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Im Wilmersdorfer Quartier Nikolsburg sind noch Wohnungen mit Dachterrassen frei, zu Preisen bis zu 7500 Euro pro Quadratmeter.
© promo

Neubauprojekte in Berlin: 5200 Euro pro Quadratmeter sind ein Schnäppchen

Etliche hochpreisige Neubauprojekte innerhalb des S-Bahn-Rings buhlen um solvente Käufer. Eine Übersicht.

Mietwohnungen? Welche Mietwohnungen? Wer auf die immense Bautätigkeit im Berliner Innenstadtbereich schaut, muss feststellen, dass offenbar ganz überwiegend das schnelle Geld gemacht werden soll. Bauherren sind allem Anschein nach weniger an langfristiger Rendite mit Mietshäusern interessiert. Herstellung und anschließender Verkauf von Wohnraum versprechen einen kürzeren Weg zu dem Ziel, mit Eigentumswohnungen rasch Kasse zu machen. Im Folgenden haben wir nur einige wenige Neubauprojekte innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings beispielhaft zusammengestellt.

Charlotenburg

Etwas unbescheiden treten die Projektentwickler und Vermarkter eines Ensembles auf, das Mitte 2019 am Spreeufer fertiggestellt sein soll: „No.1 Charlottenburg“. Klappern gehört eben zum Handwerk. Nun gut, die Lage zieht einen gewissen Reiz aus Ufer- und Tiergartennähe, doch das Gewerbegebiet rundum ist nicht eben die Traumlage, die sich Eigentümer – oder letztlich mutmaßliche Mieter – feudaler Wohnungen so wünschen. Auf 11 300 Quadratmetern an der Wegelystraße, zwischen Spreeufer und KPM, sollen 272 Wohnungen entstehen. Direkt an der geplanten Uferpromenade sind zwei neungeschossige Gebäude vorgesehen, südlich davon 13 „Stadthäuser“. Die Einheiten sind ganz überwiegend klein (zwei Zimmer), rangieren flächenmäßig jedoch in einer Bandbreite zwischen 38 und 153 Quadratmetern. Die Ausstattung wird als „luxuriös“ angegeben. Bauträger ist das irische Familienunternehmen Cannon & Cannon, das das Grundstück bereits 2007 erworben hatte. Derzeit sind 60 Wohnungen verfügbar. Kaufpreis ab 5600 Euro pro Quadratmeter.

Wilmersdorf

Bei Bezeichnungen von Neubauten sind die Entwickler öfter mal erfinderisch (s.o.). Meist gaukeln die Namen etwas vor, was der Realität nur vage standhält. „Quartier Nikolsburg“ klingt großartig, doch Anwohner erinnern sich mit Grausen an ein völlig abgeranztes Jugendgästehaus, dessen Umbau nach Kernsanierung nun seiner Vollendung entgegen geht. Der vier-plus-eins-geschossige Bau in der Nikolsburger Straße am Hohenzollerndamm weist 55 Wohneinheiten auf, die bis auf vier angeblich alle verkauft sind, zu Preisen zwischen 5500 und 7500 Euro pro Quadratmeter. Bezugstermin: Februar 2018.

Der Abrissbagger in der Brandenburgischen Straße hat eben erst das „Bierlokal Steppke“ und das angeschlossene Hotel „Majestik“ erledigt, da wird für die Brandenburgische/Ecke Ballenstedter Straße schon „City-Wohnen-Wilmersdorf“ angeboten. In dem geplanten Neubau werden Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen im Eigentum entstehen, in Größen zwischen 73 und 127 Quadratmetern. Die Wohnungen verteilen sich auf sieben Etagen, alle weisen Balkon oder Terrasse auf. Der Einstiegspreis wird mit 466 000 Euro angegeben, was Quadratmeterkosten von 6384 Euro entspräche. „Gehobene Kategorie“ heißt es beim Bauträger Ten Brinke. Und: „Ku’damm Nähe“. Diese Lagebezeichnung spiegelt sich sofort im Preis wider, auch wenn das Objekt dem tosenden Verkehr der Brandenburgischen Straße ausgesetzt ist. Fertigstellung soll Ende 2019 sein.

