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Noch geht die Inselwelt nicht unter: Die Pächter von Kunfunadhoo bauen auf einem weiteren Eiland das nächste Luxusresort.
©  Reinhart Bünger

Ein Resort für Superreiche: Auf diesen Pfählen können sie bauen

Die Malediven erlauben Ausländern selten Eigentum zu erwerben. Der britisch-indische Hotelier Sonu Shivdasani hat eine Insel gepachtet. Und bietet nun Villen zum Kauf an.

Der Sand weich wie Backpulver, der private Butler „Mr. Friday“ völlig tiefenentspannt, der Wind sanft wie eine Feder. Wer das Luxusresort Soneva Fushi auf Kunfunadhoo betritt, ist in einer anderen Welt angekommen, einer entschleunigten. Zunächst heißt es Schuhe auszuziehen. Mr. Friday wird sie erst zur Abreise zurück bringen. „No news – no shoes“, so wirbt das Resort um Gäste. Sie müssen bereit sein, mindestens 1000 Dollar in der Nebensaison pro Nacht auszugeben, um sich wie Robinson Crusoe zu fühlen.

Tatsächlich werden hier keine Schuhe gebraucht, nicht einmal Sandalen. Auf der Insel im Osten des Baa-Atolls wird eine ganz natürliche Ordnung gehalten. Es liegen keine Glasscherben herum, stechendes Getier oder kalte Fußbodenkacheln gibt es auch nicht. Die Temperaturen liegen zwischen 25 und 31 Grad Celsius. Und wenn sich der Holzsteg in der Hitze doch einmal zu stark aufwärmt, schöpfen die Damen und Herren vom Service Wasser aus dem Indischen Ozean und kühlen damit die Bohlen. Damit die Fußsohlen der Gäste nicht heißlaufen.

Die Strandvillen auf der 1,4 Kilometer langen und 400 Meter breiten Insel sind aus Holz gebaut, die Architekten kamen aus Thailand. Dort betreiben Sonu Shivdasani und seine Ehefrau Eva Malmström, die Pächter der Malediven-Insel, ein zweites Resort.

Keine Angst vor peinlichen Bildern

Alles läuft bestens und es gibt viele Nachfragen, ob man nicht so eine Villa kaufen könnte. Und weil auf Kunfunadhoo – abgesehen von einer 15-Millionen-Dollar-Villa mit neun Schlafzimmern – nicht mehr viel zu haben ist, startet das Ehepaar das dritte Projekt, Soneva Jani. Es wird derzeit auf Medhufaru Island errichtet, einer der 1196 Inseln der Malediven. Im Noonu Atoll gelegen, gehört Medhufaru zu den 200 noch unbewohnten Inseln der Malediven.

Der britisch-indische Hotelier Sonu Shivdasani und sein Team hatten sich vierzig Inseln angesehen, bis sie einen Platz für Soneva Jani fanden. Ein exklusiver Ort braucht exklusive Bedingungen, soll er ein Ort der Reichen und der Schönen dieser Welt werden. Vor allem darf er nicht so leicht zugänglich sein, was einerseits über die Anreise mit dem Wasserflugzeug, andererseits durch einen fast durchgehend geschlossenen Korallengürtel erreicht wird, der sich wie ein Festungsring um das Eiland legt.

So vor Paparazzi geschützt, müssen Prominente wie zuletzt Prinzessin Madeleine von Schweden oder Paul Mc Cartney, Madonna, Tilda Swinton, Buzz Aldrin – der zweite Mann auf dem Mond – und all die anderen, die schon hier waren und lieber ungenannt bleiben, keine Angst vor peinlichen Bildern haben. Lieber posten sie selber welche, wie kürzlich die schwedische Prinzessin. Die Celebrities sind in vielerlei Hinsicht gern gesehene Gäste: Wer sich auf Soneva Fushi oder Soneva Jani einbucht, befindet sich – vielleicht – in prominenter Gesellschaft.

Die Malediven, Partnerland der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin, haben wenig zu verkaufen, vor allem keine Inseln. Aktuell gibt es 126 Resorts im islamischen Inselstaat. Doch Eigentum auf den Eilanden ist rar. Auf Kunfunadhoo wurden 15 von insgesamt 65 Villen in Erbbaupacht verkauft. Die Inseln selbst werden, wenn überhaupt, in der Regel für fünfzig Jahre verpachtet.

Türen und Fenster kommen aus Borneo

Anfang 2015 verkündete die Regierung, dass weitere 22 Inseln in Form von Joint-Ventures entwickelt werden sollen. Der Bedarf ist immens. Zwar kommt jeder zweite Gast in Soneva Fushi aus Europa. Doch das größte Wachstum verzeichnen die Malediven bei Besuchern aus China. Sie machen Presseberichten zufolge bereits vierzig Prozent der Anreisen aus.

