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Kennt sich mit Strom aus. Wilhelmina Katzschmann ist Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz. 
© Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz/dpa

Ladestation fürs E-Auto am Neubau: Spannung garantiert!

Bei der Planung einer privaten E-Tankstelle kommt es auf die Leistung an.

Der Markt mit Elektro-Autos läuft schleppend an – aber sie könnten das Modell der Zukunft werden. Wer aktuell einen Hausbau plant, will sich technisch nicht nur für das Heute rüsten, sondern möglichst auch schon 20 oder 30 Jahre in die Zukunft blicken. Diplom-Ingenieurin Wilhelmina Katzschmann, Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, rät daher, auch die Infrastruktur für E-Autos im Blick zu haben.

Nur wenige Menschen fahren aktuell E-Autos. Wie sinnvoll ist es, schon bei der Planung von Neubauten an eine Ladestation zu denken?

Auf alle Fälle würde ich an eine hohe Strom-Hauseinführung mit mindestens einem 63-Ampere-Anschluss denken – auch wenn die E-Autos vielleicht in zehn Jahren schon wieder gestorben sein könnten. Es hat sich schon letzte und vorletzte Dekade gezeigt, dass die Elektrifizierung immer weiter voranschreitet und wir sowieso immer mehr Strom im Haus brauchen. Deshalb – und egal, ob man je ein E-Auto bekommt oder nicht – ich würde auf alle Fälle für die Hauseinführung mindestens einen 63-Ampere-Anschluss beantragen

Das ist nicht Standard?

Es gibt noch genügend Wohngegenden mit Zuleitungen von nur 50 Ampere Stromstärke. Manchmal wird dann diese Stromstärke etwa bei einer ganzen Reihe Reihenhäuser ja auch noch weiter heruntergebrochen. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Sie haben ja gegenüber vor 20 Jahren mehr als fünfmal so viele Elektrogeräte im Haus. Das merken Sie in vielen Mietwohnungen, die nur mit zehn Ampere abgesichert sind. Wenn die Leute dort drei, vier moderne Haushaltsgeräte an die Steckdose hängen, fliegt die Sicherung raus. Will ich für die Zukunft vorsorgen und auch mal ein E-Auto schnell aufladen können, brauche ich sogar einen 80-Ampere-Hausanschluss

Was bringen mir 80 Ampere gegenüber 63 Ampere?

Es kommt sicher darauf an, was sich bei den E-Autos künftig durchsetzen wird. Kaufen wir eher kleine Stadtflitzer, die für bis zu 200 Kilometer Reichweite und als Zweitwagen gemacht sind? Oder eher komfortablere Wagen? Wenn Sie so ein Modell heute fahren wollen, brauchen Sie auch schon eine Schnellladestation, damit Sie in drei, vier Stunden halbwegs diese 300, 400 Kilometer Reichweite bekommen. Die Batterie für solche Autos würde mit einer ganz normalen 230-Volt-Ladestation mit 3,7 Kilowatt Ladeleistung, wie es eben die Zuleitungen in normalen Einfamilienhäusern hergeben, circa 14 Stunden brauchen, bis sie voll ist. Sie sollten deshalb an eine Schnellladestation denken, wenn sie an die Zukunft denken.

Ist die Installation einer Ladestation überall möglich?

Sie müssen an Ihrem Haus irgendeinen Platz haben, an dem es halbwegs trocken ist für den Anschluss der Ladestation. Das geht überall am oder im Haus – da gibt es keine Vorschriften. Und wenn sie eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach installieren, dann sollte auch die Spannung, die von der Anlage kommt, zu dieser Stelle gelegt sein.

Ein Blick in die Zukunft: Was muss ich bei der Installation einer Ladestelle heute bedenken? Ist die Wahl des Steckertyps entscheidend bei einem künftigen Autowechsel?

Die Stecker sind so eine Sache. Im Moment macht jeder noch was anderes. Man muss also mit Adaptern arbeiten, wie man das von Handys und Computern auch kennt. Für Ladestationen unterwegs hat eben auch jeder zwei, drei Adapter im Kofferraum liegen. Aber wir haben inzwischen die IEC-62196-Norm, die regelt, wie die Stecker und Adapter auszusehen haben, sodass man von einem zum anderen Stecksystem übertragen kann. Die neuen Stecker sind meist schon nach dieser Norm mit nur drei Steckertypen.

Kann ich eine Ladestation auch mieten?

Ja, aber das kommt natürlich ganz darauf an, ob der Netzbetreiber und Dienstleister dies in der eigenen Region anbietet. Ich kann aber nicht sagen, ob oder ab wann das wirtschaftlich ist. Achten muss man auch hier darauf, ob die Kilowattleistung der Ladestation zum Auto passt.

Kann ich meine private Ladestation im Hof meinen Nachbarn oder gar der Öffentlichkeit zugänglich machen und davon finanziell davon profitieren?

Das bietet sich an, wenn etwa bei Reihenhäusern die Parkplätze der Nachbarn nebeneinander liegen und einer vielleicht noch eine Fotovoltaikanlage hat. Wenn ich ihnen kostenlos oder zum Selbstkostenpreis den Strom abgebe, macht das nichts aus. Aber wenn ich von ihnen Geld nehme, und ich nehme mehr, als es mich selbst kostet, dann ist es eine Einnahme – und damit eine steuerrechtliche Sache.

Das Interview führte Simone Andrea Mayer (dpa)

Kostenvergleich

Für wen lohnt sich ein privates Elektroauto? Oder ein Plug-in-Hybrid, der zusätzlich einen Verbrenner an Bord hat? So mancher Autofahrer dürfte sich nicht erst seit dem Dieselskandal Fragen wie diese stellen. Ein neuer Kostenrechner des Öko-Instituts soll helfen, sie zu beantworten (http://emob-kostenrechner.oeko.de).

Der kostenlose Online-Rechner vergleicht auf Grundlage von voreingestellten Parametern typische Werte konventioneller Autos mit denen von Elektroautos oder Plug-in-Hybriden. Laut Öko-Institut können die Nutzer viele Eckpunkte individuell anpassen.

(dpa)

Simone Mayer

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