„Konfrontation um jeden Preis“: Im Bahn-Tarifkonkflikt zeichnet sich Streik zum Sommeranfang ab
Die Deutsche Bahn kann sich mit der GDL nicht auf Lohnerhöhungen einigen. Noch am Montag könnte die Lokführergewerkschaft deshalb Warnstreiks ankündigen.
Bahn-Reisende müssen sich zu Beginn der Sommerreisezeit inmitten der Corona-Lockerungen auf Streiks einstellen. Ein neuer Anlauf zur Lösung des Tarifkonflikts zwischen Deutscher Bahn und Lokführergewerkschaft GDL scheiterte am Montag.
Die Bahn warf der Gewerkschaft daraufhin „Konfrontation um jeden Preis“ vor. Die GDL-Gremien trafen sich nach Ende der Gespräche zu Beratungen. Die Tarifkommission könnte so am Dienstag oder noch Montag Warnstreiks befürworten.
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In der Vergangenheit hatte die Lokführergewerkschaft dann allerdings zunächst keine konkreten Termine oder Regionen genannt. Dies folgte dann mit einem Vorlauf von mindestens 24 Stunden. Die GDL äußerte sich angesichts der Gremienberatungen zunächst nicht. Zu Pfingsten konnten Warnstreiks noch abgewendet werden.
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler sagte, man sei weiter gesprächsbereit und fordere die GDL auf, die Verhandlungen unverzüglich wieder aufzunehmen. „Wir wollen weiterhin über ein ausgewogenes und solidarisches Tarifpaket verhandeln. Nach über einem Jahr in der Pandemie ist statt Streiks Vernunft gefragt“, erklärte Seiler.
Die GDL hatte ein erstes Bahn-Angebot als unannehmbar abgelehnt und dann selbst veränderte Forderungen vorgelegt. Sie sollten sich jetzt an Abschlüsse im öffentlichen Dienst anlehnen. Die frühere Forderung von 4,8 Prozent mehr Lohn wurde so nicht wiederholt. Laut Bahn sind die Gesamtforderungen der GDL aber das Dreifache dessen, was im öffentlichen Dienst vereinbart wurden.
Tarifeinheitsgesetz erschwert Verhandlungen
Die Bahn hat bereits mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) eine Tariferhöhung von 1,5 Prozent für eine Laufzeit ab Anfang 2022 bis Ende Februar 2023 vereinbart. In diesem Jahr soll es kein Lohnplus geben. Einen vergleichbaren Abschluss strebt die Bahn mit der GDL an.
Zusätzlich kompliziert wird die Tarifrunde aber dadurch, dass EVG und die GDL beide den Anspruch erheben, für fast alle 185.000 Beschäftigten in Deutschland beim Schienenpersonal zu verhandeln.
Die Bahn sieht sich aber gezwungen, dass Tarifeinheitsgesetz anzuwenden. Danach gilt ein Tarifvertrag nur dort, wo die jeweilige Gewerkschaft die Mehrheit hat. Laut Bahn hat die GDL nur in einem kleinen Teil der Einzelbetriebe des Konzerns die Mehrheit. Die Gewerkschaft bestreitet das und geht juristisch gegen diese Einschätzung vor. (Reuters)