Concierge Service: Der Kümmerer
Vom Hotelpagen zum Unternehmer: Raffaele Sorrentino umsorgt Wohlhabende in ihren Wohnanlagen.
Es ist das kulturelle Großereignis des Jahres in Hamburg und weit darüber hinaus: die Eröffnung der Elbphilharmonie am 11. Januar. Karten gibt es natürlich keine mehr. Es sei denn, man gehört zu den Kunden von Raffaele Sorrentino. Seine Fähigkeit, kleine Wunder zu vollbringen, hat den Concierge zum erfolgreichen Unternehmer gemacht. Wo wohlhabende Menschen luxuriös umsorgt werden möchten, sind der 53-Jährige und seine 150 Mitarbeiter in ihrem Element. Unter seinen Initialen RAS firmieren sie an sieben Standorten in Deutschland.
Als Page fing der Italiener mit 14 Jahren im Nobelhotel Villa d’Este am Comer See an. „Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich aus dem Staunen wieder herauskam“, erinnert sich Raffaele Sorrentino an den Luxus, die Ferraris und das erste Trinkgeld, einen 50-Dollar-Schein. „Den habe ich heute noch“, sagt er.
Der Junge ging zur Abendschule, machte Abitur, arbeitete in Paris, London und Barcelona als Page und Doorman. Er stieg auf zum Nachtportier, dann zum Tagesconcierge und 1991 schließlich zum Chefconcierge des Continental in München. „In solchen Fünfsternehotels werden Wünsche zu 99,9 Prozent erfüllt“, sagt Sorrentino.
"Es sind ganz normale Leute wie du und ich, aber sie sind reich"
In seinen Lehr- und Wanderjahren knüpfte er die Kontakte, die er heute braucht, wenn er mal wieder Unmögliches möglich machen soll. Eine Reservierung für ein angesagtes Restaurant, Tickets für ein Elton-John-Konzert in Monaco, ein ausverkauftes Silvesterkonzert? Sorrentino kennt bestimmt jemanden, der jemanden kennt, der einen Weg findet. Und die Karten für die Elbphilharmonie? Da hat er rechtzeitig ein paar Studenten angeheuert, die in seinem Auftrag einige gekauft haben. Natürlich studiert Sorrentino auch die Spielpläne der großen Häuser und weiß aus 39 Berufsjahren, was seine Auftraggeber mögen.
„Es sind ganz normale Leute wie du und ich“, sagt er. „Aber sie sind reich und leben gemäß ihrem Anspruch.“ Für die in Deutschland noch relativ neue Wohnform der Serviced Apartments brauchen die Besitzer die Dienste von RAS: jemanden, der kleine Reparaturen erledigt, die Kleidung reinigt, sich um den Whirlpool kümmert, Medikamente besorgt, die Hunde ausführt oder in der Abwesenheit die Blumen gießt. Das tun Sorrentinos Leute zum Beispiel im kürzlich fertiggestellten Sapphire von Daniel Libeskind und den Parkside Apartments von David Chipperfield in Berlin.
„Neid habe ich nie gespürt“, sagt Raffaele Sorrentino auf die Frage, wie er sich im Umgang mit den reichen Leuten fühlt. „Ich hatte immer eine hilfsbereite Art, und heute bin ich nach wie vor ein Diener.“ Doch stets hatte Sorrentino im Hinterkopf, sich selbstständig zu machen, auch bei seiner letzten Station als Concierge im Hotel Adlon.
Sie sind nicht "der kleine chaotische italienische Laden"
„Selbst reich zu werden war aber nicht mein Ziel“, sagt der großgewachsene Mann mit den bernsteinfarbenen Augen. „Mich hat beschäftigt, ob ich etwas schaffen kann und ob ich ein Arbeitgeber sein kann.“ Der Erfolg gibt ihm recht, und auf der RAS-Etage in einem schlichten Bürogebäude nahe dem Lützowufer ist die Stimmung gut. Die Angestellten nicken freundlich, als Sorrentino sie bei einem kleinen Rundgang persönlich vorstellt. Auch Ehefrau Sabine ist dabei; sie leitet das Personalmanagement.
Raffaele Sorrentino hat sein Unternehmen kürzlich zertifizieren lassen, um zu zeigen: „Wir sind nicht der kleine chaotische italienische Laden.“ Wenn er nun selbst einen Concierge einstellt, sucht er nach einem Menschen, der empathisch ist und bei dem er Emotionen spürt. „Dann weiß ich, dass die Bewohner ihn lieben werden und Lust haben, zu einem Plausch mit ihm stehenzubleiben.“
Ein Concierge sei eben die Seele des Hauses und müsse ein Kümmerer sein. So wie Raffaele Sorrentino.
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