Von Bank zu Bank: Geld für den Depotwechsel
Institute zahlen Kunden eine Prämie, wenn sie mit dem Wertpapiergeschäft zu ihnen umziehen. Trotzdem lohnt sich der Wechsel für Anleger oft nicht.
Manche locken mit hohen Bargeld-Prämien, andere mit Sachgeschenken und dritte mit höheren Zinsen. Weil Bank und Kunde immer öfter keine Liaison fürs Leben mehr eingehen, locken die Institute Anleger mit Geschenken. Beim Wechsel eines Depots, in dem meist größere Beträge in Aktien, Anleihen, Fonds und Zertifikaten angelegt sind, sind die Banken besonders großzügig. Doch nicht immer lohnt es sich, sich von diesen „Geschenken“ bestechen zu lassen.
WAS BANKEN WECHSLERN SCHENKEN
Bis zu 7500 Euro ist es der Deutschen Bank wert, Anleger von der Konkurrenz abzuwerben. Die Commerzbank winkt mit immerhin 2000 Euro. Doch was überaus großzügig klingt, verliert bei näherer Betrachtung seinen Glanz: Denn wer etwa bei der Deutschen Bank die volle Prämie kassieren will, muss 1,5 Millionen Euro im Umzugsgepäck haben. Bei der Commerzbank sind es 250 000 Euro. Der Normalsparer erhält beim Mindestbetrag von 25 000 Euro dagegen nur 125 Euro on top.
Die Hypovereinsbank setzt nicht auf Geld, sondern auf Gold: 40 Gramm erhalten Depotwechsler maximal, wenn sie bisher noch nicht Kunden sind. Für Bestandskunden, die frisches Geld transferieren, gibt´s maximal 20 Gramm. Beim aktuellen Goldkurs von knapp 36 Euro pro Gramm schenkt die Hypo neuen Kunden damit etwa 1440 Euro, wenn sie ein 200 000 Euro schweres Depot übertragen. Wer mit 25 000 Euro umzieht, kann diese nur noch mit einem Goldhauch von fünf bzw. 2,5 Gramm verzieren.
Die Consorsbank, eine Tochter der französischen Großbank BNP Paribas, wiederum lockt mit vergleichsweise hohen Zinsen: Jeder Depotwechsler, der mindestens 6000 Euro mitbringt, kann maximal 20 000 Euro ein Jahr lang zu zwei Prozent anlegen – bei vollständigem Wechsel der Depotbank sogar zu drei Prozent. Da die Consorsbank auf Tagesgeld sonst nur 0,2 Prozent zahlt, liegt der Gewinn nach Depotwechsel bei maximal 540 Euro. Die Sparkassen-Tochter s-Broker wiederum schreibt neuen Kunden ein Guthaben von 300 Euro gut, das aber zweckgebunden ist: neue Sparkassen-Depot-Kunden können davon zukünftige Ordergebühren bezahlen. Die Targobank verspricht 0,75 Prozent bzw. maximal 1500 Euro als Prämie, versieht den Bonus aber mit zahlreichen Einschränkungen. Prämienberechtigt, so heißt es im Kleingedruckten etwa, seien nur Investmentfonds ab 7000 Euro, nicht aber Aktien, Zertifikate oder Anleihen. Auch passiv gemanagte Fonds (ETF) sind ausgeschlossen. Der Hintergrund: Banken erhalten von Fondsgesellschaften ihrerseits Bestandsprovisionen für die Verwaltung von aktiv gemanagten Fonds, für die der Anleger ja auch Ausgabeaufschläge und Managementgebühren zahlt – nicht aber für die Verwahrung von anderen Wertpapieren.
