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Ferdinand Piech verhandelt laut "Spiegel" über den Verkauf seiner VW-Akten.
© Andreas Gebert/dpa
Update

VW-Konzern: Ferdinand Piëch will aussteigen

Der Patriarch will raus: Ferdinand Piëch verhandelt über den Verkauf seiner Anteile am Volkswagen-Konzern.

Ferdinand Piëch bereitet seinen endgültigen Rückzug aus dem Volkswagen-Porsche-Konzern vor. Piëch will seine Anteile an der Porsche Holding SE, die 52 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen hält, verkaufen. Die Holding teilte am Freitag mit, sie sei davon unterrichtet worden, „dass die Familien Porsche und Piëch Verhandlungen führen“, ob Piëchs Stiftungen, in denen die Aktien gebündelt sind, die Anteile „an weitere Mitglieder der Familien Porsche und Piëch übertragen“. Piëch hält 14,7 Prozent der Porsche-Stammaktien. Seine Aktien sollen rund eine Milliarde Euro wert sein. Zuvor hatte der „Spiegel“ über den möglichen Verkauf berichtet.

Über einen – freilich nicht ganz freiwilligen – Rückzug Piëchs war bereits in den vergangenen Tagen spekuliert worden. So hatte sich sein Vetter Wolfgang Porsche, Aufsichstratsvorsitzender der Porsche SE, am Rande des Autosalons in Genf ungewohnt kritisch über Piëch geäußert. Dieser hatte im Zusammenhang mit der Diesel-Affäre unter anderem Wolfgang Porsche der Mitwisserschaft beschuldigt. Angeblich hatten sich die Familien Porsche und Piëch darauf geeinigt, den 79-jährigen Piëch im Zuge einer Umstrukturierung des Kontrollgremiums der Porsche SE zu entmachten und ihm sein Aufsichtsratsmandat zu entziehen.

Porsche SE ist das eigentliche Machtzentrum

Porsche teilte am Freitag mit, es sei aktuell noch nicht abzusehen, ob es tatsächlich zu einer Veränderung der Aktionärsstruktur komme. Die Familien Porsche und Piëch wollen aber offenbar verhindern, dass ein externer, familienfremder Investor Piechs Anteile übernimmt und über die Porsche-Holding Einfluss auf den VW-Konzern gewinnt. Die Familien, die laut „Spiegel“ ein Vorkaufsrecht haben, sollen ein großes Interesse an der Übernahme haben. Die Porsche SE ist eine Beteiligungsgesellschaft, die 52 Prozent der Stimmrechte und knapp 31 Prozent der Kapitalanteile an VW hält. Der Sportwagenhersteller Porsche ist inzwischen vollständig in den Volkswagen- Konzern integriert. Die Porsche SE gilt wegen der milliardenschweren VW-Beteiligung als das eigentliche Machtzentrum des größten Autoherstellers der Welt. Im zwölfköpfigen Aufsichtsrat sitzen alle wichtigen Familienvertreter.

Piëch, der am 17. April 80 Jahre alt wird, hatte den VW-Konzern zuletzt in heftige Turbulenzen gestürzt und war in der Familie isoliert. Bis April 2015 war er VW-Aufsichtsratschef gewesen und galt als mächtigster Mann bei Volkswagen. Nach einem Machtkampf mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn („Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“) trat Piëch vor knapp einem Jahr von fast allen Ämtern zurück und blieb am Ende lediglich Aufsichtsrat bei der Porsche SE. Seine kolportierten Aussagen bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig zur Diesel-Affäre brachten dann das Zerwürfnis mit der Familie: Piëch sagte aus, Wolfgang Porsche, der niedersächsische Ministerpräsidenten Stephan Weil, der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber und VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hätten früher als behauptet vom Diesel-Betrug gewusst.

Haben Investoren aus China nun eine Chance?

„Aus Gründen, die wir nicht kennen – die aber möglicherweise mit Dieselgate und den Beschuldigungen von Winterkorn und Aufsichtsräten zusammenhängen – hat Piëch sein Ziel, in die Historie der Autowelt einzugehen, wohl ad acta gelegt“, sagte der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer dem Tagesspiegel. Es sei nur konsequent und folgerichtig, „dass er alle Bande zerschneidet“ und sich auch von seinem Aktienpaket trenne. Dies eröffne nun industriellen Investoren aus China „eine große Chance“.

Volkswagen hatte 2016 den Absatz in China inklusive Hongkong mit vier Millionen verkauften Fahrzeugen um 12,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. VW-Chef Matthias Müller kündigte vor ein paar Tagen bei der Vorlage der Jahreszahlen an, VW wolle in China künftig noch präsenter werden. Insgesamt hat der Zwölf-Marken-Konzern im vergangenen Jahr mehr als zehn Millionen Autos weltweit verkauft.

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