Gewerkschaftstag: Hofmann ist neuer Vorsitzender der IG Metall
Die IG Metall hat den bisherigen Vizechef Jörg Hofmann mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden gewählt. Gewerkschafts-Vize wird zum ersten Mal eine Frau.
Die IG Metall hat einen neuen Vorsitzenden. Die Delegierten des Gewerkschaftstages in Frankfurt wählten am Dienstag den bisherigen Vize-Chef Jörg Hofmann zum ersten Vorsitzenden. Der 59-jährigen Ökonom erhielt 91,3 Prozent der abgegebenen Stimmen ohne Enthaltungen, teilte die Gewerkschaft mit. Ebenso hohe Zustimmung fand die neue Vize-Chefin Christiane Benner. "Ich bin stolz, als erste Frau an der Spitze der IG Metall stehen zu können", sagte sie. Nach der üblichen Abfolge an der Gewerkschaftsspitze hat sie als zweite Vorsitzende gute Chancen, in vier Jahren den dann 63-jährigen Hofmann zu beerben. Hofmann löst Detlef Wetzel (62) an der Spitze der größten Einzelgewerkschaft der Welt ab. Wetzel war 2013 zur Mitte des regulären Wahlturnus nach dem vorzeitigen Ausscheiden seines Vorgängers Berthold Huber gewählt worden. Nun wollte er nicht mehr für eine neue vierjährige Amtszeit kandidieren. Als langjähriger Leiter des für die IG Metall wichtigen Bezirks Baden-Württemberg ist Hofmann ein erfahrener Tarifexperte. Unter seiner Führung will die Gewerkschaft das Thema Arbeitszeit unter den Bedingungen des immer stärker verbreiteten mobilen Arbeitens anpacken. Auch die Rechte der Industrie-Beschäftigten in einer stärker digitalisierten und vernetzten Produktion stehen ganz oben auf Hofmanns Agenda.
Arbeitszeit auf der Zukunftsagenda
Die Gewerkschaft will zudem die Arbeitszeit zu einem „zentralen Thema der Tarifpolitik der nächsten Jahre machen“. Mit der in diesem Frühjahr mit den Arbeitgebern vereinbarten Bildungsteilzeit „haben wir den Fuß für ein selbstbestimmtes Erwerbsleben in die Tür gestellt“, sagte der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, am Montag in Frankfurt am Main. Die knapp 500 Delegierten des Gewerkschaftstages wollen an diesem Dienstag Hofmann als Nachfolger von Detlef Wetzel an die Spitze der IG Metall wählen. Hofmann will die Gewerkschaft als Mitgestalter der Digitalisierungsprozesse profilieren und hat dazu ein Ressort „Zukunft der Arbeit“ in der Frankfurter Gewerkschaftszentrale eingerichtet. Die Mittel dazu hat die größte Gewerkschaft der Welt: Die knapp 2,3 Millionen Mitglieder zahlen in diesem Jahr gut 532 Millionen Euro an Beiträgen, rund 15 Prozent fließen in die Rücklagen, unter anderem für künftige Arbeitskämpfe. Davon gab es in den vergangenen vier Jahren, seit dem letzten Gewerkschaftstag, erstaunlich wenige, entsprechend gering waren die Streikkosten mit 1,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: Allein in diesem Jahr hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mehr als 100 Millionen Euro ausgegeben, den Großteil davon für Arbeitskämpfe bei der Post und in den Kitas.
Der scheidende Gewerkschaftschef Wetzel zog eine positive Tarifbilanz
Der altersbedingt ausscheidende Wetzel zog eine positive Tarifbilanz, die von der IG Metall zuletzt erreichten Abschlüsse hätten oberhalb des verteilungspolitischen Spielraums gelegen. Eine Bedrohung der Beschäftigten sieht Wetzel in der „Zerstückelung von Wertschöpfungsketten“, für ihn Ausdruck des „neuen, ungezügelten Kapitalismus“ mit „neuen Dumpingzonen“ durch den forcierten Einsatz von Werkverträgen. Der Konflikt um eben diese Werkverträge werde „um einiges härter als der um die Leiharbeit“. Die Bundesregierung hat angekündigt, den Missbrauch von Werkverträgen verhindern zu wollen. Wie das genau aussieht, wird Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) erläutern, die am kommenden Freitag auf dem Gewerkschaftstag erwartet wird. Am Mittwoch bereits spricht Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem „Parlament der Arbeit“, wie die IG Metall ihren alle vier Jahre stattfindenden Kongress auch nennt.
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