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"BerlKönig" in Berlin bei der Vorstellung des "On-Demand Ridesharing" auf einem der neuen Sharing-Vans.
© Paul Zinken/dpa

Sammeltaxis per App buchen: Immer mehr Städte setzen auf Fahrdienste wie den „Berlkönig“

Rufbusse und Anruf-Sammeltaxis gibt es schon lange. Doch Apps und Algorithmen machen daraus einen ganz neuen Markt.

In immer mehr deutschen Städten können sich Fahrgäste neue Fahrdienste bestellen. Ob „Berlkönig“ in Berlin, „Isartiger“ in München oder „LüMo“ in Lübeck: Mit sogenannten On-Demand-Ridesharing-Diensten bringen städtische Verkehrsbetriebe vor allem Nachtschwärmer nach Hause. Es sind per App gebuchte Sammeltaxis, meist ohne feste Haltestellen; hinzu kommen Experimente mit fahrerlosen Bussen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zählt inzwischen Projekte in 17 Städten.

„Es ist ein gutes Zwischenstück zwischen dem klassischen ÖPNV und dem Taxi“, sagte Verbandspräsident Ingo Wortmann der Deutschen Presse-Agentur. „Das ergibt durchaus Sinn.“ Duisburger können schon seit 2017 per Handy Kleinbusse mit der Aufschrift „MyBus“ bestellen, in Stuttgart heißt das Angebot „SSBflex“, die Osnabrücker Stadtwerke arbeiten an der „HubChain“.

So neu, wie die Namen es nahelegen, ist das nicht. „Anruf-Sammeltaxis und Rufbusse gibt es seit den 1970er Jahren“, sagte Wortmann. „Das ist jetzt alles durch mobiles Internet und entsprechende Apps viel einfacher geworden.“ Denn Algorithmen bündeln die Fahrten besser, sodass sich auch bei Spontanfahrten mehrere Menschen ein Fahrzeug teilen können.

Markt nicht der privaten Konkurrenz überlassen

Diesen Markt wollen die städtischen Verkehrsbetriebe nicht der privaten Konkurrenz überlassen, Unternehmen wie Uber, Moia und Lyft, die längst in Deutschland aktiv sind. Auch zu ihren Gunsten will Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) das Personenbeförderungsgesetz lockern - was unter anderem die Taxifahrer auf die Palme bringt.

„Die Anbieter solcher Verkehre gehen genau dahin, wo wir auch Geld verdienen“, bemerkte Wortmann, der auch die Münchner Verkehrsgesellschaft leitet. Deshalb fordern die Städtischen, dass die Angebote gesetzlich als Öffentlicher Personennahverkehr betrachtet werden - das würde es privater Konkurrenz schwer machen.

„Dann gilt auch für sie eine Tarif-, eine Betriebs- und eine Beförderungspflicht und so weiter“, erklärte Wortmann. „Dann kann man ein stabiles und trotzdem flexibleres Angebot daraus machen, auf das sich die Kunden verlassen können.“

Besseres und flexibleres Angebot

Ein weiteres Argument der Öffentlichen: „Verkehrlich kann man zum Beispiel in den Außenbezirken der Städte damit ein besseres und flexibleres Angebot machen.“ Das sei billiger, als mit großen Bussen von Haltestelle zu Haltestelle zu fahren.

„Für einen kommerziellen Anbieter lohnt es sich aber nur in der Innenstadt, wo viel los ist, und da nimmt er vor allem den Taxis, aber auch uns im Zweifel Kunden weg“, sagte Wortmann. Zudem machten die Privaten keine Angebote, um die Leute vom Auto wegzuholen und so das Klima zu schonen.

Allerdings stürzen sich bislang auch die ÖPNV-Betriebe vor allem auf die Innenstädte. Selten sind Angebote wie der „Ecobus“, der bis zum Februar in einem Pilotprojekt um Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Osterode durch den Harz pendelte.

Und in den Städten lösten die Fahrdienste ohnehin nicht alle Verkehrsprobleme, sagte Wortmann. Milliarden müssten investiert werden, um U-Bahnen und Straßenbahnen zu sanieren und auszubauen. „Wir brauchen neue Strecken, zusätzliche Gleise, längere Bahnsteige, zusätzliche Züge“, fordert der Verbandspräsident. „Wir leben im Moment von dem, was unsere Vorgänger in den 1960er und 1970er Jahren gebaut haben. Das geht bei unserem jährlichen Fahrgastwachstum nicht mehr lange gut.“ (dpa)

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