Neuer Aktionär: Holtzbrinck Ventures steigt bei Rocket Internet ein
Die Berliner Start-up-Fabrik Rocket Internet bereitet ihren Börsengang vor. Dazu ordnet sie die Eigentümerstruktur neu: Holtzbrinck Ventures wird Anteilseigner.
Rocket Internet treibt die Vorbereitungen für seinen Börsengang voran und ordnet dazu seine Beteiligungstruktur neu. Der langjährige Partner Holtzbrinck Ventures gibt seine sämtlichen Anteile an sieben E-Commerce-Firmen aus dem Rocket Internet Portfolio ab und tauscht sie gegen eine direkte Beteiligung an der Berliner Start-up-Fabrik ein. Holtzbrinck Ventures wird so zum sechsten Aktionär des Börsenaspiranten. Der Tausch von Anteilen beruhe auf einer langen erfolgreichen Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen, teilte Rocket mit. Die Transaktion wiederum bringe Rocket seinem strategischen Ziel näher, größere Anteile an den Unternehmen aus seinem Firmennetzwerk zu halten.
Die von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gegründete Holtzbrinck Ventures (HV) bringt Anteile an den Online-Modehändlern Lamoda, Dafiti, Jabong und Namshi ein, die in Schwellenländern aktiv sind. Bisher wurden diese Anteile von den Holdinggesellschaften BigFoot und BigCommerce gehalten. Hinzukommen die direkten Beteiligungen an den Online-Einrichtungshäusern Home24 und Westwing sowie an dem Essenslieferdienst HelloFresh. Nicht Teil der Transaktion sind unter anderem die Beteiligungen am Modehändler Zalando und am Lieferdienst DeliveryHero, die HV weiterhin hält.
Rocket wird jetzt mit 4,4 Milliarden Euro bewertet
Dafür bekommt HV im Gegenzug einen Anteil von 2,5 Prozent an Rocket direkt. Alle Anteile seien auf der Basis der letzten externen Finanzierungsrunde der entsprechenden Unternehmen bewertet worden, teilte Rocket mit. Das sind rund 100 Millionen Euro. Die Bewertung von Rocket Internet insgesamt steigt somit rechnerisch auf rund 4,4 Milliarden Euro.
Ob diese Bewertung am Markt geteilt wird, wird sich erst zeigen, wenn das Unternehmen tatsächlich an die Börse geht, was für diesen Herbst geplant ist. Einen Termin gibt es aber noch nicht. Zeitgleich macht sich ein anderes Berliner Unternehmen für die Börse fit: Zalando, auch eine Rocket Gründung, an der Rocket inzwischen aber keine Anteile mehr hält.
Eines der wertvollsten Berliner Unternehmen
Zuletzt hatte United Internet (bekannt für Marken wie 1&1, GMX und Web.de) für einen Anteil von 10,7 Prozent an Rocket 435 Millionen Euro bezahlt, was einer Bewertung von rund 4,3 Milliarden Euro entsprach. Folgt man der Einschätzung der Investoren, zählt die Start-up-Fabrik zu Berlins wertvollsten Unternehmen. Zum Vergleich: Der Medienkonzern Axel Springer ist an der Börse derzeit 4,5 Milliarden Euro wert.
Da für die Transaktion mit HV neue Aktien des Unternehmens ausgegeben werden, werden die Anteile der übrigen Rocket-Anteilseigner leicht verwässert. Der Global Founders Fund der Brüder Marc, Oliver und Alexander Samwer hält nun 52,3 Prozent an Rocket, die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik 18,1 Prozent, United Internet 10,4 Prozent, die philippinische Telefongesellschaft PLDT 8,4 Prozent und der russischstämmige Milliardär Len Blavatnik über Access Industries 8,3 Prozent.
Seit 1999 sind mehr als 100 Firmen entstanden
Rocket Internet ist eine Art Fabrik für Start-ups. Hier werden Internetfirmen am laufenden Band produziert. Seit 1999 sind so mehr als 100 Firmen entstanden, die in mehr als 105 Ländern der Erde aktiv sind und aktuell mehr als 20.000 Mitarbeiter beschäftigen. Zusammen setzen sie mehr als 700 Millionen Euro um – wobei man bedenken muss, dass die meisten Firmen nur wenige Jahre, zum Teil nur wenige Monate alt sind. 2013 hat Rocket für seine Gründungen mehr als zwei Milliarden Euro von Investoren eingesammelt. Gründer sind die drei Samwer-Brüder. Oliver Samwer, der sich vor ein paar Jahren einmal selbst als „der aggressivste Mann im Internet“ bezeichnet hat, ist heute der Chef des Unternehmens.
Corinna Visser