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Die Tramlinie M2 könnte bis nach Berlin-Blankenburg verlängert werden.
© imago/Jürgen Ritter

Blankenburger Süden: Die Suche nach der bestmöglichen Anbindung geht weiter

Senatsverwaltung bereitet Planungen zur Erschließung des Neubaugebiets „Blankenburger Süden“ vor.

Jens-Holger „Nilson“ Kirchner kennt das Terrain noch aus seiner Zeit als grüner Baustadtrat in Pankow. Nun kann der Politiker hier als Staatssekretär für Verkehr der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz ein größeres Rad drehen: Seine Verwaltung legte in dieser Woche Grundzüge mehrerer Korridore vor, über die das Neubaugebiet „Blankenburger Süden“ erschlossen werden könnte. Sie liegen dem Tagesspiegel auszugsweise vor. Dreh- und Angelpunkt der Überlegungen: Das Areal liegt wie ein Ei in einem radial ausgeprägten Straßennetz im Nordosten. Tangentiale Verbindungen sind hier Mangelware, müssten ergo erst geschaffen werden. Im Planungsverfahren steht der Korridorgedanke auf dem Weg zum konkreten Bauwerk ganz am Anfang – gefolgt von Machbarkeitsuntersuchungen und Planfeststellungsverfahren.

Kirchners Verwaltung steht vor der Schwierigkeit, das für etwa 10 000 Einwohner geplante Neubaugebiet „Blankenburger Süden“ mit bis zu 6000 Wohnungen auf dem bislang weitgehend unbebauten und von alten Kasernen, Kleingartensiedlungen und vom Mörderberg umgebenen Gebiet entlang des Blankenburger Pflasterwegs zu einem attraktiven urbanen Viertel mit Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu entwickeln.

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© Tsp

Der „Blankenburger Süden“ ist unter den elf derzeit ausgewiesenen großen Neubaustandorten in Berlin der mit der voraussichtlich umfangreichsten Wohnraumentwicklung. Und so gilt es auf dem rund neunzig Hektar großen Gelände zwischen Heinersdorf, Blankenburger Dorfkern und Malchow neben den geplanten Wohnungen auch mehrere Schulstandorte, Kindergärten und Grünanlagen an den Verkehr anzubinden. Bisher ist das Gebiet nur am Rande über Busverbindungen erschlossen, die zudem aufgrund hoher Auslastung kaum Kapazitäten für zusätzlichen Betrieb aufweisen.

Eine Tramlinie löst nicht die Verkehrsprobleme vor Ort

So wird derzeit nach der bestmöglichen Anbindung des neuen Gebietes mit den Bahnhöfen Blankenburg und Pankow mithilfe einer Tramlinie gesucht. Aber wo soll sie langfahren?

Am wahrscheinlichsten ist die Verlängerung der bislang in Heinersdorf endenden Straßenbahnlinie M 2, womit eine Direktverbindung zum Alexanderplatz entstehen würde.

Die Planer sind sich aber einig darüber, dass eine Tramlinie nicht die Lösung der Verkehrsprobleme vor Ort sein kann, sondern nur einen Teil der Anwohner bewegen dürfte: „Die größte Wirkung versprechen wir uns durch die Tangentialverbindungen“, sagte Jörg Uhlig, Fachgebietsleiter Verkehrsplanung und -technik in der PTV Transport Consult GmbH Dresden, die für Berlin eine Studie über mögliche Trassenführungen vorgelegt hat. „Wir müssen eine Reihung von Maßnahmen machen“, sagte Uhlig am Mittwochabend in Blankenburg und meint den Autoverkehr: „Legen sie nicht zu viele Hoffnungen in die Straßenbahn.“

