Fotovoltaik: Das ganze Jahr Strom von oben
Gebäudeintegrierte Fotovoltaik ist der neue Trend auf dem Markt – bisher fehlen aber Fertiglösungen.
Solaranlagen machen gerade einen technologischen Sprung. In Zukunft sind sie in Fenster oder Dächer integriert statt aufgeständert montiert zu werden. „Die übliche Ausrichtung nach Süden für eine möglichst hohe Einspeisevergütung war vom Erneuerbare-Energien-Gesetz getrieben“, erklärt Martin Vehse vom EWE Forschungszentrum für Energietechnologie in Oldenburg. Um einen optimalen Neigungswinkel zu erreichen, brauchten die Module meist ein Untergestell. Jetzt liegen einfachere Lösungen nahe, in denen die Panele das Dach selbst bilden. Großes Potenzial dafür sieht Vehse bei Carports. „Ihre Dachgröße reicht aus, um den jährlichen Strombedarf eines Einfamilienhauses zu decken“, berichtet er.
Solarmodule sind inzwischen so billig, dass ihre Anschaffung im Vergleich zu den Nebenkosten nur noch 40 Prozent ausmacht. Den größeren Anteil stellen Installation, Aufständerung und Wechselrichter, die aus dem Gleichstrom vom Dach Wechselstrom fürs Netz machen. Deshalb kann man die Module heute auch gleich vollflächig wie eine Dacheindeckung verlegen. Das spart Baumaterialien und befriedigt auch ästhetische Bedürfnisse, sagt Martin Vehse. „Aus handelsüblichen Dünnschichtmodulen lassen sich bereits heute schicke Dächer mit homogenen schwarzen Flächen bauen.“
Laut Meinung von Experten wird die gebäudeintegrierte Fotovoltaik oder BIPV (Abkürzung von Building-Integrated Photovoltaics) der neue Trend auf dem Markt sein. Der bewegt sich weg von der Optimierung für die Einspeisevergütung aus dem EEG hin zum Eigenverbrauch. Rund ein Drittel des Stroms vom Dach kann man bei normaler Sonnenscheindauer und normalen Verbrauchsmustern im Haushalt selbst nutzen. Zusammen mit einem Batteriespeicher lässt sich der Autonomiegrad der hauseigenen Fotovoltaikanlage auf bis zu 70 Prozent steigern, schreibt der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie.
Solarwatt bietet als einzige Firma einen kompletten Carport
Allerdings fehlt es noch an Lösungen von der Stange. „Die Fotovoltaikbranche hat den Trend zu dachintegrierten Kleinanlagen noch nicht erkannt“, sagt Martin Vehse. Bisher gibt es nur wenige Fertiglösungen auf dem Markt. Einen kompletten Carport mit teiltransparenten Solarmodulen auf dem Dach hat die Firma Solarwatt aus Dresden zusammen mit BMW herausgebracht. In der Grundausstattung mit Stellplatz für einen Wagen kostet er inklusive Montage und Wechselrichter rund 12 000 Euro. Einen Carport als Bausatz zur Selbstmontage inklusive Wechselrichter bietet Solarworld ab 5000 Euro an.
Nur als Prototyp liegt ein Konzept von Ford vor, das der Autohersteller bei der Elektronikmesse CES in Las Vegas zeigte. Die Variante des Modells C-Max hat ein Solarpanel auf dem Dach, das die Batterie lädt. Dazu gehört ein spezieller Carport mit einer Fresnel-Linse, wie sie in Leuchttürmen und Scheinwerfern verwendet wird. Sie verstärkt die Wirkung des Sonnenlichts um das Achtfache, während sich das Auto elektronisch gesteuert im optimalen Aufladewinkel zur Sonne bewegt.
Für Martin Vehse ist das eine „schöne Spielerei“, aber auch ein „technischer Overkill“: „Man muss es nicht so kompliziert machen, wenn es auch einfach geht“, sagt er. Einfach wären Carports, deren Dachkonstruktion so ausgelegt ist, dass sich Solarmodule zu einer geschlossenen Dachfläche aufbauen lassen. Dazu bräuchte es dann noch den Wechselrichter und ein System fürs Energiemanagement. Es entscheidet, wann der Strom aus dem Carport im Haus verbraucht, in der Batterie gespeichert oder ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Verbraucherzentrale Berlin hilft bei der Planung einer Solaranlage
Bei der Planung so einer Anlage hilft die Verbraucherzentrale Berlin. Sie setzt auf die Kombination der Förderung aus dem EEG mit einem möglichst hohen Eigenverbrauch. „Wer auf seinem Dach optimale Bedingungen hat, kann mit einer Solarstromanlage immer noch gute Renditen erwirtschaften“, sagt Regina Herrmann, Koordinatorin der Energieberatung bei der Verbraucherzentrale. Dafür seien vor allem drei Faktoren ausschlaggebend: der Anlagenpreis, der Standort – am besten ein unverschattetes Süddach mit einer Neigung von 30 Grad – und der Eigenverbrauch.
Wasch- und Spülmaschine sollten konsequent in der Mittagszeit eingeschaltet werden, wenn der Solarstrom vom Dach reichlich fließt. Unter der Nummer 0800/809 80 24 00 kann man einen Termin für die Beratung vereinbaren. Dank einer Förderung vom Wirtschaftsministerium kostet sie nur fünf Euro je halber Stunde. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis ist das Angebot kostenfrei.
Tipp: Wer seinen Anbieter wechseln und langfristig Geld sparen möchte, kann sich über den folgenden Stromrechner informieren. Unter dem Punkt "weitere Optionen" lassen sich über eine zusätzliche Schaltfläche auch Ökostromanbieter anwählen.
Susanne Ehlerding
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