Weltgrößte Agrarschau beginnt am 20. Januar: Grüne Woche wieder ohne Russland
Zum zweiten Mal bleibt Russland der Messe fern. Grund sind die politischen Spannungen. Partnerland ist in diesem Jahr Ungarn.
Eine schlechte Nachricht für alle Freunde von Kaviarhäppchen, russischem Wodka und Cranberrysaft aus dem sibirischen Tomsk: Russland wird auch in diesem Januar der Grünen Woche in Berlin fern bleiben. Alle Versuche des deutschen Agrarministeriums und der Messe Berlin, Russland in die Messehallen am Funkturm zurückzuholen, sind gescheitert. „Wir haben uns sehr intensiv bemüht“, sagte Messesprecher Wolfgang Rogall dem Tagesspiegel. „Aber uns wurde recht früh klar, dass es keine Anmeldung geben wird“.
Wieder nicht. Denn auch im vergangenen Jahr hatten die Russen einen Bogen um die Grüne Woche gemacht, damals war es eine Premiere – und eine Enttäuschung für die Messe und ihre 400.000 Besucher, die sich traditionell zum Jahresauftakt auf der weltgrößten Ernährungsschau einfinden. Immerhin hatte das Land seit 1993 ununterbrochen teilgenommen, seit 2006 war Russland sogar einer der größten Aussteller.
Das Land hatte eine eigene Halle auf dem Südgelände gefüllt und es dort regelmäßig krachen lassen. Teure Installationen und Volkstanzaufführungen haben den Besuch in Halle 2.2 für viele Besucher zu einem Spektakel gemacht und Bildungseifrige dazu veranlasst, im Atlas nach den oft entlegenen Regionen zu suchen, deren Stände sie zuvor in der Halle aufgesucht hatten.
Hintergrund sind aktuelle Spannungen
2009 hatte Russlands Präsident Wladimir Putin sogar gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Rundgang über die Messe gemacht. Heute wäre das undenkbar. Das politische Klima hat sich verschlechtert. Das ist auch der Grund für die Abstinenz auf der Messe. Die EU hatte in der Krim-Krise Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt. Im Sommer 2014 hatte Putin im Gegenzug ein Embargo gegen westliche Agrarprodukte verhängt, das bis heute gilt. Die offizielle Messepräsenz läuft auf der Grünen Woche über Ministerien oder Vermarktungsgesellschaften. Diese bestimmen die Aussteller in ihren Hallen. Politische Dissonanzen haben deshalb unmittelbare Konsequenzen für die Teilnahme auf der Messe.
Die Messegesellschaft, aber auch die Bauern hätten sich das anders gewünscht. „Dass Russland der Grünen Woche erneut fern bleibt, ist bedauerlich“, sagte der Generalsekretär des Bauernverbands, Bernhard Krüsken, dem Tagesspiegel. Das heiße aber nicht, dass der Gesprächsfaden komplett abgerissen ist. „Es gibt auf der Arbeitsebene zwischen dem deutschen und dem russischen Agrarministerium noch Kontakte. Das ist gut, denn es gibt vieles zu besprechen“, betont Krüsken.
Das Embargo hatte die deutschen Bauern und die Ernährungsindustrie anfangs empfindlich getroffen. „Die Umsätze sind 2014 und 2015 um insgesamt 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro gesunken“, sagte Krüsken. 2016 sehe es aber besser aus. „Hier hat der chinesische Markt große Teile des verlorenen Russlandgeschäfts kompensiert. Das gilt vor allem für Fleisch und Milch.“
Messe ist trotzdem ausgebucht
Auch die Messe Berlin kann die Abstinenz Russlands verschmerzen. „Die Grüne Woche ist voll belegt“, sagte Rogall dem Tagesspiegel, dennoch versuche man natürlich weiterhin, Russland zurückzuholen und hofft auf eine Teilnahme im nächsten Jahr.
Die Grüne Woche beginnt am 20. Januar und endet am 29. Januar. Partnerland ist in diesem Jahr Ungarn, das die komplette Halle 10.2 belegt. In der Halle 2.2, in der früher Russland zu finden war, sind jetzt die Blumenschau und der Gartenbau zu finden.
Wie im vergangenen Jahr wartet auch 2017 eine Ausstellungsfläche von 115.000 bis 120.000 Quadratmetern auf die Besucher. Im vergangenen Jahr hatte sich die Grüne Woche die Hallen mit der „Fashion Week“ teilen müssen, die zeitgleich stattfand. Auch in diesem Jahr ballen sich die Termine. Zwar endet die Modemesse „Panorama“ bereits am 19. Januar und damit einen Tag vor der Grünen Woche, doch dann läuft auch schon der Aufbau für die Grüne Woche.