Nach der Insolvenz: Hunderte Ex-Schlecker-Mitarbeiter reichen Klage ein
Sie wollen ihren Rausschmiss nicht hinnehmen: Hunderte gekündigte Schlecker-Mitarbeiter haben rechtliche Schritte eingeleitet. Besonders hoch war die Zahl der Klagen unter anderem in Berlin. Und es dürften noch mehr werden.
Hunderte frühere Schlecker-Beschäftigte haben kurz vor Fristablauf rechtliche Schritte gegen ihre Entlassung eingeleitet. Einem ersten Trend zufolge gingen bis Anfang der Woche bundesweit rund 450 Kündigungsklagen bei Arbeitsgerichten ein, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Endgültige Zahlen werden aber erst in den nächsten Wochen erwartet, wie mehrere Gerichte bekanntgaben.
Erfolg könnten nach Expertenmeinung die Fälle haben, in denen ein Fehler bei der Sozialauswahl nachgewiesen wird. Ende März war im Zuge der Schlecker-Pleite mehr als 10 000 Mitarbeitern gekündigt worden, nachdem eine Auffanggesellschaft für diese gescheitert war. Besonders hoch war die Zahl der eingereichten Klagen bisher in Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die Gerichte rechnen jedoch mit weitaus mehr Klagen gegen die insolvente Drogeriekette, da die dreiwöchige Frist zur Einreichung in den meisten Fällen erst an diesem Freitag (20.4.) abläuft. Zudem sammeln in manchen Orten Gewerkschaften die Klagen ihrer Mitglieder, um sie gebündelt an die zuständigen Arbeitsgerichte zu übergeben.
Im Südwesten gingen insgesamt bisher etwa 200 Klagen ein. In der Hauptstadt Berlin sammelte die Gewerkschaft Verdi sammelte 49 und in Brandenburg 16 Klagen. Hinzu kämen möglicherweise Klägerinnen, die selbst einen Anwalt eingeschaltet hätten, sagte Janet Dumann von Verdi in Berlin. In Dresden und Leipzig waren es zusammen 44 Klagen. In Nordrhein-Westfalen klagten bei den Arbeitsgerichten 80 Entlassene. „Da kommt aber wahrscheinlich noch mehr“, hieß es aus Köln.
In Hamburg, Lübeck, Bremen und Hannover waren es 44 Fälle sowie in Nürnberg, Augsburg und München zusammen 43. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz befürchtet für die Schlecker-Rettung, dass Klagen potenzielle Investoren abschrecken könnten. „Kündigungsschutzklagen dürften eher chancenlos sein, sie schaden jedoch der Investorensuche, damit auch den verbleibenden Arbeitsplätzen“, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters.
Die Gewerkschaft Verdi hatte angekündigt, die entlassenen Mitarbeiter nicht zu rechtlichen Schritten ermuntern zu wollen. Nach Angaben der Bundesarbeitsagentur haben die entlassenen Beschäftigten gute Chancen, schnell wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Interesse an den Mitarbeitern zeigte zuletzt Schlecker-Konkurrent dm.
(dpa)
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