Frauen im Top-Management: „Frauen werden immer noch kritischer bewertet“
Der Anteil von Frauen in Führungspositionen steigt nach wie vor langsam. BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta hat ein paar Erklärungen.
Frau Nikutta, wieso erhöht sich der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen so langsam?
Schon im Vorfeld von solchen Entscheidungen werden Frauen immer noch viel kritischer als Männer bewertet. Dazu gehört leider auch, dass gleiche Leistungen, gleiche Ausbildungen und Berufserfahrungen anders und sehr oft zu Ungunsten der Besetzung mit einer Frau gewichtet werden. Das Ablegen von Krawatten und Tragen von Sneakers führen noch nicht zu einer neuen Unternehmenskultur.
Sondern?
Zu einer guten Unternehmenskultur gehört natürlich auch, dass Frauen in Führungspositionen keine Exoten, sondern eine Selbstverständlichkeit sind. Ganz große Bedeutung kommt hier dem Personalmanagement zu. Hier ist es die Aufgabe, gezielt Nachwuchskräfte zu fördern, Quereinstiege zu ermöglichen, Perspektiven zu schaffen, weitere Qualifikationen und Coaching anzubieten.
Damit wäre alles gut?
Es braucht auch Transparenz! Auch durch Headhunter! So müsste auch gegenüber Auftragsgebern nachvollziehbar vorgelegt werden, warum angeblich keine Frau für eine bestimmte Aufgabe gefunden werden kann. Meine Grundposition ist: es gibt ausreichend Frauen für jeden Job.
Führen Frauen anders als Männer?
Ich glaube nicht, dass es einen typisch männlichen oder typisch weiblichen Führungsstil gibt. Da muss jeder oder jede einen eigenen, engagierten Stil entwickeln.
Bringen Frauennetzwerke etwas?
Ja, Netzwerke sind wichtig. Allerdings, wer glaubt, dass Netzwerke den berühmten „Beziehungen“ gleichzusetzen sind, irrt gewaltig. Es geht nicht darum, dass man eine kennt, die einen kennt. Es geht auch hier immer darum, ob man was kann. Man tauscht Wissen, Kenntnisse und Erfahrungen aus. Im besten Fall kann man so eigene Fehler vermeiden und gute Erfahrungen nutzen.
Braucht es auch eine Quote in Vorständen?
Es kommt darauf an, dass Frauen in Führungspositionen – und das beginnt in den untersten Ebenen – völlig selbstverständlich werden. Dies fängt in den Köpfen an. Und zwar in den Köpfen derer, die die Positionen besetzen, aber auch in den Köpfen der Frauen, die die Positionen wollen und sehr oft auch verdienen. Wir brauchen die Quote, nicht als Almosen, sondern als Chance. Und wenn dann eine völlig normale Gleichberechtigung herrscht, dann kommt die Frauenquote in die Geschichtsbücher – als eine Phase, die einst notwendig war.
Sigrid Evelyn Nikutta ist seit dem 1. Oktober 2010 ist Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe - und damit die erste Frau an der Spitze der BVG. Sie will eine Kultur, bei der man Familientermine in den Berufsalltag integrieren kann. Das Gespräch führte Marie Rövekamp.
Einen Bericht über den aktuellen Frauenanteil in den Aufsichtsräten und Vorständen großer Unternehmen in Deutschland finden Sie hier.
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