Trotz aller Bemühungen um eine optimale Anbindung dürfte eine bessere Vernetzung der durch S- und Autobahn getrennten Wohngebiete ohne Schneisen durch Erholungsgebiete kaum zu haben sein. Blankenburg hat eben bisher keinen eigenen Autobahnanschluss. „Wichtig ist es auch, die S-Bahn mit der Straßenbahn zu verbinden“, sagte Frank Schäfer (Intraplan Consult GmbH, München), der sich für den Verkehrssenat mit einer Untersuchung zum ÖPNV in die Spur begeben hatte. Er untersuchte zunächst, welche Verkehrsmittel hier eingesetzt werden sollten. Dabei spielten neben der Trassenfindung und -führung auch Kosten-Nutzen-Untersuchungen eine Rolle. „Die Straßenbahn ist schnell da, kann aber nicht die gleiche Wirkung entfalten wie eine U-Bahn“, sagte Schäfer. Ein U-Bahn-Bau wurde zunächst aus Kostengründen verworfen: später vielleicht. Busse kommen nicht infrage, weil sie den Zug der Neu-Blankenburger in Richtung S-Bahn verstärken und damit auch einer Tramstrecke zuwiderlaufen würden.

Drei offene Fragen bleiben

Wird die Straßenbahn aber nicht schnell geplant, entsteht Wildwuchs. „Eine Zersiedlung fördert immer den Individualverkehr“, sagt Schäfer und plädiert dafür, eine höhere Besiedlungsdichte entlang der Straßenbahntrasse vorzusehen – und Trassen für einen später möglichen U-Bahn-Bau freizuhalten. Schäfer schlägt die Kombination einer direkten Trasse entlang des nordwestlichen Randes des Gewerbegebiets Heinersdorf mit dem Neubau einer Straßenbahnstrecke entlang der Straße „Am Steinberg“ vor, sowie entlang der erst noch geplanten „Straße an der Industriebahn“. Diese Trassenalternative schneide von allen am besten ab, sagt Schäfer. „Ohne Eingriffe in die Bebauung käme man nicht aus“, sagt Schäfer zur Erschließung des „Blankenburger Südens“. „Es sind Eingriffe, ganz klar.“ Die Anschlüsse an das Bestandsnetz sind am schwierigsten.

Drei offene Fragen bleiben: Wo könnte ein Straßenbahnbetriebshof angesiedelt werden? Muss ein Abzweig der Straßenbahn in Richtung S-Bahnhof wirklich sein? Wo quert die Tram die Heinersdorfer Straße in Richtung S-Bahnhof?

Die Kostenfrage ist indessen beantwortet: Die Kosten für die Straßenbahnlinie in den „Blankenburger Süden“ liegen zwischen 50 und 60 Millionen Euro. Heute.

Was morgen wird, wer will es sagen, wer kann es wissen? Vielleicht der Staatssekretär aus der Senatsverwaltung für Verkehr. Pankows Einwohnerzuwachs ist – erwartet – doppelt so hoch wie der Berliner Durchschnitt. Man rechnet mit einem Plus von 16 Prozent bis zum Jahr 2030. Wenn das reicht. Jens-Holger Kirchner ist dennoch nicht bange. „Buch ist durch den 10-Minuten-Takt der S-Bahn mehr als gut angebunden“, sagte er am vergangenen Mittwoch. Eine Straßenbahnführung bis nach Karow sei nicht geplant. „Noch nicht“, wie der Grünen-Politiker süffisant hinzusetzte.

Eine länderübergreifende Planung spielt offenkundig keine Rolle, wenn es um den „Blankenburger Süden“ geht. Befragungen der Fahrgäste, die heute mit der S2 oder auf andere Weise pendeln, fanden im Rahmen der Studien nicht statt. Dies ist erstaunlich. Zwar sind die neuen Wohngebiete in Blankenburg und Buch noch Blaupausen. Doch der Zuzug in die Speckgürtelgemeinden an der S-Bahn-Achse nach Bernau ist schon heute bemerkenswert: Wer aus Bernau kommend zur Hauptverkehrszeit in Richtung Berlin unterwegs ist, dürfte blass werden bei dem Gedanken an weitere Zusteiger in Blankenburg und Buch. Und den Kauf eines Autos in Erwägung ziehen.

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