Teurer geht immer. Das zeigt auch das kurz vor dem Einzugstermin stehende Projekt „Zenith“ in der Spichernstraße 6-9. Der Komplex wirbt zwar mit „Business Class Wohnen in der City West“, die Preise darf man jedoch getrost als First Class bezeichnen – ab 6917 Euro werden pro Quadratmeter verlangt. In dem kernsanierten ehemaligen Bürogebäude direkt am U-Bahn-Eingang gibt es 91 Wohnungen, die sich auf zwei Bauteile (Tower- und Hauptgebäude) verteilen. Die Wohnungstypen reichen von kompakten Studios bis hin zu Maisonetten und Penthäusern. Investor ist Ivan Sharov mit seiner Shaross Invest GmbH, bei der für den Vertrieb zuständigen BBI Immobilien GmbH sind als Ansprechpartner Mitarbeiterinnen mit Russisch klingenden Namen zuständig, vielleicht ein Hinweis auf die potenzielle Käuferschaft. Viel Arbeit werden die Verkäufer allerdings nicht mehr haben. Bis auf die beiden teuersten Penthäuser ist alles an Mann oder Frau gebracht.

Friedrichshain

Als „Box Seven“ bezeichnen die Vermarkter ein Projekt mit 191 Eigentumswohnungen und 424 Mietwohnungen (davon 122 „preisgedämpft“) in der Friedrichshainer Weserstraße 37+42, nahe Boxhagener Platz. Derzeit wird mit einem Fertigstellungstermin im 4. Quartal des kommenden Jahres gerechnet. Die Größe der Wohnungen liegt zwischen 71 und 125 Quadratmeter. Preisbeispiel: Eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 86 Quadratmetern im fünften Obergeschoss steht für 448 000 Euro zum Verkauf, was 5209 Euro pro Quadratmeter entspricht. Dafür dürfen Käufer allerdings keinen Luxus erwarten. Die Verkäufer versprechen lediglich „Standard“. Die überwiegende Zahl der Eigentumswohnungen ist bereits verkauft. Das Ensemble steht auf einem rund 26 000 Quadratmeter großen Grundstück. Herzstück des neuen Stadtquartiers soll ein großer öffentlicher Stadtgarten mit Café sein, um den sechs Einzelgebäude entwickelt werden. Vorgesehen sind auch 10 000 Quadratmeter für Einzelhandel, Büros und Praxen. Bauherr ist die Bauwert AG.

Tiergarten

Potsdamer Straße 72: Das ehemalige Gewerbegebäude, in dem einst neben anderen auch Vattenfall Büros hatte, wird jetzt zu Eigentumswohnungen umgebaut, zusätzlich im Hinterhof ein neuer Seitenflügel errichtet. „Urban fine living“ wird in 63 Eigentumswohnungen kurz vor dem Landwehrkanal versprochen. Wer diesen Lebensstil auf „gehobenem“ Niveau pflegen möchte, kann zwischen einer Ein-Zimmer-Wohnung mit 28,76 und einem siebenzimmerigen Penthaus mit 238,60 Quadratmetern wählen. Preisbeispiel: zwei Zimmer mit 35 Quadratmetern kosten 200 816 Euro oder 5785 Euro pro Quadratmeter. Fertigstellung: voraussichtlich Mitte 2019.

Mitte

Wer es gar nicht abwarten kann: Sofort bezugsfertig ist die letzte Wohneinheit in der Linienstraße 142. Die Familie sollte dann jedoch nicht zu groß sein, denn das Penthaus in dem Neubau mit 30 Eigentumswohnungen weist nur sieben Zimmer auf, davon höchstens fünf als Schlafzimmer nutzbar. Nun, 308 Quadratmeter sind eben endlich. Doch zugegeben, die Wohn- und Essgemächer sind schon großzügig. Ebenso die diversen Balkone und Terrassen. Die Wohnung ist für satte 3 850 000 Euro zu haben. Die ehemaligen Mieter des abgerissenen Hauses werden sich kaum bewerben, sie hatten jahrelang vergeblich gegen Abriss, Neubau und Umwandlung des Altbaus im rückwärtigen Teil des Grundstücks gekämpft. Das Haus gilt als eines der Paradebeispiele für Gentrifizierung in dem Kiez am Oranienburger Tor.

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