zum Hauptinhalt
Aufwärts: Börsenfirmen schütten immer höhere Dividenden aus.
© Frank Rumpenhrost / dpa

Die "neuen Zinsen": Im Rausch der Dividenden

Börsenfirmen schütten in diesem Jahr 41,7 Milliarden Euro aus, so viel wie noch nie. Damit übertreffen die Dividenden sogar die Rekordmarke von 2008. Und mausern sich von einem "kleinen Zubrot" für die Aktionäre zu kräftigen Geldspritzen.

Wer Aktien besitzt, darf sich freuen – und zwar nicht nur, weil die Kurse steigen. Die deutschen Börsenfirmen schütten zusätzlich in diesem Jahr soviel Geld in Form von Dividenden an ihre Anteilseigner aus wie noch nie: Knapp 41,7 Milliarden Euro überweisen sie ihren Aktionären, 13 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Damit übertreffen sie sogar die Rekordmarke von 2008, kurz vor Ausbruch der Finanzkrise. Das zeigt eine aktuelle Studie, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz am Montag vorgelegt hat.

Die Experten sprechen von einer „Renaissance der Dividende“. War diese Ausschüttung für Anleger früher nur „ein kleines Zubrot zu den Kursgewinnen“, ist ihre Bedeutung zuletzt deutlich gestiegen. Denn noch nie haben so viele der deutschen Börsenfirmen die Aktionäre an ihren Gewinnen beteiligt.

Anlegerschützer sind nicht zufrieden

Besonders großzügig ist derzeit der deutsche Versicherungskonzern Allianz: Er zahlt seinen Anteilseignern pro Aktie 6,85 Euro – und gibt dafür insgesamt 3,1 Milliarden Euro aus. Schlucken müssen dagegen die Anteilseigner der Commerzbank: Sie gehen bereits das siebte Jahr in Folge leer aus. Zu den Verlierern gehören auch die Investoren der Energiekonzerne Eon und RWE: Die Energiewende macht den Firmen zu schaffen, sodass sie kaum noch Geld an die Aktionäre ausschütten können. Für Anleger ist das hart – hatten sie in der Vergangenheit doch gerade auf diese Aktien gesetzt, weil sie lange als sichere Dividendentitel galten.

Trotz der Rekordmarke bei den Ausschüttungen sind Anlegerschützer jedoch nicht zufrieden. Ihrer Meinung nach sollten Börsenfirmen etwa die Hälfte ihrer Gewinne an ihre Aktionäre weiterreichen – bei vielen Konzernen liegt der Anteil deutlich darunter. Hinzu kommt, dass die Deutschen von den hohen Dividendenzahlungen wenig haben – schlichtweg, weil sie kaum Aktien besitzen. Gerade einmal 19 Prozent ihres Vermögens haben die Bundesbürger in Anteilsscheine oder Investmentfonds investiert. Die Profiteure der Dividendenausschüttung sitzen im Ausland: Im Schnitt halten ausländische Investoren 64 Prozent an den Dax-Gesellschaften. Bei einzelnen Konzernen liegt ihr Anteil sogar bei mehr als 70 Prozent.

Zur Startseite