So verwundert es nicht, dass das neue Resort Soneva Jani in einem Joint Venture von Soneva Fushi mit der Hong Kong Sailing Capital Holding entwickelt wird. Chefverkäufer ist Jeff Schmitz aus St. Louis, Missouri (USA). „Es geht um die Entwicklung einer Insel“, sagt er. „Wenn man diese Aufgabe nur als Business sieht, müssten wir viel mehr Villen bauen.“ Die Asiaten würden vor allem auf Pfahlbauten und schwimmende Häuser ein Auge werfen, sagt er. Die Europäer haben lieber festen Boden unter den Füßen.

Traumjob: Bauleiter Patrick Brizio steht vor der künftigen Kantine der rund 120 Angestellten des Resorts Soneva Jani.
Traumjob: Bauleiter Patrick Brizio steht vor der künftigen Kantine der rund 120 Angestellten des Resorts Soneva Jani.
©  Reinhart Bünger

Das Projekt nimmt bereits Formen an. Am Strand der etwa 50.000 Quadratmeter großen Insel liegen große Holzstapel, herangeschafft aus Südafrika und Malaysia. Leitender Bauingenieur von Soneva Jani ist Patrick Brizio aus Belfast. Weil sein Gym-Equipment noch nicht angelandet ist, hat er sich aus Latten und Zement Hanteln zum Gewichtheben gebastelt. Er will in Form bleiben. Wie Robinson Crusoe.

„Die größte Herausforderung ist die Komplexität der Aufgabe“, erzählt er: „Die Gründung der Pfahlbauten während des Hochwassers zum Beispiel.“ Und dann müsse ja alles herangeschifft werden, sagt Patrick Brizio „Wir stehen immer vor der Schwierigkeit, das Material rechtzeitig zu bekommen.“

In dieser Hinsicht geht es hier zu wie auf jeder Baustelle. Türen und Fenster kommen aus Borneo. Es dauerte drei Monate bis sie vor Ort waren. Schneller kamen die rund 800 Bauarbeiter aus Bangladesch, Indien, den Philippinen und anderen Regionen hierher. „Salem Aleikum!“, sagt einer von ihnen freundlich und wendet sich wieder dem Entladen des Versorgungsbootes zu. Wie jeden Freitag. Davon konnte Robinson Crusoe nur träumen.

"Luxus ist, bei Vollmond eine Dusche im Freien zu nehmen"

Hotelier Sonu Shivdasani betreibt mehrere Luxusanlagen auf den Malediven.
Hotelier Sonu Shivdasani betreibt mehrere Luxusanlagen auf den Malediven.
© Promo

In den USA nimmt die Zahl der Ultrareichen von Jahr zu Jahr zu. Glaubt man dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“, hat jeder der 400 reichsten US-Bürger ein Vermögen von mindestens 1,7 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro). Schade nur, dass Amerikaner im Urlaub eher den kürzeren Weg in die Karibik suchen als auf die Malediven. Sie wären das perfekte Klientel für den indisch-britischen Hotelier Sonu Shivdasani, der 1995 mit seiner aus Schweden stammenden Frau Eva Malmström das Fünf-Sterne-Luxusresort Soneva Fushi gründete.

Der heute 50-jährige Geschäftsmann setzt auf Menschen, deren finanzielle Verhältnisse viel Unabhängigkeit zulassen. Sie werden nach seiner Einschätzung mehr. „Es gibt heute mehr Menschen, die reich sind“, sagt er dem Tagesspiegel in Berlin. „Und dieser Wandel wird anhalten.“ Es gebe weltweit zwischen 90.000 und 100.000 Menschen, die mehr als 50 Millionen US-Dollar besitzen, so der Geschäftsmann, der in Oxford studierte. Er ist der Sohn eines betuchten indischen Händlers und Bankiers, der seine Lebensaufgabe gefunden hat.

Mit seinen Luxusresorts in Thailand und auf den Malediven – hier soll Ende 2017 das Resort Soneva Jani eröffnen – will er eine Entsprechung für finanziellen Reichtum in der Lebensqualität finden. „Heute ist es Luxus, bei Vollmond eine Dusche im Freien zu nehmen, Platz zum Leben zu haben, gutes Essen und Spaziergänge in der Natur zu genießen.“

Von einem Gehäuse ins nächste

Seine Resorts bieten viel Privatheit und Diskretion. „Als ich 1995 anfing, gab es viel weniger Resorts dieser Art“, sagt er. Doch: „Es wird so weitergehen, dass mehr Menschen aus der Mittelklasse reich werden.“

Und deren Bedürfnisse müsse man erfüllen, zumal sich vermögende Menschen mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens nehmen können. Luxusresorts haben wohl auch deshalb ihre Berechtigung, weil die meisten Menschen heute in Städten leben, entfernt von der Natur. „Sie rasen von einem Gehäuse ins nächste – von der Garage ins Büro, in die Kantine, nach Hause. Zum Abendessen einfach einen frischen Salat aus dem Garten zu holen und nach dem Dinner in die Sterne zu sehen, das ist selten.“ In der Tat.

