Gebäudesanierung: Alles eine Frage der Förderung und der Energiekosten
Energetische Sanierungen rechnen sich laut einer Studie derzeit nur bei alten Häusern, Schulen und Krankenhäusern. Ein wesentlicher Faktor sind vor allem die Energiekosten.
Mit den stetig steigenden Ölpreisen hatten die Befürworter einer energetischen Sanierung bisher immer ein gutes wirtschaftliches Argument auf ihrer Seite: Über kurz oder lang würden sich Investitionen in die Dämmung eines Hauses oder eine neue Heizung lohnen. Es schien nur eine Frage der Zeit. Solche Vorhersagen sind heute schwer zu treffen. Mit einem niedrigen Ölpreis versuchen Saudi Arabien andere Ölförderländer vor allem die USA niederzuringen. Ein Ende dieser Preispolitik ist nicht in Sicht.
Hinzu kommen die Beschlüsse der Klimakonferenz in Paris. Ein Großteil der Vorräte an Öl, Kohle und Gas müssen in der Erde bleiben, um den Planeten vor dem Hitzekollaps zu bewahren. „Alles muss raus“, scheint die Antwort der Förderländer zu sein, bevor ihr Geschäftsmodell zusammenbricht.
Unter welchen Voraussetzungen trotzdem kosteneffizient in die energetische Sanierung von Gebäuden investiert werden kann, hat nun das Brüsseler Buildings Performance Institute (BPIE) untersucht. Zusammengefasst sind die Ergebnisse in der Studie „Die Sanierung des deutschen Gebäudebestandes. Eine wirtschaftliche Bewertung aus Investorensicht“.
In dem Bericht werden mehrere Szenarien zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden untersucht. Dafür hat das BPIE den deutschen Gebäudebestand in Typen eingeteilt (Einfamilienhaus, Reihenhaus, Bürogebäude…) und diese nach Altersklassen und Sanierungszustand weiter differenziert. So entstanden 355 Gebäudeklassen. Sie wurden um 40 mögliche Energieträger-Kombinationen und Heiztechniken ergänzt.
Eine Sanierung lohnt sich nur unter bestimmten Rahmenbedingungen
Schließlich fütterte das BPIE einen Computer mit den daraus resultierenden 4459 Gebäudesegmenten und ließ sie durch ein Optimierungsprogramm laufen. Es ermittelte die günstigsten Sanierungsoptionen für jedes Gebäudesegment unter bestimmten wirtschaftlichen Bedingungen.
Die erstaunliche Schlussfolgerung lautet, dass der größte Teil des Gebäudebestands in Deutschland in den kommenden 15 Jahren kosteneffizient renoviert werden kann und dann eine bedeutende Menge Energie einsparen würde.
Lohnend im Sinne von wirtschaftlich tragend ist eine Sanierung des Großteils aller Gebäude aber nur unter bestimmten Rahmenbedingungen. Ein wesentlicher Faktor sind die Energiekosten. Steigen sie bis 2030 nur um 19 Prozent, während die Höhe der staatlichen Förderung gleich bleibt, ist nur die Sanierung von Einfamilienhäusern wirtschaftlich, die vor 1948 errichtet wurden. Auch die Sanierung von Krankenhäusern, Schulen und Handelsgebäuden würde sich rechnen. Auch private Büros und alte Mehrfamilienhäuser liegen noch knapp im grünen Bereich.
Im besten Fall, mit steigenden Energiepreisen (plus 50 Prozent) und steigender Förderung (in etwa eine Verdoppelung), könnte es dagegen wirtschaftlich sein, nahezu den gesamten Gebäudebestand in Deutschland energetisch auf Vordermann zu bringen. Ausgenommen wären lediglich Ein- und Mehrfamilienhäuser, die nach 1995 errichtet wurden.
Um das volle Energieeinsparpotential im deutschen Gebäudebestand zu heben, gibt das BPIE folgende Empfehlungen:
Ein angemessenes Umfeld schaffen
Die Gesellschaft profitiere davon, wenn Investoren Gebäude sanieren. Deshalb sollte sich die Politik darauf verlagern, umfassender Sanierungen zu fördern. Eine suboptimale Dämmung oder der Einbau wenig effizienter Anlagen begrenze das Energieeinsparpotential erheblich.
Die richtigen Signale geben
Eine der vielen Hürden für einen florierenden Markt sei das Fehlen von ausreichend starken wirtschaftlichen Signalen und finanziellen Instrumenten. Das könnten Einspeisetarife für gesparte Energie, Steuererleichterungen und die Beseitigung von Subventionen für fossile Brennstoffe sein.
Finanzielle Unterstützung konzentrieren
Es könnte eine umfangreichere Förderung für jene Gebäudekategorien angeboten werden, für die eine Sanierung knapp nicht kostenwirksam ist. Vermietete Immobilien, für die Mieterhöhungen aus gesellschaftlicher Sicht nicht machbar oder wünschenswert sind, könnten von spezifischen Fördermaßnahmen profitieren.
Eine unterstützende Infrastruktur schaffen
Investoren brauchen Informationen, Unterstützung und Anreize, um sich für Sanierungen zu entscheiden. Diese Unterstützung könnte von unabhängigen Informationszentren angeboten werden, die durch den gesamten Prozess begleiten. Die Politik könnte tiefgehende Sanierungen von Stadtquartieren mit identischen Gebäudetypen zunehmend fördern. Speziell auf bestimmte Gebäudearten abgestimmte Sanierungspakete, die vorgefertigt sein könnten, wären kostenwirksamer, wenn sie in großer Zahl eingesetzt werden würden.
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