Hotelbranche: Die an den Wolken kratzen
Der Berliner Hotelmarkt zählt zu den stärksten im Land – und wächst weiter. Günstige Anbieter machen dabei kräftig Druck auf die Nobelherbergen.
In keiner anderen deutschen Stadt werden in den kommenden Jahren so viele neue Hotels gebaut wie in Berlin. Für 30 neue Häuser mit fast 5500 Betten sind die Arbeiten in vollem Gange. Damit wird die Berliner Hotellandschaft, die derzeit aus fast 800 Betrieben – davon 74 Prozent Drei- oder Vier-Sterne-Häuser – mit mehr als 137 000 Betten besteht, noch bunter. 2014 zählten diese Häuser 28,7 Millionen Übernachtungen. Das teilte CBRE, das weltweit größte Dienstleistungsunternehmen im gewerblichen Immobilienbereich, auf dem 7. Deutschen Hotelimmobilien-Kongress mit.
Die neuen Hotels der Stadt setzen besonders auf Fitnessangebote und Spas mit Hamam und Swimmingpools, noble Restaurants und Bars. Auch das Angebot an großen und gut ausgestatteten Tagungs- und Konferenzbereichen steigt weiter, insbesondere in Mitte und der City West, wo mehr als 1300 neue Zimmer gebaut werden. Für gefälliges Staunen sorgte das unlängst eröffnete Fünf-Sterne-Hotel Titanic Deluxe in Mitte mit seinen 208 Zimmern und Suiten.
Vor allem für Ärger sorgt hingegen das geplante Hampton by Hilton (344 Zimmer) am Alexanderplatz: Im Herbst soll mit dem Bau des Neungeschossers, das von Lambert Wohnbau entwickelt wurde, begonnen werden. Bruttogeschossfläche: 12 200 Quadratmeter. Als Fertigstellungstermin wird Ende 2017 genannt. Den Mietvertrag mit dem Betreiber Interstar Hotel hat Colliers International Hotel vermittelt. Kritisiert wird das Vorhaben von vielen Anwohnern, die sich durch den Neubau vor ihren Wohnzimmern wie in einen Hinterhof zurückversetzt fühlen.
Auf dem Hotelimmobilien-Kongress im Hamburger Hotel Atlantic diskutierten etwa 180 Fachleute über neue Konzepte, über Marken und den „Kampf um Standorte“, wie Jan Winterhoff vom Beratungsunternehmen hcb (Hospitality Competence Berlin) betont. Fakt ist: In Berlin, aber auch in Hamburg, Köln und München, eröffnen neben etablierten Hotels und großen Ketten wie Marriott oder Accor immer mehr Häuser neuer Wettbewerber.
Die Preise für Hotelimmobilien steigen
Großen Druck machen günstige Anbieter wie Motel One, Moxy Hotels oder B&B, Design- und Boutiquehotels, also eher individuell geführte Häuser. Symbolisch für den Siegeszug der Branchen-„Aufsteiger“ ist der Charlottenburger Breitscheidplatz. Hier residiert zwar seit dreieinhalb Jahren das Waldorf Astoria im 118 Meter hohen Zoofenster-Turm und bietet Luxus in 232 Zimmern und Suiten.
Doch nicht allein, dass seit gut einem Jahr das hippe Hotel 25hours neben dem Bikini-Haus für Furore sorgt, Ende 2016 wird gleich gegenüber ein Motel One (Investor: Strabag Real Estate) ins „Upper West“ einziehen und in einem ebenfalls 118 Meter hohen Turm mit 582 Zimmern auf 18 der 33 Etagen um Gäste buhlen. Die sollen im dann größten Berliner Haus der Budgetkette schon für 69 Euro pro Nacht im wahrsten Wortsinn auf Augenhöhe mit den Gästen des Waldorf Astoria wohnen, die immerhin mindestens 150 Euro berappen müssen.
Das Transaktionsvolumen auf dem deutschen Hotelimmobilienmarkt erreichte im Jahr 2014 mit drei Milliarden Euro eine neue Rekordmarke. „Und der Markt wächst weiter, vor allem in den sechs größten Metropolen“, betont Thorsten Faasch von Jones Lang LaSalle (JLL). Von Anfang Januar bis Ende Juni 2015 wurden bundesweit Herbergen für 1,3 Milliarden Euro gehandelt, fünf Abschlüsse mit einem Volumen von 116 Millionen Euro entfielen dabei auf die Hauptstadt. Eine Folge des Booms: Die Preise steigen. Nicht selten lassen sich Investoren den Kauf bis zu 20 mal so viel wie die Jahresmiete kosten. Als Käufer treten besonders häufig Betreibergesellschaften, Family Offices und US-Investoren auf.
Zusätzliche Konkurrenz erwächst den Hoteliers nicht nur in Berlin aus jungen Nächtigungsmodellen wie zum Beispiel den Internetplattformen Wimdu oder Airbnb – dessen aktueller Unternehmenswert rund 25,5 Milliarden US-Dollar beträgt. Trotzdem sind die Prognosen für die Hotelbranche an der Spree gut. Thorsten Faasch glaubt: „Der Berliner Markt ist stabil und hat noch viel Potenzial.“
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