Auf die Insel geht es mit dem Wasserflugzeug.
Auf die Insel geht es mit dem Wasserflugzeug.
©  Reinhart Bünger

Und so sind derartige Amüsements im Resort Soneva Fushi Programm. Zudem hat Shivdasani eine „Slow Life Foundation“ gegründet, die für „Sustainable-Local-Organic-Wellness Learning-Inspiring-Fun-Experience“ steht. Dahinter steht der Gedanke, dass es doch möglich sein müsste, negative Seiten des Luxus zu eliminieren: „Man kann Luxus auch anbieten, ohne den Planeten zu demolieren“, ist Shivdasani überzeugt und meint Nachhaltigkeit. Und so wird in seinen Resorts Abfall kompostiert, Sonnenstrom gezapft und Altglas zu neuen Formen geblasen.

"Die Malediven sind so etwas wie der Vogel in der Kohlenmine"

Mit starkem britischen Akzent sagt der Hotelier: „Die Malediven sind ökonomisch stabil. Insofern lohnen sich hier auch Investments.“ Fragezeichen sind gleichwohl zu setzen. Werden die Malediven im Klimawandel untergehen? Shivdasani behauptet, dass bisher noch kein steigender Meeresspiegel in der Region notiert worden sei. Und die Korallen würden nach der letzten Bleiche wieder wachsen.

„Die Malediven sind so etwas wie der Vogel in der Kohlenmine“, sagt er mit einem Lachen und verweist auf Städte wie London oder New York, die auch untergehen könnten. Da ist es immer gut, einen Plan B zu haben. Und den hat natürlich auch ein Betreiber von Luxusresorts auf den Malediven. Wie hinter vorgehaltener Hand im Resort zu erfahren war, hält „Mr. Sonu“ derzeit in Spanien und Griechenland Ausschau nach Standorten für neue Projekte.

Neues Luxusresort mit Freilichtkino und Bibliothek

Wie im Traum: Szenerie im Resort.
Wie im Traum: Szenerie im Resort.
©  Reinhart Bünger

LAGE
Das Resort Soneva Jani wird auf der Insel Medhufaru im Noonu Atoll errichtet. Sie liegt in einer fünf Kilometer langen Lagune mit vier weiteren kleineren Inseln. Die Hauptinsel ist 1,7 Kilometer lang und 420 Meter breit. Sie hat eigenes Grundwasser. Mit dem Wasserflugzeug vom Internationalen Flughafen Malé dauert es zur Insel etwa vierzig Minuten.

KONZEPT
Soneva Jani wird ein Fünf- Sterne-Resort mit nachhaltiger Bewirtschaftung. Geplant sind 56 Villen. 24 davon stehen auf auf Pfählen mitten in der Lagune und sind nur mit Solarbooten erreichbar. Sie werden einen eigenen Swimmingpool haben – und jeweils eine Wasserrutsche. Die Gäste werden von der zentralen Anlegestelle zu den Pfahlvillen gebracht. Die ersten sollen im Mai fertig gestellt sein. Ein Drittel der Villen steht zum Verkauf. Die Überwasservillen verbleiben aber alle im Eigenturm des Resorts.

Es wird ein Observatorium und eine Bibliothek haben, einen Yoga-Pavillon, eine Tauchschule, ein Spa und ein Fitnesscenter. Natürlich gibt es auch einen Weinkeller in einem dreistöckigen Clubhaus mit weiteren lukullischen Angeboten. Auf der Insel wird es ein Freilichtkino geben, ein Ökozentrum mit Wiederverwertungsanlage und Kräutergärten, einen Tennisplatz, einen Beachclub in der Lagune und ein Labyrinth. Außerdem wird es ein Zentrum für Meeresbiologie geben.

RECHENBEISPIEL
Geben Eigentümer ihre Villa Ostern, Weihnachten und Silvester zur Vermietung durch Soneva Jani frei, haben sie einen garantierten Gewinn von 50 Prozent der Nettoeinnahmen, abzüglich 10 Prozent Provision für die Gästegewinnung, die sich Resort und Eigentümer teilen. Wird die Villa für 10000 Dollar/Nacht vermietet, bekommt der Eigentümer 4500 US-Dollar.

PREISE
Die Kaufpreise der Villen starten bei 3,5 Millionen US-Dollar. Diese „Crusoe Villen“ haben jeweils eine Grundstückgröße von 540 Quadratmetern und eine bebaute Fläche von 308 Quadratmetern. Eine Überwasservilla (520 Quadratmeter) kostet 5,5 Millionen US-Dollar.

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