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Das Seminarhotel Carrossa im Nordosten von Mallorca. Der 500 Jahre alte Landsitz bei Artà gehört zu den jüngeren Projektentwicklungen auf der Insel.
©  Promo Carrossa

Ferienimmobilien: Immer Meer, immer mehr

Auf den Balearen steigen die Umsätze und Verkaufszahlen für Ferienimmobilien – Mallorca boomt.

Ein Haus auf Mallorca ist so etwas wie eine goldene Uhr – so etwas brauchen Sie eigentlich nicht“, sagt der Schweizer Stefan Suter. Der Makler betreut als Franchise-Nehmer von Porta Mallorquina die Region Nordost der Insel, die sich mit im Bau befindlichen Luxus-Fincas und -Hotels im Aufwind wähnt. Das Geschäft mit Mallorca-Immobilien brumme, behaupten die Makler der Insel. Vor allem in der Klasse 400 000 bis 800 000 Euro.

Und das ist auch gleich eines der Probleme von Porta Mallorquina, Engel & Völkers, First Mallorca und Minkner & Partner, den Platzhirschen auf dem Markt der Immobilienvermarktungsunternehmen: Es gibt weniger brauchbare Objekte, als verkauft werden könnten. Und die, die angeboten werden, werden doppelt und dreifach beworben. Bei Hunderten von Doubletten – mit zum Teil völlig unterschiedlichen Objektangaben – fällt es schwer den Überblick zu behalten.

In diesem Jahr wurde zum ersten Mal eine unabhängige Studie vorgelegt, in der nach Region und Ausstattungsstandard unterschieden Menge und Preise der Kaufangebote erfasst wurden. Nach der Studie des Centers for Real Estate Studies der Deutschen Immobilien-Akademie an der Steinbeis-Hochschule Berlin standen zur Jahreswende Anfang 2015 rund 4000 Objekte zum Verkauf, damit dürften 70 bis 80 Prozent des Ferienimmobilienmarktes abgebildet sein, schätzen die Auftraggeber. Private Offerten und Doubletten wurden nicht erfasst.

Die Umsätze sollen weiter steigen

Indes: Nicht alle Makler machten mit. So fehlt zum Beispiel Kühn & Partner, auch einer der größeren im Bunde. Vergleichszahlen aus den Vorjahren gibt es nicht. Doch weiß man aus den beurkundeten Kaufverträgen, dass auf den Balearen 2014 exakt 8216 Immobilienverkäufe notariell beglaubigt wurden und damit mehr als im Jahr 2013. Porta Mallorquina berichtet mit Blick auf das Geschäftsjahr 2014 von Umsatzsteigerungen von über vierzig Prozent.

Ein Grund dafür mag sein, dass Mallorca bei den Besucherzahlen im vergangenen Jahr alle Rekorde brach. So steigt Jahr für Jahr auch die Zahl derjenigen konstant, die auf ihrer Lieblingsinsel mit dem Kauf einer Ferienimmobilie liebäugeln. Joachim Semrau, Gründer und Geschäftsführer von Porta Mallorquina, hofft unter diesen Vorzeichen auch dieses Jahr auf eine weitere Umsatzsteigerung. Die Skandinavier sind nach Maklerangaben die am stärksten wachsende Gruppe.

Die Balearen sind im Fokus der Kapitalanleger, nicht nur der deutschen, die ihre Liebe zu Mallorca im vergangenen Jahr mit Platz zwei – nach den Briten – auf der Liste der Käufergruppen nach Nationalitäten dokumentiert haben. Auf Platz drei lagen 2014 die schwedischen Käufer. Die Umsätze werden auch aus Sicht des spanischen Immobilienmaklers First Mallorca 2015 weiter steigen, trotz des Einbruchs des russischen Marktes: „Wir erwarten Steigerungen durch den vorteilhaften Wechselkurs bei den Briten, Schweizern und auf dem US-Markt“, sagt Geschäftsführerin Heidi Stadler.

Attraktive Mietrenditen locken Investoren

Neben den Währungsturbulenzen gibt es noch weitere Beweggründe, Mallorca als zweiten Wohnsitz und Urlaubsort aus- und aufzusuchen. Natürlich ist da die Natur, die Geografie Mallorcas. Es ist da aber auch die Lage der Insel in Europa. Sie ist in zwei bis drei Flugstunden vergleichsweise häufig zu erreichen. Mit diesem Argument werben die Makler auf der Insel gerne. Und es stimmt ja auch: Dem Massentourismus mit seinen Auswüchsen an einigen Abschnitten der Insel sei Dank.

All dies erklärt die erstaunlichen Umsatzraten, von denen die Maklerhäuser berichten, indes nur zum Teil. Zwei aktuelle Entwicklungen kommen hinzu: Zum einen die Flucht vieler Kapitalanleger in „Betongold“, die auf allen europäischen Metropolenmärkte zu beobachten ist. Sie führt zweitens im Zusammenspiel mit einem veränderten Buchungsverhalten von Urlaubern zu neuen Renditemodellen. Nicht nur auf Mallorca, doch auch gerade dort.

Während Kroatien, Griechenland und das spanische Festland private Investoren mit vergleichsweise niedrigen Ferienimmobilienpreisen locken, stehen die Balearen bei jenen hoch im Kurs, die vor allem monetäre Anliegen bei ihrem finanziellen Engagement im Blick haben. Die Vermietbarkeit rückt als Kaufmotiv in den Fokus. Damit sind die klassischen Destinationen stets im Rennen. Denn dort ist die Mieternachfrage konstant, zumal Ferienimmobilien mehr und mehr andere Unterkunftskategorien ablösen.

Mallorca ist nicht Ibiza

„Durch die wachsende Auswahl an Objekten, die auch gehobene Ansprüche bedienen, werden Ferienimmobilien zunehmend als Alternative zu höherklassigen Hotels betrachtet“, sagt FeWo-direkt-Chef Tobias Wann. „Wer in den exklusiven Ferienhausregionen ein Objekt mietet, lässt es sich auch gern etwas kosten.“ Auf Korsika haben Urlaubsgäste 2013 nach Wanns Angaben im Schnitt 1062 Euro pro Woche für ein Mietobjekt ausgegeben: Das sind 22,6 Prozent mehr als 2012. Es folgten Sardinien mit einem Plus von 21,2 Prozent und einer Wochenmiete von 874 Euro sowie Mallorca mit 19,1 Prozent plus und 1207 Euro pro Woche.

Weil die Ferienimmobilienbranche immer mehr einkommensstarke Schichten anzieht, verändern sich auch die Erwartungen. Denn wer mehr Geld zur Verfügung hat, legt mehr Wert auf eine gehobene Ausstattung und eine bevorzugte Lage: Dass die Objekte den Ansprüchen an modernes Wohnen gerecht werden, treibt auch Mallorcas Makler um.

Zahlreiche neue Projekte sind in der Pipeline. 2014 wurde etwa das „Es Pinar“ vorgestellt, eine luxuriöse Anlage nur 500 Meter vom Meer neben dem Real (Royal) Golf von Bendinat gelegen, einem Golfplatz. Eine weitere, etwas kleinere Anlage, befindet sich in Portals Nous und heißt Palma Portals. „Kaufen und Vermieten ist ein neuer Markt auf Mallorca“, sagt Joachim Semrau.

Allerdings ist das Image von Mallorca nicht eben ideal, um in abgelegenen Regionen Objekte über zwei Millionen Euro abzusetzen. Die Deutschen mit ihrem Ballermann-Strand, die trinkfreudigen Briten, die es meist in Magaluf in den Suff zieht, sie alle, die sich gerne mit Hochprozentigem die Kante geben, trüben den Blick – ihren eigenen und den auf hochpreisigen Märkten aktiven Investoren. Die Massentourismus-Destination Mallorca ist eben nicht Ibiza. Makler Stefan Suter bedauert das. „Ibiza ist freakiger, nicht so deutsch, cooler und sehr viel teurer.“ Da lässt sich pro Verkauf viel verdienen. Aber was soll man machen? Als Makler muss man nehmen, was man bekommen kann.

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