Verbraucherschutz im Flugverkehr: Fluggäste sollen einfacher entschädigt werden
Fast 30.000 Flüge sind 2018 ausgefallen - Passagiere werden aber oft nicht entschädigt. Einige Airlines stellten sich nun der Kritik von Verbraucherschützern.
Das Chaos an deutschen Flughäfen hält weiter an. Seit Jahresbeginn sind dem Verbraucherportal EUclaim zufolge bereits 27 939 Flüge von, nach oder innerhalb von Deutschland gestrichen worden. Weitere 8272 waren bis Dienstag um mindestens drei Stunden verspätet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wird die Misere besonders deutlich. Damals waren 18 904 Flüge annulliert und 6125 verspätet gewesen.
Um die Lage für Passagiere zu verbessern haben sich am Mittwoch unter der Leitung von Justiz- und Verkehrsministerium Vertreter von Verbraucherschutzverbänden, Flughäfen und Airlines getroffen. Zwar wurde über die Gesprächsinhalte Vertraulichkeit vereinbart, aus Teilnehmerkreisen wurde das Treffen aber vorsichtig positiv bewertet: Es sei ein sachliches Gespräch gewesen. Die anwesenden Airlines – Ryanair, Lufthansa und der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft – hätten unverbindlich, aber konstruktiv über verbesserte Passagierrechte diskutiert.
Airlines sollen besser über Fluggastrechte informieren
Offenbar sind sie auch zu einigen Neuerungen bereit. So wollen die Unternehmen zentrale Anlaufstellen zur Abwicklung von Entschädigungsansprüchen und zur Entgegennahme von Beschwerden unterhalten und die Beantragung von Entschädigungen erleichtern. Außerdem sollen die Passagiere künftig per SMS, E-Mail und App und auf Anzeigetafeln im Terminal über Verspätungen und Ausfälle besser unterrichtet werden.
"Daran werden sich die Airlines in Zukunft messen lassen müssen", sagte Marion Jungbluth von der Verbraucherzentrale Deutschland. Als Leiterin des Bereiches Mobilität und Reisen hatte sie an dem Treffen teilgenommen. Von den Airlines erwartet sie, dass diese in Zukunft bei Verspätungen oder Flugausfällen die Kunden sofort informieren und auch immer direkt auf Fahrgastrechte verweisen. "Es darf nicht sein, dass man sich auf jeder Seite einen Wolf holt, bis man Informationen zu Entschädigungen findet", sagte Jungbluth dem Tagesspiegel.
Nächster Gipfel im März
Gerd Billen, Staatssekretär für Verbraucherschutz, äußerte sich optimistisch, dass sich die Entschädigungsverfahren für Fluggäste zeitnah verbessern. „Wir werden mit Nachdruck das heute Besprochene nachfassen“, sagte er. Auch Heinz Klewe, Geschäftsführer der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) war zufrieden nach dem Treffen: „Ich bin hoffnungsvoll, dass die deutschen Airlines über die Möglichkeit einer verpflichtenden Schlichtung nachdenken.“ Diese bringe Vorteile für alle Beteiligten und sei effizienter, so Klewe.
Bereits im Oktober hatte es in Hamburg einen ersten Gipfel wegen der vielen Flugausfälle und Verspätungen im Sommer gegeben, an dem auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) teilgenommen hatte. Damals war ein 25-Punkte-Paket beschlossen worden. Demnach sollten mehr Fluglotsen ausgebildet und gleichzeitig entlastet werden. Fluggesellschaften verpflichteten sich außerdem, Flugpläne zu entzerren und zusätzliche Maschinen einzusetzen. Flughäfen sollten mehr Flächen für Sicherheitskontrollen bereitstellen. Auch wenn die Maßnahmen damals als „sofort gültig“ deklariert wurden, hat sich die Situation an vielen Flughäfen seither kaum geändert. Auch deshalb soll es im März einen weiteren Gipfel im Verkehrsministerium geben – dann allerdings voraussichtlich wieder ohne die Verbraucherverbände.