Verkaufszahlen 2018: Fahrrad-Industrie verzeichnet leichtes Wachstum
Die Fahrrad-Absatzzahlen stiegen 2018 nur schwach an. Die Schuld dafür, dass das Wachstum nicht stärker ist, sieht die Branche bei der Politik.
Im vergangenen Jahr ist der Absatz von Fahrrädern in Deutschland leicht gestiegen. Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) teilte am Donnerstag mit, dass 2018 rund 4,2 Millionen Fahrräder verkauft wurden, im Jahr zuvor lag der Wert bei 3,85. Eine positive Entwicklung, vor allem da im Vorjahr noch ein Rückgang zu Buche schlug. 2016 lag der Absatz noch bei rund vier Millionen Stück.
Der Branchenverband zeigte sich erfreut. "Die zunehmende Bedeutung des Radverkehrs für die Mobilität von heute und der Zukunft spiegelt sich auch in den Kennzahlen der Fahrradindustrie wieder", hieß es anlässlich der neuen Zahlen. Zudem habe der lange Sommer 2018 den Verkauf angekurbelt. "Dies führte zu einem wirtschaftlich starken Jahr für die deutschen Fahrrad-, E-Bike-, Komponenten- und Zubehörhersteller."
Beim Umsatz mit Fahrrädern und E-Bikes gab es einen deutlicheren Anstieg: 2018 seien 3,2 Milliarden Euro erwirtschaftet worden, das entspreche laut dem Verband einem Plus von rund 16 Prozent. Zusammen mit dem Komponenten- und Zubehörbereich ergebe sich ein Gesamtumsatz der deutschen Fahrrad-, E-Bike, Komponenten- und Zubehörindustrie von rund sechs Milliarden Euro. Das stärkste Wachstumssegment blieben auch im vergangenen Jahr die E-Bikes. Der Wert von 980.000 verkauften Elektrofahrrädern bedeutete ein Plus von 8,6 Prozent gegenüber 2017.
Mangelhafte Infrastruktur in Deutschland
Der Marktanteil von E-Bikes am Gesamtfahrradmarkt steigerte sich den Zahlen zufolge auf knapp ein Viertel. Diese Entwicklung ist auch maßgeblich dafür, dass der Durchschnittspreis eines verkauften Fahrrads in Deutschland weiter ansteigt. 2016 lag dieser Wert noch bei 648 Euro, steigerte sich im darauffolgenden Jahr auf 706 und lag 2018 bei 756 Euro.
Doch die Fahrrad-Lobby will sich mit dieser Steigerungsrate nicht zufrieden geben. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bewertete die aktuellen Zahlen negativ, sie seien "in erster Linie dem sehr guten Wetter zu verdanken", so der Verband in einer Mitteilung. Dass nicht mehr Fahrräder verkauft werden, liegt laut dem ADFC an der mangelhaften Infrastruktur in Deutschland – und an der Politik, die daran nichts ändert.
"Es reicht nicht, das Fahrrad als sauberes und gesundes Verkehrsmittel zu loben – und Radfahrerinnen und Radfahrer mit größtenteils unzumutbarer Infrastruktur abzuspeisen", so ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork. "Die schlechten oder ganz fehlenden Radwege und Fahrradparkanlagen sind nicht nur eine Bremse für die dringend nötige Verkehrswende, sondern sie deckeln auch das Wachstum der deutschen Fahrradindustrie."
Positives Beispiel Niederlande
Ein Blick ins Ausland zeige, wie es besser geht. "Pro Jahr investiert der niederländische Staat pro Einwohner etwa 30 Euro in das weltweit am besten ausgebautes Radwegenetz, Radschnellwege und großzügige Fahrradparkhäuser. In Deutschland liegen die Investitionen in Rad-Infrastruktur bei unter 5 Euro pro Kopf", rechnet der ADFC vor.
Das zahle sich aus: Pro Jahr legen Menschen in den Niederlanden laut dem Verband im Durchschnitt über 1000 Kilometer im Jahr mit dem Rad zurück, in Deutschland sind es nur 400. Und davon würde auch die Industrie profitieren. Denn in den Niederlanden liegt der durchschnittliche Verkaufspreis für ein Fahrrad bei 1176 Euro.
Erst vor wenigen Wochen hatte der Fahrrad-Verband im Tagesspiegel beklagt, dass die Versprechungen der Politik nicht in der Branche ankommen. „Dass sich die Verkehrswende in steigenden Absatzzahlen widerspiegelt, kann man momentan noch nicht sehen“, hieß es damals. Und auch der ADFC fügte an: "Vor allem brauchen wir mutige Politikerinnen und Politiker, die sich trauen, dem Platzfresser Auto Stück für Stück Platz abzutrotzen, um ihn für effizientere Mobilität zu nutzen."
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