Folgen des Ukraine-Krieges: Gasag erhöht die Preise um 26 Prozent in Berlin
Der Versorger reagiert auf explodierende Großhandelspreise. Nach der Erhöhung um 16 Prozent im Januar erfolgt im Mai der nächste Schritt.
Zum zweiten Mal in wenigen Monaten erhöht die Gasag die Preise. Von Mai an müssen die Berliner Haushalte und Unternehmen im Schnitt 26 Prozent mehr für Gas zahlen. Bei einem Jahresverbrauch von 12 000 Kilowattstunden in einer Durchschnittswohnung erhöht sich dadurch die monatliche Gasrechnung um 24,50 Euro auf knapp 119 Euro, teilte die Gasag am Wochenende mit.
Grundlage der Entscheidung ist die Preisentwicklung im Großhandel in den vergangenen Wochen. Der dramatische Anstieg des Preises um bis zu 60 Prozent am Montag ist noch nicht berücksichtigt. Wenn der Preis nicht fällt, ist die nächste Erhöhung also nur eine Frage von Monaten. "Die meisten Marktteilnehmer gehen von längerfristig hohen Preisen aus", sagt Gasag-Chef Georg Friedrichs.
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Erst im Januar hatte das Unternehmen die Preise um 16 Prozent oder rund 13 Euro monatlich erhöht. Der Großhandelspreis habe Anfang März um mehr als 500 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr gelegen. Das zwinge die Gasag dazu, den Preis für die Grundversorgung von Bestandskunden zum 1. Mai anzuheben, teilte das Unternehmen mit. Der Grundversorgungstarif für Tausende Neukunden, die im Dezember zur Gasag gekommen waren, nachdem Billiganbieter wie Gas.de die Lieferung eingestellt hatten, „soll gesenkt und mit den Bestandskunden zusammengeführt werden“.
"Große Belastung für niedrige Einkommen"
Der Gasag-Vorstandsvorsitzende Friedrichs ist sich der sozialen Problematik der beispiellosen Preissteigerungen bewusst und spricht von einer „echten Belastung für Menschen mit niedrigen Einkommen“. Man sei mit Senat und Bezirken im Gespräch, um Lösungen für einkommensschwache Haushalte zu finden. Grundsätzlich sei wichtig, dass sich Kunden im Fall von Zahlungsproblemen bei der Gasag meldeten.
Nur dann könne auch gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Im vergangenen Jahr hatte die Gasag nach eigenen Angaben 1700 Kunden das Gas abgedreht. In Berlin hat die Gasag fast 800 000 Kunden. „Wir müssen uns als Gesellschaft Gedanken darüber machen, wie wir die Last der Kriegsfolgen verteilen“, meint der Gasag-Chef.
Dabei seien die Gasag-Kunden noch vergleichsweise gut dran: Da das Unternehmen sich frühzeitig große Gasmengen zu niedrigen Preisen gesichert habe, „müssen die neuen hohen Großhandelspreise nicht komplett an die Kunden weitergegeben werde“, teilte das Unternehmen mit.
Die Erhöhungen des Berliner Grundversorgungstarifs bleibe „unter den Preiserhöhungen vieler Wettbewerber“. Falls Kunden trotzdem in Zahlungsschwierigkeiten geraten, seien Ratenzahlungen oder vorübergehende Stundungen denkbar. Sofern der Kundenservice der Gasag eine Vollmacht habe, tausche man sich mit dem Jobcenter oder Bezirksamt aus, „um staatliche Unterstützungsleistungen unmittelbar zu sichern“.
Künftig ein Grundversorgungstarif für alle Kunden
Das Berliner Unternehmen, das den Konzernen Eon, Vattenfall und Engie (Frankreich) gehört, kündigte die Zusammenlegung des Grundversorgungstarifs für Bestandskunden mit dem viel teureren Tarif für Neukunden an. Nachdem im Dezember aufgrund der steigenden Großhandelspreise mehrere Energiediscounter ihre Lieferungen eingestellt hatten, landeten die betroffenen Verbraucher bei den regionalen Grundversorgern.
Allein von Gas.de übernahm die Gasag damals nach eigenen Angaben 22.000 Euro, die aber deutlich mehr zahlen mussten als die Bestandskunden. „Die Gasmengen für ungeplant in die Ersatz- und Grundversorgung fallende Neukunden mussten zu den jeweils aktuellen, hohen Einkaufspreisen kurzfristig am Spotmarkt beschafft werden“, erläutert die Gasag die Preispolitik.
Ein Großteil der Neukunden ist inzwischen weitergezogen, hat sich also einen günstigeren Versorger gesucht. Für die verbleibenden Gasag-Kunden gibt es voraussichtlich ab Mai einen einheitlichen Grundversorgungstarif.