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Welche Rolle spielt das Alter? Das sollten die Teilnehmer beim Diversity-Workshop herausfinden.
© Mike Wolff

DIVERSITY 2015: Gefühltes Alter und alte Gefühle

Welche Rolle spielt das Alter in der Arbeitswelt? Und wie wichtig ist Vielfalt im Unternehmen für Bewerber? Das sollten die Teilnehmer der Tagesspiegel-Diversity-Konferenz in Workshops selbst herausfinden.

Von Maris Hubschmid

Kaum eingetreten, schon sollen sich die Teilnehmer entscheiden: Jung oder alt? Zwei Tore trennen die Ankömmlinge in Gruppen. Aber ist diese Einteilung sinnvoll? Dass Alter sehr wohl eine Rolle spielt, weil es bedingt, wie wir sozialisiert sind, was wir vom Leben und damit vom Beruf erwarten und wie wir Dinge interpretieren, das wird im Workshop „Generationenmix“ deutlich. Da kommt es schnell zu Missverständnissen: Das Bedürfnis Jüngerer nach Autonomie und Anerkennung wird als Arroganz oder Narzissmus ausgelegt.

„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ – den Satz kennt im Saal wohl jeder. Was aber, wenn die Lehrjahre kein Ende nehmen, weil lebenslanges Lernen Realität ist? „Die Nachwachsenden verlangen nach altersunabhängigen Karrieremöglichkeiten, gleichzeitig gibt es keinen Grund, warum nicht auch Ältere sich unentwegt weiterbilden und verändern können sollten“, sagt Martin Klaffke, Direktor des Hamburg Institute of Change Management. Eine Belegschaft, die sich von klassischen Altershierarchien löst ist, verheißt mehr Dynamik, ein besseres Kundenverständnis und wertvollen Wissenstransfer, ergibt die Diskussion. Und: „Je verträglicher wir miteinander umgehen, desto länger sind alle möglichst engagiert dabei“ – egal, ob sie auf der Schreibmaschine oder dem Smartphone tippen gelernt haben.

Unternehmen können Mitarbeitern über Apps Wissen vermitteln

Immerhin 19 Prozent derjenigen, die Spiele auf dem Smartphone spielen, sind älter als 50 Jahre, weiß Elisabeth Kurkowski, Organisationsmanagerin bei der Deutschen Bahn zu berichten. Unternehmen sollten diesen Trend nutzen – und ihren Mitarbeitern über Apps und Spiele Wissen und Normen vermitteln. „Game-based Learning“ lautet ihr Zauberwort. Teilnehmer des Workshops konnten am Beispiel eines „Diversity-Spiels“ die Möglichkeiten ausloten.

Dass soziale Vielfalt schon bei der Stellenausschreibung beginnt, zeigte Tanja Hentschel von der TU München. Gemeinsam mit ihren Workshop-Teilnehmern wertete sie ein Beispiel aus. Das eindeutige Ergebnis: Attribute wie „durchsetzungsstark“ werden mit Männern in Zusammenhang gebracht, während Frauen sich von Begriffen wie „kommunikativ“ und „diplomatisch“ angesprochen fühlen. Mit der falschen Wortwahl vergraule man also möglicherweise unbewusst Kandidaten, warnt Hentschel – und schade nebenbei auch dem Ansehen der Firma.

Um Letzteres ging es im vierten Workshop des Tages, der sich mit Image und PR beschäftigte. Referentin Uli Mayer-Johanssen, Gründerin der Agentur MetaDesign, sensibilisierte dafür, Engagement im Bereich Diversity-Management nicht zu verstecken: auf Unter-Unter-Webseiten oder hinter trockenen Grafiken und Absichtserklärungen, wie bei der Deutschen Post oder Telekom. „Alle wollen alles richtig machen, aber transportieren nichts“, urteilt sie. „Wir wollen doch sehen: Wer arbeitet da, welche Lebenswelt verbirgt sich hinter diesem Konzern?“ Eine Marke sei heute viel mehr als ein Logo und das Corporate Design, lautet ihre Botschaft. „Es ist die Inszenierung insgesamt.“

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