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Ein Arbeiter benutzt in einer Fabrik der Hess Lichttechnik GmbH eine Schleifmaschine.
© Arno Burgi/dpa

EY-Mittelstandsbarometer: Firmen so optimistisch wie nie

Die deutschen Mittelständler sind mit ihrer Geschäftslage sehr zufrieden. Doch der Fachkräftemangel bremst sie aus - auch in Berlin.

Der deutsche Mittelstand ist aktuell in Hochstimmung. Trotz wachsender globaler Risiken in Politik und Wirtschaft ist mehr als die Hälfte  (65 Prozent) der deutschen Mittelständler uneingeschränkt zufrieden mit ihrer Geschäftslage. Das zeigt das aktuelle Mittelstandsbarometer der Unternehmensberatung EY. „Die Stimmung im Mittelstand ist bemerkenswert gut“, sagt EY-Partner Michael Marbler. Einen solch hohen Wert bei der Zufriedenheit haben die Experten seit Einführung der Umfrage 2004 nicht gemessen. Angesichts der trüben Aussichten der globalen Konjunktur sei das „überraschend positiv“, sagt Marbler.

Einzig unter den Autobauern hat sich die Stimmung eingetrübt: Dort sank die allgemeine Zufriedenheit im Vergleich zum Vorjahr stark. Grund dafür seien die diversen Diesel-Skandale, so Marbler. „Für die Automobilindustrie war 2018 ein schwieriges Jahr.“

Risiken sollten ernstgenommen werden

Vor einer Rezession haben die meisten Firmen derweil keine Angst: Lediglich 36 Prozent fürchten Auswirkungen der gesamtdeutschen Entwicklung auf ihr Unternehmen. Das liegt nach Einschätzung von Marbler an den weiterhin hohen Umsätzen der Firmen. „Zudem beunruhigen die geopolitischen Spannungen den Mittelstand offenbar deutlich weniger als Großkonzerne“.

Er begründet das mit der starken Orientierung mittelständischer Unternehmen an der Binnennachfrage und dem innereuropäischen Markt. Dies „verleiht dem Geschäft in unruhigen Zeiten eine gewisse Stabilität und Berechenbarkeit." Mit Blick in die Zukunft warnt Marbler allerdings: „Tatsächlich ist es wichtig die Risiken ernst zu nehmen und nicht davon auszugehen, dass der Aufschwung ungebremst anhält.“ Globale Wirtschaft und Politik hätten sehr wohl eine Auswirkung auf deutsche Mittelständer.

Ein ungeregelter Brexit und eine Konjunkturabkühlung in China könnten zu Umsatzrückgängen führen, sagt Marbler. „Das ist zwar zunächst vor allem ein Problem für die dort stark engagierten deutschen Konzerne und großen Mittelständer“, erläutert er. „Früher oder später wird eine schwächelnde Konjunktur im Reich der Mitte aber auch zu Einbüßen am Standort Deutschland führen.“

Höchste Beschäftigungsdynamik bei Berlinern

Auch bei Berliner Betrieben boomt das Geschäft: 62 Prozent der Berliner Mittelständler sind rundum zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Im bundesweiten Vergleich bewegt sich Berlin hier jedoch eher im Mittelfeld, während Firmen aus Hamburg und Bayern besonders zufrieden sind. Der Blick in die nähere Zukunft ist für die Berliner trotzdem vielversprechend. Drei Fünftel der Befragten gehen von einer Verbesserung der Geschäftslage in den nächsten Monaten aus.

Diese Zuversicht scheint sich auch auf die Beschäftigung auszuwirken. Wie das aktuelle Mittelstandsbarometer zeigt, sind Berliner Unternehmen im Bundesvergleich besonders gewillt, neue Arbeitskräfte einzustellen. Jedes zweite mittelständige Unternehmen in Berlin will derzeit neue Stellen schaffen.

Mittelständer fürchten Fachkräftemangel

Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Vor allem der Fachkräftemangel bereitet den Firmen Sorgen. 59 Prozent der Befragten stufen den Fachkräftemangel als große Gefahr für ihr Unternehmen ein, 16 Prozent sogar als sehr große. "Sie wissen, dass ein Mangel an gut ausgebildetem Personal die Innovationskraft eines Unternehmens fundamental und nachhaltig bedrohen kann“, sagt Marbler. So müssten immer mehr Mittelständer etwa in neue Technologien investieren, bräuchten dafür aber qualifizierte Fachkräfte, die mit ihnen umgehen können.

Lena Paetsch

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