Weibliche Vorstände: Frauen auf dem Schleudersitz
Die Zahl weiblicher Vorstände ist erstmals seit 2011 rückläufig - viele Spitzen-Frauen haben ihre Posten bereits wieder verloren. Das liegt auch an den extrem hohen Erwartungen, die die Unternehmen an sie stellen.
Rückschlag für die Bemühungen von Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig: Die Zahl der Frauen in Vorständen geht erstmals seit Jahren zurück. Anfang 2013 lag die Quote der weiblichen Vorstände in Dax-Unternehmen noch bei 7,7 Prozent, nun sind es nur noch 6,9 Prozent, hat eine Studie des Vereins „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) ermittelt. Ein Blick auf die Zusammensetzung der Vorstände der 160 in den wichtigsten Börsenindizes notierten Unternehmen bestätigt das: Hier ist die Quote seit Anfang des Jahres ebenfalls von sechs auf 5,8 Prozent abgerutscht. Einen entgegengesetzten Trend gibt es dagegen in den Aufsichtsräten: Seit Januar 2011 ist der Anteil der weiblichen Aufsichtsräte von zehn Prozent auf 18,9 Prozent gestiegen. „Doch wenn ich alle Zahlen zusammennehme, komme ich zu dem Schluss: Wir treten auf der Stelle“, sagte Schwesig anlässlich der Veröffentlichung der Studie.
"Extrem hohe Erwartungshaltung"
Woher der Negativ-Trend in den Vorständen kommt, ist schnell erklärt: Von den 17 Frauen, die im Zeitraum von drei Jahren in den Vorstand eines Dax-Unternehmens berufen wurden, sind bereits acht wieder ausgeschieden. „Das ist eine beachtliche Liste“, sagte Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow dem Tagesspiegel. Die ehemalige Telekom-Vorzeigefrau Marion Schick etwa verließ ihren Posten als Personalchefin. Elke Strathmann scheiterte im Vorstand des Automobilzulieferers Continental. Und auch die Karriere von Regine Stachelhaus im Vorstand von Eon währte nicht lange. Schulz-Strelow versucht sich an einer Erklärung: „Viele der ausgeschiedenen Frauen waren von außen gekommen und hatten keine Hauskarriere durchlaufen. Sie kannten die hausinternen Regeln nicht so gut und waren mit einer extrem hohen Erwartungshaltung konfrontiert.“
Dementsprechend wurden die ausgeschiedenen Frauen in den meisten Fällen durch einen Mann ersetzt oder das Ressort gar nicht neu besetzt. Continental bildet da eine Ausnahme und nominierte Bentley-Personalchefin Ariane Reinhart als Nachfolgerin. „Die Vorstandspositionen wirken für Frauen mittlerweile wie Schleudersitze“, sagt Schulz-Strelow. „Das müssen die Unternehmen ändern.“
"Ohne klare politische Vorgaben wird sich wenig ändern"
Frauenministerin Schwesig sieht durch die neuen Zahlen ihre Bemühungen um eine gesetzlich festgelegte Frauenquote bestätigt: „Der neue Index macht wieder einmal deutlich, dass sich ohne gesellschaftlichen Druck und ohne klare politische Vorgaben wenig ändern wird.“ Derzeit ist der Gesetzesentwurf noch in der Abstimmung. Für Aufsichtsratsposten, die ab dem Jahr 2016 neu zu besetzen sind, soll eine Geschlechterquote von 30 Prozent gelten. Zudem müssen sich 3 500 weitere große Unternehmen künftig verbindliche Ziele für die Besetzung von Spitzenpositionen setzen. Derzeit haben nach Fidar-Berechnungen 44 Prozent der Firmen ein Planungsziel für den Aufsichtsrat definiert, für den Vorstand hat sich nur ein Prozent Ziele gesetzt. Von der Forderung, dass jedes Unternehmen mindestens einen zusätzlichen Vertreter des bisher unterrepräsentierten Geschlechts in den Vorstand aufnehmen soll, ist Schwesig wieder abgerückt.
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