Neue Immobilienklasse: Ein Zuhause für Wohnheimbauer
Branche gründet Bundesverband für Studentisches Wohnen. Interessenvertretung sieht einen Investitions- und Renovierungsstau. Das Marktsegment hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Es gibt einen neuen Immobilienverband: Bauträger, Projektentwickler, Asset- und Property Manager haben in dieser Woche auf der Wohn- und Gewerbeimmobilienmesse Mipim in Cannes den Bundesverband für Studentisches Wohnen (BfSW) gegründet.
Der BfSW versteht sich einer Mitteilung zufolge als Interessenverband einer neu entstehenden Branche. Vertreten werden alle Unternehmen, die sich in direktem oder indirektem Bezug zu Investitionen und Management im noch jungen Wachstumsmarkt für Klein- und Mikrowohnraum sehen.
Eine Kernforderung des Bundesverbands ist die Anerkennung des Studentischen Wohnens als eigenständiges Immobiliensegment: Das Transaktionsvolumen privater Investoren im Jahr 2015 auf dem Markt für studentisches Wohnen hat sich dem Verband zufolge bereits auf 525 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Ziel sind einheitliche Branchenstandards und Bauvorschriften
Der Vorstandvorsitzende Rainer Nonnengässer (MPC Micro Living Development) sagte in Cannes anlässlich der Gründung des Verbands: „Anspruch und Leitmotiv des BfSW sind moderne und lebenswerte Wohnkonzepte, die sich an veränderten gesellschaftlichen Anforderungen orientieren. Deshalb engagieren wir uns in Deutschland und Europa aktiv für einen politischen, fachlichen sowie gesellschaftlichen Dialog. Erstes Ziel ist es, Lösungsansätze zur Schaffung einheitlicher Branchenstandards und Bauvorschriften zu erarbeiten. Unsere interdisziplinäre Mitglieder- und Partnerstruktur aus verschiedenen Bereichen der Immobilienwirtschaft bietet dafür eine gute Plattform.“
Studentisches Wohnen sei in den vergangenen Jahren in Deutschland enorm vernachlässigt worden. Das Ergebnis sei ein quantitativer und qualitativer Mangel an studentischem Wohnraum. Um den aktuellen Investitions- und Renovierungsstau aufzulösen, brauche es neben den öffentlichen Anstrengungen auch private Investitionen. „Dafür müssen wir ein entsprechendes Investitionsumfeld in Deutschland schaffen. Darauf wollen wir mit dem BfSW hinweisen und hinarbeiten“, sagte Felix Bauer, der zum stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands bei der Gründung in Frankfurt gewählt wurde.
In Großstädten und renommierten Hochschulorten ist die Not am größten
Die Gesamtzahl öffentlich geförderter Wohnheimplätze, inklusive der Wohnheimplätze in Planung oder im Aufbau, liegt derzeit bei zirka 250.000. Mit aktuell zirka 2,8 Millionen Studierenden in Deutschland reicht dieses Angebot nicht annähernd aus, den vor allem durch Zuzug ausländischer Studenten stetig steigenden Bedarf zu decken.
Brennpunkte der Wohnraumverknappung sind insbesondere beliebte Großstädte wie München, Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt, aber auch renommierte Hochschulorte wie Heidelberg, Münster, Bonn oder Darmstadt.
Das fehlende Angebot an Wohnheimplätzen sowie Klein- und Mikrowohnraum insgesamt führt bereits seit Jahren zu einer Fehlbelegung von bis zu 270.000 größeren Wohnungen durch studentische Wohngemeinschaften, in denen laut Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks über 800.000 Studierende leben.
Die Gesamtlage wird sich durch den Zuzug von Asylbewerbern weiter verschärfen. Experten erwarten in diesem Zusammenhang mittelfristig einen zusätzlichen Bedarf von 300.000 bis 500.000 Wohnungen.
Reinhart Bünger
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