Immobilien-Studie: Berliner haben zu wenig Geld zum Kauf einer Wohnung
Der beste Schutz gegen steigende Mieten und Altersarmut ist die Eigentumswohnung. Doch diese können sich die meisten in Berlin nicht leisten.
Wenn ein Kleinverdiener sein gesamtes Erspartes in den Kauf einer Wohnung steckt, dann geht er damit ein hohes Risiko ein. [...] Es wäre vielmehr Aufgabe des Staates und der Kommunen, regulierend auf den Immobilienmarkt einzugreifen. Der Sinn des Lebens besteht am Ende nicht darin, sich eine Eigentumswohnung erschuftet zu haben.
schreibt NutzerIn klauskuenstler
Eine eigene Wohnung oder das eigene Haus leisten sich überwiegend Haushalte mit hohem Einkommen. Aber obwohl die Zinsen so niedrig sind wie nie zuvor, wächst der Anteil der Immobilieneigentümer in Deutschland kaum noch. Besonders gering ist die "Eigentumsquote" in Städten, wo sich eigene vier Wände wegen der steigenden Mieten besonders lohnen. Extrem wenig Grundeigentümer gibt es in Berlin, wo Wohnungsnot und Mietpreisanstieg extrem sind. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW).
Nicht mal die Hälfte der Deutschen haben eine Immobilie
"Die eigene Immobilie ist deutlich günstiger als das Wohnen zur Miete", sagt der Verfasser Michael Voigtländer. Das liegt an den extrem niedrigen Zinsen für Immobilienkredite. Trotzdem besitzen nicht mal die Hälfte aller Deutschen (45 Prozent) eine eigene Immobilie. In den deutschen Städten sind es noch viel weniger: In München leistet sich nur der vierte eine eigene Wohnung, in Hamburg jeder Fünfte und in Berlin gerade mal jeder Siebte.
Wohlstand drückt sich in Wohneigentum aus
Dabei belasten die hohen Mieten die Städter besonders stark: Fast die Hälfte (47 Prozent) ihres verfügbaren Einkommens verschlingen die Mieten in Berlin. Eine eigene Immobilie wäre nicht nur zur Entlastung des Budgets hilfreich, sondern auch zur Vorbeugung von Altersarmut. "Auch wenn wir Reparaturen und Instandhaltungen mitrechnen, ist das Wohneigentum günstiger als die Mietwohnung", sagt Voigtländer. Und weil die Preise von Immobilien steigen, baut der Käufer außerdem noch "Vermögen" auf.
Aber ausgerechnet, jene, die am meisten von Armut bedroht sind, gelingt der Befreiungsschlag durch den Eigentumserwerb nur selten. Voigtländer hat einen "Riesenunterschied" bei der Verteilung des Immobilieneigentums in der Bevölkerung festgestellt. Bei dem untersten Fünftel der Deutschen mit den geringsten Einkommen haben nur 17 Prozent Immobilienbesitz, im obersten Fünftel der Einkommen sind es 66 Prozent.
Berliner Senat kassiert Käufer extra stark ab
Schuld daran sind nicht etwa die Immobilienpreise, obwohl diese in den vergangenen Jahre drastisch stiegen - sondern das fehlende "Startkapital" für das Immobilien-Abenteuer. "Allein schon die Grunderwerbsteuer von 6,5 Prozent in Berlin schlägt mit 20.000 Euro und mehr beim Wohnungskauf zu Buche", sagt Voigtländer.
Außerdem verlangen die Banken meistens "Eigenkapital" von zehn bis 20 Prozent des Kaufpreises. Hinzu kommen Notar-, Umzugs- und andere Nebenkosten, so dass schnell Bares in Höhe von 50.000 Euro und mehr fällig werden. Wer hat das schon auf der hohen Kante?