Preiskampf bei Lebensmitteln: Grüne wollen kleine Bäcker und Metzger retten
Der Preiskampf im Lebensmittelbereich ist scharf. Viele kleine Bäcker und Metzger geben auf. Die Grünen wollen das ändern - mit einem Vier-Punkte-Plan.
Sie gehören zum Kiez dazu – Bäcker, Fleischer oder Konditoren. Doch viele der kleinen Traditionsläden kämpfen ums Überleben, oft ohne Erfolg. Statt beim Bäcker, der sich morgens in die Backstube stellt und seine Brote und Brötchen selber backt, müssen immer mehr Kunden ihre Schrippen im Supermarkt oder an der Tanke kaufen.
Pro Tag gibt eine Fleischerei oder eine Bäckerei auf
Was für Bäcker gilt, trifft auch andere Branchen wie Metzger oder Konditoren. Im Lebensmittelbereich tobt ein heftiger Preiskampf. Kleine, wohnortnahe Handwerksbetriebe können mit den Kampfpreisen der industriellen Großbetriebe und der Supermarktketten nicht mithalten – und verschwinden. In den vergangenen Jahren haben im Schnitt daher an jedem Tag eine Bäckerei und eine Fleischerei in Deutschland aufgeben müssen. Zwar machen die kleinen, lokalen Läden noch immer zwei Drittel aller Verkaufsstellen aus, ihr Anteil am Umsatz sinkt jedoch dramatisch. Zwischen 2007 und 2013 hat sich der Anteil der kleinen Kiez-Lebensmittelhandwerker am Gesamtumsatz halbiert, 60 Prozent der Erlöse entfallen inzwischen auf die großen Ketten, auf Supermärkte und Discounter.
Die Grünen wollen diesen Trend stoppen. „Wenn wir nicht handeln, gibt es immer weniger richtige Bäcker und Metzger vor Ort“, sagte Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen, dem Tagesspiegel. „Die Entwicklung ist alarmierend“, meint auch Markus Tressel, bei den Grünen Sprecher für die ländlichen Räume: „Das Handwerk verschwindet aus unseren Ortskernen und mit ihm die Möglichkeit, nah am Wohnort frisch einzukaufen.“
Weniger Bürokratie und höhere Energiekosten für Großbetriebe
Mit einem Vier-Punkte-Programm, das dem Tagesspiegel vorliegt, wollen die grünen Politiker Hofreiter, Tressel und der Mittelstandsbeauftragte der Partei, Thomas Gambke, diesen Trend stoppen. Dazu wollen sie die Betriebe von Bürokratie entlasten und zugleich Großunternehmen bei den Energiekosten stärker belasten. „Handwerkliche Betriebe, die auf Regionalität und Qualität setzen, müssen wir vor der zunehmenden Industrialisierung der Lebensmittelerzeugung schützen“, betont Hofreiter.
Auch bei der Suche nach Auszubildenden wollen die Grünen den kleinen Handwerksbetrieben helfen. Und ein strengeres Siegel für „regionale“ Produkte soll den Absatz von Waren aus der Region ankurbeln. „Wir brauchen faire Wettbewerbsbedingungen für das Lebensmittelhandwerk, um Arbeitsplätze in der Region und die Vielfalt regionaler Produkte zu erhalten“, begründet Tressel den Vorstoß der Grünen.
Im Einzelnen schlagen die Grünen vor, Berichts- und Statistikpflichten der kleinen Firmen zu entrümpeln, um die bürokratischen Pflichten zu senken. Steuerlich sollen die Betriebe zudem von einer besseren Abschreibung für geringwertige Wirtschaftsgüter profitieren.
Schüler und Flüchtlinge in die Betriebe
Handwerksbetriebe leiden aber nicht nur unter der Bürokratie. Zwischen 2000 und 2013 sind die Ausbildungszahlen im Bäckerei- und Fleischereihandwerk um rund 60 Prozent zurückgegangen. Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, schlagen die Grünen verstärkte Schülerpraktika, eine Ausbildungsgarantie für schwer vermittelbare Jugendliche, eine bessere Förderung von Langzeitarbeitslosen und einen leichteren Einstieg von Asylsuchenden in den Arbeitsmarkt vor. Die Betriebsnachfolge soll dadurch erleichtert werden, dass auch Handwerker, die noch keinen Meisterbrief haben, einen eigenen Betrieb führen können.
Auch das Thema Energiekosten steht auf der Agenda. Die Grünen wollen mit der Ungleichbehandlung innerhalb der Wirtschaft aufräumen. Bislang sind viele Großbäckereien von der EEG-Umlage, mit der erneuerbare Energien gefördert werden, befreit, kleine Handwerksbetriebe müssen sie aber zahlen.
Siegel sollen Regionalität fördern
Um Gutes aus der Region zu fördern, wollen sich die Grünen zudem auf europäischer Ebene für verbindliche Kriterien für ein Regionalsiegel einsetzen. Damit sollen Verbraucher im Laden schnell und zuverlässig Lebensmittel aus der Region erkennen können. Regionale Unternehmen sollen nach dem Willen der Grünen zudem stärker bei der Belieferung öffentlicher Einrichtungen zum Zuge kommen. So sollten Gemeinschaftsküchen in Schulen und Kitas Vorbildfunktion übernehmen und mehr auf regionale Betriebe zurückgreifen.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität