihrem Umland verfügen über ein sehr großes Angebot an Luxusimmobilien, was sich auf die Durchschnittspreise auswirkt. Gut jede zehnte Immobilie in dieser Region wird für mehr als 6000 Euro pro Quadratmeter angeboten. Die stärkste Preissteigerung ermittelten die Freiburger Wissenschaftler im Umland von Palma mit Hotspots wie zum Beispiel Son Vida und Genova. Hier stiegen die Durchschnittspreise für hochwertige Ferienimmobilien auf rund 6632 Euro pro Quadratmeter.

Jede Dritte zum Verkauf stehende Immobilie befindet sich im Südwesten, ein Wert, der seit Jahren stabil geblieben ist. Deutlich gestiegen ist hingegen die Anzahl der Immobilienangebote in der Inselmitte, rund 12 Prozent der Immobilien befinden sich im Zentrum Mallorcas, eine der wenigen Regionen, die vom hohen Abverkauf im letzten Jahr noch nicht so immens betroffen war.

Nach Einschätzung des Platzhirsches unter den Ferienimmobilienmaklern, Engel & Völkers, ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien auf Mallorca ungebrochen hoch. Die Anzahl der Transaktionen am Gesamtmarkt sei 2017 um rund 20 Prozent gestiegen, teilte das Franchiseunternehmen mit. „Die positive Entwicklung stärkt das Vertrauen der Käufer, weil sie in einen kontinuierlich wachsenden Markt investieren“, sagt Florian Hofer, Geschäftsführer von Engel & Völkers auf den Balearen. Hier wird es also auch interessant für Anleger.

Für Schnäppchenjäger wird es eng

Mit die exklusivsten Gegenden der Inselmitte sind laut Engel & Völkers Santa Maria und Alaró. Zu den begehrtesten Objektarten zählen dort klassische Fincas mit moderner Ausstattung. Hochwertige Immobilien dieser Art erzielten 2017 einen Durchschnittspreis von 1,8 Mio. Wer sich so etwas zur Eigennutzung und als Kapitalanlage leistet, macht sich Gedanken über Rendite und Refinanzierung.

220 Ferienimmobilien bietet zum Beispiel das Unternehmen Porta Holiday inzwischen zur Vermietung an. „In der Hotelsaison lässt sich damit gutes Geld verdienen, man darf als Eigentümer nur nicht selbst kommen“, sagt Immobilienunternehmer Joachim Semrau, zu dessen im Februar gegründeter Homes & Holiday AG der Ableger Porta Holiday gehört. Die Firma reklamiert 37 Prozent des Vermietungsumsatzes für sich – für die Gästeakquise 17 Prozent, für Bewirtschaftung und Nebenkosten 20 Prozent. Zwanzig bis dreißig Wochen im Jahr kann theoretisch vermietet werden, von April bis Oktober ist Saison. Zu Gute kommt der Geschäftsidee, dass auch auf Mallorca mehr und mehr Ferienimmobilien an die nächste Generation weitervererbt werden und dass mehr als fünfzig Prozent der Erwerber von Ferienimmobilien zunächst selbst regelmäßig gemietet haben.

Vor allem für Schnäppchenjäger sei der Markt eng geworden, hat Studienleiter Professor Marco Wölfle (CRES) festgestellt. Die Anzahl der Angebote ist zwar annähernd gleich zum Vorjahr, aber die günstigen Bestandsimmobilien würden immer weniger und dafür der Anteil an luxuriösen Neubauten immer höher. Käufer müssen höher einsteigen. Die Mallorquiner rüsten nach und sie rüsten auf – die Käuferflut, sie ebbt nicht ab.

Weitere Informationen unter: www.porta-mallorquina.de/blog/markstudie-mallorca-ferienimmobilien-2018/

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