WORAN SICH ANLEGER HALTEN MÜSSEN
Die meisten Prämien werden zudem nicht dauerhaft angeboten, sondern nur als befristete Marketing-Aktionen. Und: die meisten Banken verbinden die Prämien für den Depotwechsel mit gewissen Bindungsfristen. Wer etwa noch im Mai mit seinem Depot zur Commerzbank wechselt, muss seine Investments verpflichtend zumindest ein Jahr bei der Bank lassen. Ein Verkaufsverbot für die gehaltenen Aktien oder Anleihen ist damit nicht verbunden. Allerdings verlangt die Bank, dass bei einem Verkauf von Papieren der Gegenwert bei der Bank bleibt oder dass damit andere Papiere erworben werden. Andere Banken verknüpfen die Prämien mit einer bestimmten Anzahl von Käufen und Verkäufen pro Jahr oder gar pro Quartal oder mit einer bestimmten Orderhöhe.
Grundsätzlich gilt: Ob sich ein Depotwechsel lohne, betonen Verbraucherschützer, hänge von vielerlei Faktoren ab. Etwa von den Kosten der bisherigen Bank, vom Anlegertyp und natürlich von den langfristigen Kosten beim neuen Anbieter. Die Prämie allein könne dabei nur ein Sahneklecks sein.
WANN MAN WECHSELN SOLLTE
Entscheidend sind die Gebühren, die langfristig für das Depot beziehungsweise für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren berechnet werden. Denn die Geschenke werden meist querfinanziert: je günstiger die Depotbank, desto niedriger die Prämie. Die Commerzbank belegt dies: Denn ein Kunde, der mit 10 000 Euro zur Commerzbank wechselt, erhält dafür 200 Euro. Bei der Online-Tochter Comdirect gibt´s jedoch nur 50 Euro. Dafür sind die Depot- und Order-Kosten nach dem Depotwechsel geringer. Dies gilt auch für andere Online-Broker: Sie bieten geringere Wechselprämien, dafür spart der Kunde später mehr, muss aber auf Beratung verzichten. Gar keine Prämie für einen Depotwechsel zahlt folgerichtig etwa jener Anbieter, der bei Kosten-Vergleichen immer wieder ganz oben auf dem Treppchen landete: Flatex. Bei dem Kulmbacher Online-Brokers kostet jede Order unabhängig von der Höhe 5,90 Euro. Wer also einen Wechsel überlegt, sollte Prämie und geplante Aktivitäten verrechnen.
WIE AUFWÄNDIG DER WECHSEL IST
Dass nicht wenige Bankkunden einen Wechsel – ob des Depots oder der gesamten Bankverbindung – erwägen, hat gerade die Finanzberatungs-Agentur Investor´s Marketing in einer Umfrage herausgefunden: Insgesamt wollen sich kurzfristig rund 3,4 Millionen Bankkunden – das sind sieben Prozent – von ihrer Bank trennen und zur Konkurrenz wechseln. Viele scheuen jedoch den Verwaltungsaufwand. Allerdings: Ein Depotwechsel ist relativ problemlos machbar. Banken, die Neukunden mit einem Depot-Bonus gewinnen wollen, übernehmen meist auch den organisatorischen Aufwand und die Formalitäten beim Übertrag oder der Schließung des alten Depots.
Notwendig ist allerdings ein PostIdent-Verfahren zur Legitimierung. Auch Freistellungsaufträge oder Depot-Details wie Stopp-Limits zur Absicherung von Papieren müssen neu installiert werden. Kosten fallen nicht an. Bleibt der Depotbesitzer nach dem Übertrag unverändert der gleiche, verändert sich auch steuerlich nichts: Die Gewinne alter Wertpapier-Positionen aus der Zeit vor der Einführung der Abgeltungssteuer bleiben unverändert steuerfrei.
Anders ist dies beim Depot-Übertrag nicht nur auf eine andere Bank, sondern gleichzeitig auf eine andere Person: Er gilt steuerlich als Verkauf, so dass gegebenenfalls Gewinnsteuern anfallen. Auch die Prämie selbst ist steuerpflichtig, allerdings nur, wenn sie zusammen mit anderen „sonstigen Einkünften“ laut Paragraf 22 des Einkommensteuergesetzes die Summe von 256 Euro nicht überschreitet.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität