Ferienimmobilien auf Sizilien: Meerbedarf im Süden
Zweitwohnsitze auf Sizilien werden interessant: Noch sind die Preise niedrig, sie steigen aber.
32 Grad Celsius im Schatten, Sonne satt und Heißhunger auf Eisessen ohne Ende: Wer sich auf die Bedingungen einer Hitzewelle in Deutschland einstellen kann, kommt in Sizilien zurecht. Zumal es dort handgemachte Granita gibt, eine köstliche Eisspezialität, die es – anders als der Zitronenlikör Limoncello – noch nicht in deutsche Supermärkte geschafft hat.
Eine romantische Finca auf Mallorca, ein gemütliches Ferienhaus an der deutschen Ostseeküste oder ein Häuschen hinter dem Deich in den Niederlanden: Diese Ziele werden von deutschen Urlauber schon seit Längerem für Auslandsstandorte gewählt. Die Finanzierung eines eigenen Urlaubsdomizils ist dank der niedrigen Zinsen so günstig wie nie. Sizilien toppt diese Destinationen aber, weil die Inmobilienpreise vergleichsweise niedrig sind. Noch liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis auf der größten Mittelmeerinsel bei 1280 Euro. Die Richtung des Trends zeigt langsam nach oben. Spitzenpreise von bis zu 7300 Euro pro Quadratmeter werden etwa in Taormina, dem Hotspot der Insel, verlangt. Und gezahlt.
Insgesamt ist der Tourismus auf Sizilien in den Jahren 2009-2017 um 16,3 Prozent gestiegen. Während im Jahr 2009 noch 4,1 Millionen Ankünfte zu verzeichnen waren, lag die Zahl 2017 bei knapp 4,8 Millionen. Der Anstieg ist konstant, hat der Rechtsanwalt (und Sizilianer) Salvatore Barba in einer Marktanalyse herausgefunden. Von den knapp 14,3 Millionen Übernachtungen entfielen 2017 circa die Hälfte auf Ausländer. Die größten Gruppen waren Franzosen und Deutsche. Wo man einen schönen Urlaub verbringt, lässt sich bestimmt auch etwas kaufen. Mit dieser Überlegung werden viele der Reisenden wieder den Abflug machen.
„Viele Kunden unterschätzen ihre eigenen finanziellen Mittel“
Der Wohnimmobilienmarkt auf Sizilien befindet sich also mit der Zahl der Urlauber im Aufschwung und verzeichnet eine steigende Nachfrage im Luxussegment. Das jedenfalls will das Maklerunternehmen Engel & Völkers herausgefunden haben. Zeigten sich die Kaufinteressenten in den vergangenen Jahren aufgrund der wirtschaftlichen Rezession noch zögerlich, so erhöhte sich das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr 2017 um 6,5 Prozent, heißt es in einem aktuellen Marktbericht. „Der Immobilienmarkt auf Sizilien zieht weiter an. Gründe hierfür sind die konstant große Nachfrage aus dem Ausland, die zunehmende Vermietung von Zweitwohnsitzen sowie eine hohe Anzahl von lokalen Kreditanbietern“, sagt Alberto Cogliati, Expansion Director von Engel & Völkers Italien.
Für eine eigene Ferienimmobilie spricht generell einiges: keine Reiseplanung mehr, keine Gewöhnung an eine neue Unterkunft und das Wissen, sich auch im Urlaub zu Hause zu fühlen. In der restlichen Zeit des Jahres lässt sich das Haus an weitere Gäste vermieten und kann so später als Altersvorsorge dienen – oder sogar als Ort, um den Ruhestand zu verleben. So oder so ähnlich denken viele Kunden, die zu Henning Ludwig kommen. Er arbeitet als Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Lübeck. „Viele Kunden, die zu uns kommen, unterschätzen ihre eigenen finanziellen Mittel. Da Sparen aufgrund der niedrigen Zinsen ohnehin kaum rentabel ist, lassen sich Rücklagen aus Tagesgeld- und Festgeldkonten guten Gewissens in die eigene Immobilie investieren. Auch fällige Bausparverträge, Erbschaften oder Privatkredite aus dem Familienkreis erhöhen die eigenen Geldmittel. Und: Verfügen Interessenten über wenig eigene Mittel, aber besitzen bereits ein lastenfreies Eigenheim, können sie ihre Immobilie beleihen und so eine zusätzliche Sicherheit in die Finanzierung einbringen.“
Dolce Vita mit Tücken
Mag der Kauf einer Immobilie im Ausland aktuell und finanziell noch gut zu bewältigen sein, kann es bei einem Verkauf Probleme geben: Fernab der wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Touristenzentren sind Objekte schwer wieder zu verkaufen. Allemal gilt das für Sizilien, dessen Landflucht zu Geisterdörfern mit zahlreichen Billigimmobilien – oft ohne Wasser- und Gasanschluss und sehr sanierungsbedürftig – geführt hat.
Interessenten sollten sich also gut über den lokalen Immobilienmarkt, die Preisentwicklung, die gesetzlichen Bestimmungen und die Leistungskraft des ortsansässigen Handwerks informieren.
Die Dänin Kenty Piepger* tat das alles nicht. Sie folgte ihrem Herzen. Die Mitte 50-Jährige hatte sich während eines Campingurlaubs an der Lagune von Tindari an der Nordküste verliebt. Und zwar in die Landschaft. Es musste nicht unbedingt die kleine Ortschaft Marinello direkt am Meer in der Provinz Messina sein. Sie suchte über das Portal „immobiliare.it“ ein Häuschen irgendwo in der Nähe. Im Dorf Tripi, etwa 400 Meter hoch gelegen, wurde sie fündig und lebt jetzt dort: Ein Sabbatical im Hier und Jetzt, ein Altersruhesitz für später. Nach welchem Schlüssel sie beim Bürgermeisteramt ihre Grundsteuern bezahlen muss, ist ihr bis heute undurchschaubar geblieben. Als alleinstehende Frau ein Haus zu beziehen, hatte sie sich auch anders vorgestellt. „Wenige Tage nach meinem Einzug liefen immer wieder Männer unter meinen Fenstern auf und ab.“ Dolce Vita, darunter versteht die Nordeuropäerin Sonne, gutes Essen und Meer. Mehr nicht.
Wer sich für einen Auslandsstandort interessiert, ist also nicht nur gut beraten, sich mit Themen wie Eigenkapital, Steuern und Zinsen vertraut zu machen, sondern auch mit der Kultur des Gastlandes und den dortigen kaufmännischen Usancen. Ein Beispiel: Wer hier auf Sizilien einen Vorvertrag (compromesso di contratto) abschließt – auf die Form kommt es nicht an, ein Bierdeckel reicht – kann sich bereits ins Ungemach hineinreiten. Das gilt allerdings für beide Seiten. Wer sich also mit einem Vorschuss auf einen Vorvertrag einlässt, ist rechtlich gebunden. Genauso wie über den späteren Kaufvertrag. Das gilt auch für den Verkäufer, der dem potenziellen Käufer das Doppelte der Anzahlung schuldet, sollte er vom Vertrag zurücktreten.
Küstenstadt Cefalù gehört zu den Toplagen
Gefragt sind Immobilien in Toplagen mit besonderem Ausblick, logisch: in Meeresnähe oder zum Beispiel im Stadtzentrum Palermos, der Inselhauptstadt. Der Vorort Mondello, rund 10 Kilometer von Palermo entfernt, gilt als die begehrteste Gegend für den Kauf eines Zweitwohnsitzes. Hierher zieht es Käufer vor allem aufgrund der zahlreichen Jugendstilvillen in direkter Strandlage. Engel & Völkers verzeichnete 2017 dort einen Anstieg der Durchschnittspreise für Immobilien in sehr guter Lage auf 2850 bis 3150 Euro pro Quadratmeter.
Die Küsten- und Touristenstadt Cefalù im Norden Siziliens gehört zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen der Insel und ist daher besonders bei internationalen Käufern sehr gefragt. In 2017 waren die Immobilienpreise in der Stadt und den angrenzenden Gebieten laut Engel & Völkers deutlich höher als 2016 und betrugen für sehr gute Lagen im Durchschnitt zwischen 3300 und 4500 Euro pro Quadratmeter. Zu den Toplagen gehört das Zentrum Cefalùs mit den Straßen Corso Ruggero, Via Vittorio Emanuele und Via Carlo Ortolani di Bordonaro.
Die mit dem Flugzeug leicht zu erreichende Großstadt Catania, der beliebte Ferienort Syrakus an der Südostküste, die Stadt Ragusa mit ihren Barockbauten, die Küstenstadt Trapani im Nordwesten Siziliens („die Stadt zwischen den zwei Meeren“) – es fehlt nicht an Toplagen. Landgüter und historische Villen mit Brunnen und Weinpresse sind zwar nicht für eine Zitrone und einen Espresso zu haben. Aber sie sind eine Option für den, der sich auch im Ausland zu helfen weiß. Und eine gute Investition. Zu den aufstrebenden Gebieten Siziliens gehört laut Engel & Völkers Ortigia, die Altstadt von Syrakus. Hier übersteige die Nachfrage das Angebot bereits heute. Auch in Noto, der Küstenregion in der Nähe von Capo d’Orlando, und in dem historischen Zentrum von Catania wird eine stetig wachsende Nachfrage verzeichnet.
*Name von der Redaktion geändert.
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